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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Der Duft von Brate n fleisch stieg ihm in die Nase.
    Etwas zu essen wäre auch nicht schlecht. Ein voller Bauch würde beim Denken sicher nicht schaden …

    »Ich hätte niemals auf dich hören sollen, Ritter!« fluchte der Eber leise.
    »Still!« zischte Volker. »Noch ahnen sie wenigstens nicht, was hier vor sich geht.« Er blickte zu den beiden Kriegern, die ein paar Schritt hinter ihnen neben der Eingangstür stehengebli e ben waren. Sie befanden sich jetzt innerhalb des Praetoriums im Arbeitszimmer des Statthalters. Der große Raum wurde von einem mächtigen Tisch beherrscht, auf dem eine Landkarte s o wie ein paar Schriftrollen und eine Wachstafel mit einem Satz hölzerner Griffel lagen. Eine vierarmige Öllampe tauchte den Tisch in freundliches gelbes Licht. Die Wände aber blieben we i terhin im Schatten, so daß man nur undeutlich die rissigen Fresken erkennen konnte. Sie stammten noch aus der Zeit, als die Römer die Herren des Landes gewesen waren, wie man u n schwer an den Rüstungen der Krieger erkennen konnte. Auf der linken Seite sah man siegreiche römische Soldaten einen Haufen Barbaren niedermachen. Auf der anderen Seite war e i ne lange Reihe von Tributbringern abgebildet. Der frühere Kommandant dieser Stadt hatte seinen Gästen wohl demons t rieren wollen, was es hieß, sich gegen die Herrschaft Roms au f zulehnen.
    Zwei Diener mit einem Feuerbecken traten ein und stellten i h re Last neben dem Arbeitstisch ab. Dankbar trat Volker an die Schale mit den glühenden Kohlen und wärmte sich. Es war elend kalt geworden in den letzten Tagen. Wolken hatten die Berge hinter grauen Schleiern verborgen, und immer wieder hatte es eisige Schauer gegeben. Wie lange es wohl dauern mochte, bis der erste Schnee fiel?
    »Hast du einen neuen Plan, Ritter?« Der Eber war ebenfalls an das Feuerbecken getreten. Den Rücken zum Spielmann g e wandt streckte er seine Hände der Glut entgegen.
    Mit einem flüchtigen Blick überprüfte der Burgunde die Fe s seln um die Handgelenke des Räubers. Der Eber würde sie mit einer einzigen Bewegung abstreifen können. Vorsichtig zog Volker sein Messer aus dem Gürtel und ließ es dem Eber in die Hände gleiten.
    »Wir werden das Tor der Garnison öffnen müssen. Ich glaube nicht, daß Golo und deine Männer es ohne unsere Hilfe scha f fen werden, hier hereinzukommen.«
    »Nichts leichter als das«, höhnte der Eber. »Wir müssen nur ein halbes Dutzend Wachen töten … Vielleicht sogar noch ein paar mehr … Und dann werden wir die Stadt übernehmen. Ich muß von Sinnen gewesen sein, als ich deinem verrückten Plan zugestimmt habe, Ritter.«
    »Ich war schon schlimmer in der Klemme«, murrte Volker einsilbig.
    »Genau! Weil diese … «
    Die beiden Wachen an der Tür salutierten ihre Speere, und ein junger Offizier trat ein. Der Mann hatte kurzgeschorenes blo n des Haar und eisgraue Augen. Er war mit einer reich bestickten Tunika bekleidet und trug sein Wehrgehänge lose in der Hand, so als habe man ihn gerade aus dem Bett geholt. Einige Ate m züge lang musterte er den Eber, dann blickte er zu Volker und lächelte triumphierend.
    »Hat diesen Hurensohn und Kinderschänder doch noch sein Schicksal ereilt! Niemand kann auf Dauer dem Licht der G e rechtigkeit entgehen, das die Finsternis tilgt. Du bist zum Vol l strecker von Mithras ’ Willen geworden, Jäger. Heute hat die Hand des Gottes dich geführt.« Der Statthalter lächelte noch immer. Volkers Blick fiel auf einen schmalen Goldring an der Hand des Mannes, der mit einem Löwenkopf verziert war. I r gendwo hatte er so ein Schmuckstück schon einmal gesehen …
    »Nun, so wie du aussiehst, Jäger, ist dir klingendes Gold in der Tasche lieber als die Gewißheit, ein Günstling des Gottes zu sein. Mernog!« Der Statthalter drehte sich zu den beiden Kri e gern an der Tür um. »Geh und weck den Schreiber. Er soll dir hundert Goldstücke aus der Soldkasse auszahlen.«
    Der Krieger nickte stumm und verschwand durch die Tür.
    »Du bist in der Tat so häßlich, wie man sagt, Bastard. Die H u re, die dich geboren hat, ist wohl von einem schwarzen Eber besprungen worden. Wahrscheinlich war sie so scheußlich, daß es nicht einmal die Besoffenen mit ihr treiben mochten. Die Welt wird ein schönerer Ort sein, wenn Graf Ricchar dich hat hinrichten lassen.«
    Der Statthalter stand jetzt dicht vor dem Eber. Volker machte einen Schritt zur Seite und näherte sich der Tür. Er mußte den Wachtposten erwischen, bevor er Alarm geben

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