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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Waffenrock. »Ich kann dir auch gleich jetzt den Kopf abschneiden und ihn in Salz einlegen lassen. Oder ich reiß dir nur Zunge heraus, dann muß ich mir dein dummes Geschwätz nicht weiter anhören. Tu doch nicht so, als würde dir das Wohl meiner Männer am Herzen liegen. Für einen wie dich sind wir doch allesamt nur Strauc h diebe, die man am besten an der nächsten Eiche aufknüpfen sollte.«
    Volker lächelte dünn. »Das trifft mein Bild von dir ganz gut. Trotzdem habe ich dir einen Handel vorzuschlagen.«
    Der Eber ließ ihn wieder los und lachte lauthals. »Du willst mir ein Angebot machen? Ich glaube, du verkennst die Lage, in der du bist!«
    »Und wenn ich wüßte, wie man deine Lagerhäuser bis unter die Dachsparren füllen könnte? Der Preis dafür wäre allerdings, daß du mir sicheres Geleit bis vor die Tore von Treveris g e währst.«
    »Wird das einer deiner Tricks, Ritter, oder wie willst du ein solches Wunder vollbringen.«
    Volker blickte den Räuber herausfordernd an. »Das wird kein Wunder. Ich brauche allerdings einen Mann, der außerordentl i chen Mut hat. Hast du Mut, Eber?«
    Der gedrungene Räuber spuckte dem Burgunden vor die F ü ße. »Auf dieses Spiel laß ich mich nicht ein. Mut, Ehre, Tapfe r keit, das ist was für Ritter. Hier draußen kommt es auf andere Dinge an, um zu überleben.«
    »Zum Beispiel darauf, daß deine Leute genug zu essen haben, um gut über den Winter zu kommen?«
    »Rede nicht um den heißen Brei herum!« Die beiden hatten inzwischen die schmale Stiege zum Turm erreicht. Der Eber wandte sich zu den wenigen Männern um, die ihm bis hierher gefolgt waren. »Geht und trinkt auf unseren erfolgreichen Jagdzug. Ich muß mit dem Ritter was besprechen. Nehmt se i nen Freund mit, und paßt mir auf, daß er nicht versucht, sich davonzumachen.«
    »Vielleicht sollten wir ihm einfach die Beine brechen?« grölte einer der Krieger. Die anderen Männer lachten.
    »Gute Idee, Gunbold. Wir werden morgen darüber entsche i den.« Der Eber winkte Volker, ihm zu folgen.
    Das erste Geschoß des Turmes bestand aus einer einzigen großen dunklen Kammer. In einer Ecke war ein Lager aus Stroh aufgeschüttet. Mitten im Raum stand ein grob gezimmerter Tisch, und einige leere Fässer dienten als Stühle.
    Neugierig sah Volker sich um. Durch ein paar schmale Schießscharten fiel Licht in den Raum. Richtige Fenster gab es nicht. Eine Leiter führte ins nächste Geschoß, und ein Loch im Boden zum Erdgeschoß. Volker rümpfte die Nase. Es stank wie in einer Bärenhöhle. Auf dem Tisch stand eine Schüssel mit vergammeltem Essen, daneben lag ein umgestürzter Bierkrug.
    »Hübsch hast du es hier.«
    »Spar dir deinen Spott, und bete lieber, daß mir dein Plan g e fällt, sonst werde ich dir wirklich die Zunge herausreißen. Dein weibisches Gewäsch werde ich mir nicht mehr länger anhören.«
    Volker nahm sich eines der Fässer, setzte sich und begann zu erzählen. Als er fertig war, blickte er den Eber herausfordernd an. »Und? Hast du den Mut dazu?«
    Der Räuber schüttelte langsam den Kopf. »Du mußt mich wohl für vollkommen verrückt halten!«
    Volker grinste. »Stimmt.«

    Golo blickte erst zu dem mächtigen, von zwei Türmen flankie r ten Tor von Castra Corona und dann wieder zu Volker und zum Eber. Die beiden mußten verrückt geworden sein!
    »Bist du sicher, daß du das wirklich riskieren willst? Man kann eine so schwer befestigte Stadt nicht mit dreißig Kriegern erobern.«
    »Wer spricht denn von Eroberung? Wir werden hier nicht länger bleiben als notwendig. Bisher war mir Fortuna stets wohlgesonnen, so wird es auch heute sein.« Volker winkte den anderen und gab das Zeichen zum Aufbruch.
    Golo mochte es nicht, wenn der Spielmann den Namen hei d nischer Gottheiten in den Mund nahm, und sei es auch nur zum Spaß. Er murmelte leise ein Bußgebet und bat Gott, nachsichtig mit dem leichtfertigen Burgunden zu sein. Volker hatte sich sehr verändert in den letzten Tagen, und das nicht nur äuße r lich. Für seinen verrückten Plan hatte er seine langen, blonden Locken geopfert. Sein Haar war jetzt kurz geschoren, ungew a schen und strähnig. Auch rasiert hatte er sich nicht mehr, so daß seine Wangen mit langen, goldfarbenen Stoppeln gespre n kelt waren. Kettenhemd und Schwert hatte der Ritter im Rä u berlager zurückgelassen. Er trug statt dessen Kleidung aus gr o ber Wolle und weichem Leder, ganz so wie die anderen Strauchdiebe, die der Eber um sich versammelt hatte, und er roch

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