Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Schritt nach vorne, zog das Schwert unter dem Mantel hervor und stieß es dem Franken in den Bauch. Gleichzeitig preßte er dem Sterbenden seine Linke auf den Mund. Der Krieger bäumte sich auf, doch mit jedem Herzschlag wurde sein Widerstand schwächer. Als der Franke sich nicht mehr rührte, ließ Volker ihn zu Boden gleiten. Dann wandte er sich zum Tor. Ein riesiger Balken, groß wie ein ha l ber Baumstamm verschloß die beiden Flügel. Der Spielmann seufzte. Er würde wohl auf den Eber warten müssen, um den Torbalken leise aus seiner Verankerung heben zu können. Seine Kraft mochte wohl reichen, ihn allein bei Seite zu schieben, doch wenn der Balken polternd auf das Pflaster fiel, würde der Lärm die halbe Garnison aufwecken! Müde lehnte sich der Spielmann gegen die Mauer. Es war kalt. Seine Kleider waren vom Blut des Franken durchnäßt und wärmten nicht mehr. Wie hatte es nur so weit kommen können, daß er mit Räubern eine schlafende Stadt überfiel …
    Eine der Türen zum Hof öffnete sich. Gelbes Licht fiel in e i nem breiten Streifen auf das Pflaster. Zwei Gestalten erschienen unter der Tür. Leicht schwankend traten sie hinaus und hielten auf die Ställe zu.
    »Ein Hoch auf den Statthalter und seinen Wein«, grölte einer der Männer.
    »Und ein Hoch auf den Eber, der sich hat fangen lassen.« Die beiden lachten. Offenbar hatte der Statthalter seinen Männern zur Feier des Tages ein Faß Wein überlassen.
    Volker hob den Bogen. Er mußte etwas tun. Die beiden hielten fast genau auf die Stelle zu, an der die Leiche des Statthalters lag. Was zum Henker wollten sie nur bei den Ställen? Verzwe i felt blickte der Spielmann auf den Bogen, der neben ihm an der Wand lehnte. Nein, das war keine Lösung. Selbst wenn er mit dem ersten Schuß einen der beiden niederstreckte, würde der andere noch im selben Moment Alarm geben. Und wenn er ei n fach hinüberging … Doch das wäre dasselbe. Brachte er einen um, hätte der andere auf jeden Fall noch Gelegenheit zu schre i en.
    Die beiden hielten vor der Wand der Stallungen und erleic h terten sich in die schmale Abflußrinne, die unterhalb der Mauer verlief. Volker begann zu beten. Nur die Heiligen vermochten ihm jetzt noch zu helfen. Oder vielleicht der Erzengel Gabriel … Gabriel war ein Krieger. Er hätte Verständnis für diese verzwe i felte Lage.
    Der erste der Männer drehte sich um und machte sich auf den Rückweg zur geöffneten Tür auf der anderen Seite des Hofes. Der Lärm eines Festes ertönte von dort. Trinksprüche und de r be Soldatenlieder. Auch das helle Geschrei von Huren war zu hören.
    Jetzt drehte sich auch der zweite Kerl um. Volker atmete e r leichtert auf.
    Plötzlich hielt der Soldat vor der Mauer inne. Er beugte sich in Richtung des toten Statthalters. Der Spielmann biß sich auf die Lippen. Dann griff er nach dem Bogen. Wenn Alarm gegeben wurde, kämen die Krieger als erstes hierher, um das Tor zu s i chern.
    »Heh, Kamerad! Du hast dir einen schlechten Platz zum Schlafen ausgesucht.« Der Franke lachte heiser. »Dort muß dir doch das, was vom Wein geblieben ist, direkt unter der Nase vorbeilaufen.«
    Leicht schwankend, bückte sich der Mann. Der zweite Soldat hatte sich inzwischen wieder umgedreht. »Ruidiger, wo bleibst du?«
    Volker hatte das Gefühl, daß sein Herz so laut wie eine Trommel schlug. Jetzt war alles vorbei. Ihm blieb nur noch, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Er hatte immer g e hofft, einen heldenhaften Tod in einer Schlacht zu sterben, so daß die Barden eines Tages vielleicht Lieder über ihn singen würden. Jetzt, wo der Tod so nahe war, war er plötzlich wieder ruhig. Er griff nach dem Bogen.
    Der. Krieger bei den Pferdeställen drehte inzwischen den Leichnam des Statthalters herum. Einen Lidschlag lang verhar r te der Franke. Dann erkannte er, wer dort vor ihm lag, und sein gellender Alarmruf schallte über den Hof.
    Volker zog die Sehne des Bogens durch.
    »Schaut hierher, ihr fränkischen Hurenböcke! Hier steht euer schlimmster Feind. Der Eber! Zuerst habe ich mir euren Stat t halter geholt, und jetzt seid ihr dran. Niemand kann den Eber töten!« Der Räuber stand auf den Stufen unter dem Portal des Praetoriums. Er hielt zwei gekreuzte Kurzschwerter über sein Haupt erhoben und sah aus wie ein Kriegsgott aus der Zeit, in der Götter noch manchmal auf Erden wanderten.
    Der Spielmann ließ den Bogen wieder sinken. »Danke!« mu r melte er leise. Es war offensichtlich, daß der Eber versuchte,

Weitere Kostenlose Bücher