Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst
sicher, daß sie die Franken mit Leichtigkeit besiegen würden. Woher nahm er nur diesen Mut? Der junge Ritter wünschte, er könnte auch so denken … Zwei gegen acht … Es war klar, wie das enden würde.
»Ihr glaubt wohl, Burgunden seien unsterblich! Wie Ihr wollt! Ich hatte schon letztes Jahr das Vergnügen, einem Ritter Eures Königs zu zeigen, welche Farbe seine Eingeweide haben. Heute werden es die Hunde tun!« Der Krieger riß den Arm hoch, und im selben Augenblick ließen seine Männer die Hunde los.
»Ich hasse große Hunde!« Golo hob seine Axt. Die Bestien w a ren deutlich größer als Wölfe und konnten einem ausgewac h senen Mann mit Sicherheit mühelos die Pfoten auf die Schu l tern legen, wenn sie sich auf die Hinterbeine stellten.
»Sag ihnen das, vielleicht gehen sie dann wieder«, murmelte der Spielmann zynisch. Volker stand breitbeinig vor den Bau m stämmen. Er hielt sein Schwert gesenkt, und es schien ihn nicht im mindesten zu beunruhigen, die vier Bestien auf sich z u kommen zu sehen. Golo wünschte, er hätte das gleiche Gottve r trauen. Er hatte das Gefühl, daß in seinem Magen ein riesiger Stein lag, der ihn auf die Knie hinabzog. Ängstlich sah er den Hunden zu, wie sie über die Stämme der gestürzten Bäume hinwegsetzten, die kreuz und quer auf der Lichtung lagen. Der Speichel tropfte ihnen in langen Fäden von den Lefzen, so, als könnten sie es kaum erwarten, Blut zu schmecken. Mit einem letzten Satz sprangen sie über die verloschene Feuergrube hi n weg und waren dann über ihnen.
Wie der Stoß eines Rammbocks traf Golo der Schlag, als der erste der Hunde gegen seinen Schild sprang. In flachem Bogen schwang seine Streitaxt herab. Ein schrilles Heulen ertönte. Um ein Haar hätte einer der anderen Köter seine Hand erwischt.
Die Bestien zogen sich zurück. Einer der Hunde lag ausg e streckt vor Volker. Ein anderer hatte einen langen blutigen Schnitt über der Schulter und hinkte. Drohend knurrend, bli e ben sie etwa fünf Schritt entfernt stehen. Sie hatten die Schwä n ze zwischen die Hinterbeine geklemmt.
Golo atmete erleichtert auf. Einer der Wolfshunde hatte die gebratenen Waldhühner neben der Feuergrube entdeckt und machte sich darüber her. Mit einem einzigen Happen ve r schwand das erste Huhn in seiner gewaltigen Schnauze. Die anderen beide n Hunde kamen hinzu, um sich ihren Teil von der Beute zu holen.
»Mögt ihr an den Knochen ersticken, ihr Ausgeburten der Hölle. Werkzeuge Satans und … «
»Spar dir lieber deinen Atem, Golo! Die Hunde waren nur das Vorgeplänkel. Jetzt geht der Tanz erst richtig los.« Die Franken hatten sich zu einem Halbkreis aufgefächert und waren nur noch weniger als zehn Schritt entfernt. Jeder von ihnen hatte eine Francisca in der Hand.
»Jetzt!« brüllte der Anführer der Krieger.
Golo duckte sich hinter seinen Schild. Kaum einen Atemzug später prallten die Äxte krachend in das zähe Holz. Nur wenige Fingerbreit über seinem Arm hatte die Spitze einer Axt den Schild durchschlagen. Der junge Ritter atmete langsam aus und erhob sich wieder. Ein kleines Stück tiefer, und der blinkende Stahl würde in seinem Fleisch stecken . Golo schüttelte sich. Für solche Überlegungen war jetzt keine Zeit mehr! Die Franken hatten ihre Schwerter gezogen und stürmten auf sie ein.
»Wir müssen Schulter an Schulter bleiben«, rief Volker, »dann können sie uns nicht mit mehr als zweien gleichzeitig angre i fen, jedenfalls nicht, solange wir das Holz im Rücken haben.«
Statt eine Antwort zu geben, ließ Golo seine Axt auf den Vo r dersten der Angreifer niedersausen. Der Franke parierte den Hieb mit seinem Schild und die Schneide der Waffe grub sich krachend zwei Fingerbreit ins Holz. Mit einem Ruck riß Golo die Axt zurück und entging nur um Haaresbreite einem Schwertstreich, der auf sein Handgelenk gezielt hatte.
Dicht wie Hagelschlag prasselten die Schwerthiebe der Fra n ken auf seinen Schild, und die Wucht ihres Angriffs drängte ihn um einen halben Schritt zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Holzstämme stieß. Golo fluchte leise. So eingeengt konnte er mit seiner Axt nicht mehr richtig ausholen.
Mit einem Schmerzensschrei taumelte einer von Volkers Ge g nern zurück. Wie die Sichel, die ins Heu fährt, zog die Klinge des Spielmanns blitzende Bögen und hielt die Angreifer auf Abstand.
Wieder führte der junge Ritter einen Hieb seitlich an seinem Schild vorbei. Einer der Angreifer machte einen Satz zurück. Mit einem Ruck bremste
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