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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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die Franken vom Tor abzulenken. Er wußte genau, daß sie nur dann überleben konnten, wenn es Volker gelang, ihren Gefäh r ten das Tor zu öffnen. Vorausgesetzt, Golo hatte es geschafft, die Räuber in die Stadt zu lassen, und wartete nun auf der a n deren Seite des Tores.
    Die Tür des Wachturms schlug auf. Volker duckte sich tief in die Schatten unter dem Torbogen. Drei vollbewaffnete Krieger liefen auf den Hof. Auch aus der erleuchteten Tür stürmten Männer mit Schwertern und Speeren. Der Ruf des Ebers hatte sie offenbar schlagartig nüchtern werden lassen. Noch standen sie zögernd in der Mitte des Hofes. Aufgeregte Rufe gellten durch die Nacht. Ihnen fehlte ein Anführer …
    »Nun, ihr Bastarde! Wartet ihr noch, daß Verstärkung aus Castra Bonna eintrifft, bevor ihr es wagt, mich anzugreifen?«
    Volker war aufgestanden und schob seine Schulter unter den Eichenbalken. Zoll für Zoll bewegte sich der schwere Riegel.
    »Packt ihn!« Die Franken stürmten auf den Eingang des Pra e toriums zu.
    Der Eber senkte seine Schwerter. »Verreckt!« Mit einem Satz war er die Stufen hinabgesprungen und rannte den Soldaten entgegen.
    Volker stemmte sich mit aller Kraft gegen den Querbalken. Endlich spürte er, wie das schwere Holz ins Gleiten kam. Vom Platz ertönte das helle Klingen von Schwertern und die Schreie der Kämpfenden. Niemand hörte, wie der Torbalken zu Boden fiel. Sofort machte sich der Spielmann an einem der mächtigen Torflügel zu schaffen. Knirschend bewegte sich das Tor in den Angeln. Als der Spalt breit genug war, um einen Mann durc h zulassen, blickte er auf den kleinen Marktflecken unterhalb der Garnison. Dort hätten Golo und die anderen stehen sollen. Doch der Platz war leer.
    Volker schluckte. Irgend etwas mußte schiefgegangen sein. Wenn er jetzt davonlief, würde er vielleicht entkommen kö n nen. Noch immer ertönte Kampflärm hinter ihm. Doch es war klar, daß der Eber höchstens noch für ein paar Augenblicke g e gen die Übermacht standhalten konnte.
    Der Spielmann zog sein Schwert. Ein Ritter zu sein hieß mei s tens, sich für die unvernünftigere von zwei Möglichkeiten zu entscheiden.
    »Für den Feuervogel!«
    Einen Moment lang kamen die Reihen der Franken ins Wa n ken, als der Spielmann ihnen in den Rücken fiel. Doch als die Krieger erkannten, daß sie es nur mit zwei Feinden zu tun ha t ten, kämpften sie mit neuem Mut.
    Volker konnte sehen, wie der Eber unter den Schwertstreichen seiner Gegner zu Boden ging. Selbst als er stürzte, schlug er noch nach den Beinen der Krieger. Verzweifelt wehrte Volker die Angriffe der Übermacht ab. Er stand jetzt mit dem Rücken zu den Pferdeställen.
    »Für den Feuervogel!« tönte ein Schlachtruf vom Tor. Es war die Stimme Golos!
    Der Krieger, gegen den Volker gerade kämpfte, erstarrte. Eine blutige Pfeilspitze ragte aus seiner Brust. Unter den Franken brach Panik aus. Ein Offizier brüllte Befehle und versuchte, wieder Ordnung in seine Männer zu bringen. Dann stürzte auch er mit einem Pfeil im Rücken zu Boden.
    »Ergebt euch, und ich werde euch das Leben schenken!« schallte Volkers Stimme über das Chaos. »Und ihr hört auf zu schießen!« Vor dem Tor hatten sich mehr als zwanzig Boge n schützen versammelt. Eine dunkle Gestalt löste sich aus dem Pulk und kam auf den Spielmann zugelaufen.
    »Den Heiligen sei Dank! Du lebst!« Überschwenglich schloß Golo ihn in die Arme. Der Atem des jungen Ritters roch nach Bier. Volker stutzte. Wann hatte sein Freund an diesem Abend Gelegenheit gehabt, Bier zu trinken?
    Klirrend schlugen die Schwerter der Franken auf das Pflaster des Hofs. Die Überlebenden hatten ihre Arme gehoben und drängten sich vor dem Portal des Praetoriums.
    Volker löste sich aus der Umarmung Golos. Der Eber lag i n mitten eines Haufens von Toten und Verwundeten. Seine be i den Schwerter hatten reiche Ernte gehalten. Der Burgunde kniete neben dem Räuber nieder. Sanft strich er ihm mit der Hand übers Gesicht, um seine Augen zu schließen.
    »Laß das … Ich bin … noch nicht … in der … Hölle!« keuchte der Eber schwach.
    »Du lebst?« Volker traute seinen Augen kaum.
    »Mögen die Wölfe dich … zerfleischen, Spielmann … damit ich nie wieder … auf einen deiner wahnsinnigen … Pläne höre.«
    Der Burgunde lachte leise. Dann winkte er die Männer des Ebers herbei.
    »Haben … haben wir … gewonnen?« Die Stimme des Räubers wurde schwächer.
    »Ja. Wir werden deine Vorratshäuser bis unter die Dachspa r ren

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