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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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füllen. Die Garnison und die Stadt gehören uns.«
    »Gut.«

10. KAPITEL

    er Eber hatte Wort gehalten. Nachdem sie die Vorratslager der Garnison von Castra Corona geplündert hatten, waren sie z u nächst mit ihrer Beute in seine Bergfestung zurückgekehrt. O b wohl der schwerverletzte Anführer der Räuber sich kaum aufrecht auf seinem Thron am Ende des Langhauses halten konnte, hatte es ein großes Fest gegeben, und am näch s ten Morgen durften Volker und Golo das Bergdorf verlassen.
    Begleitet von zwei Räubern schlugen sie einen weiten Bogen durch die Berge, um den fränkischen Patrouillen aus dem Weg zu gehen. Sie mieden jede Siedlung, und obwohl das Wetter immer schlechter wurde, verbrachten sie jede Nacht im Freien. Weit im Norden von Treveris hatten sie die Mosel an einer seichten Stelle überquert und sich dann wieder nach Süden g e wandt. Nach der Flußüberquerung hatten sich die beiden Jäger von ihnen getrennt, und Golo war nicht traurig, endlich wieder mit Volker allein zu sein. Die zwei waren ihnen auf dem Weg durch die Berge gute Gefährten gewesen, und das war es, was Golo beunruhigte. Er hatte angefangen, sie zu mögen. Sein Bild von den grausamen, herzlosen Halsabschneidern war ins Wa n ken geraten. Womöglich waren die beiden dabeigewesen, als der Hof von Mechthilds Eltern überfallen worden war. Sie ha t ten während der ganzen Reise nicht darüber gesprochen … Der junge Ritter erschauerte. Immer wieder hatte er auf der Reise daran denken müssen, ob er mit zweien der Männer, die dem Mädchen Gewalt angetan hatten, am gleichen Feuer saß.
    Was wohl aus Mechthild geworden war? Um die beiden Frauen nicht zu verraten, hatten sie nie von ihnen gesprochen. Doch Golo vermißte die Kleine. Sie hatten nie viel miteinander gesprochen, doch in den wenigen Tagen, die sie miteinander gereist waren, war ihm das Mädchen sehr vertraut geworden. Manchmal hatte er das Gefühl gehabt, daß sie nur Blicke brauchten, um einander zu verstehen. Ob sie bei Belliesa wohl in guter Obhut war? Die Bardin war ihm nicht ganz geheuer! Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie sie nicht gerettet hätten. Der junge Ritter dachte daran, wie er sie heimlich beim Feuermachen beobachtet hatte. Ob Belliesa wirklich eine Za u berin war, wie die Franken behauptet hatten? Und was für e i nen Einfluß sie wohl auf die kleine Mechthild haben mochte? Sicher würde sie das Mädchen in ihre Geheimnisse einweihen und so ihr Seelenheil gefährden.
    Golo seufzte. Wahrscheinlich würde er Mechthild niemals wiedersehen. Er blickte auf die Straße. Sie war gepflastert und führte schnurgerade auf ein riesiges Tor zu. Rechts und links von ihr standen große Grabsteine. Viele zeigten Reliefs von Kriegern oder Beamten, die einst mächtig gewesen waren. S o gar ganze Schiffe mit Weinfässern hatten die Alten aus Stein geschlagen. Von den meisten Monumenten war die Farbe a b geblättert. Nur das Rot, mit dem die eingemeißelten Buchst a ben unterlegt waren, hatte sich besser gehalten. Die Römer w a ren ein seltsames Volk gewesen, dachte Golo. Wann immer man eine ihrer Metropolen betreten wollte, mußte man z u nächst eine Totenstadt durchqueren. Alle Gräber lagen auße r halb der Mauern entlang der großen Straßen. So wurde man jedesmal, wenn man eine Reise antrat oder wieder zurückkeh r te, an jene erinnert, die ihre letzte Reise angetreten hatten. Die ganzen Grabsteine ließen die jungen Ritter melancholisch we r den. Für ihn würde es sicherlich keinen Stein geben, auf dem sein Namen stand. Doch wozu auch? Wer würde sich an ihn schon erinnern?
    Die Stadt, die vor ihnen lag, hatte gewaltige Ausmaße. Sie war viel größer als Worms, wo König Gunther regierte. Allein das Tor war schon eine kleine Festung für sich und prächtiger g e schmückt als die meisten Kirchen, die der junge Ritter bisher gesehen hatte. Über dem Doppeltor erhoben sich zwei Etagen mit runden Fensterbögen, die von Säulen flankiert waren. Rechts und links sprangen zwei halbrunde Tortürme vor. Auch sie zeigten zahlreiche Bogenfenster, aus denen die Wachtposten bis weit über das Land sehen konnten. An beide Seiten des Tores schloß sich eine massige Mauer an, die wohl mindestens sieben Schritt hoch sein mochte. Das ganze Tor war aus schwärzlichen Steinen gebaut und wirkte gleichermaßen b e drohlich und erhaben, so als wolle es jeden verhöhnen, der sich mit feindlichen Absichten dieser mächtigen Stadt näherte.
    Im Osten, zum Moselufer hin, konnte man

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