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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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der Ritter allein auf seinen Befehl hier.
    Eisiger Regen schlug dem Barden ins Gesicht, er zog sich den schweren Wollumhang enger um seine Schultern. Keine Me n schenseele zeigte sich bei diesem Wetter auf der Straße. Und falls sie doch von den Dorfbewohnern bemerkt worden waren, so hüteten sich diese, ihre Gesichter in den Türen oder hinter den hölzernen Fensterläden blicken zu lassen.
    Der Burgunde hob seinen Arm und machte eine kreisende Bewegung. Die Kolonne fächerte auf. Für den Wachturm bei Schwaych hatte er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Dies war der erste Ort, den er von der Tyrannei des Frankengr a fen befreite. Es war wichtig, was für Geschichten man sich über diese Tat erzählen würde.
    Volker schwang sich aus dem Sattel und holte die kleine Blendlaterne aus seinem Gepäck. Dann kauerte er sich auf den Boden. Mit klammen Fingern kramte er nach Feuerstein und Stahl in dem Lederbeutel an seinem Waffengurt. Er bauschte seinen Umhang auf, so daß er eine Höhle bildete, die das kleine Häufchen aus Birkenrinde und dürren Ästchen, das er auf den Boden geschüttet hatte, vor Wind und Regen schützte. Mit dem Stahl schlug er Funken aus dem Stein. Als ein langer Streifen Birkenrinde Feuer gefangen hatte, nahm er ihn und hielt die flackernde kleine Flamme an den Docht in seiner Blendlaterne, bis das Licht übergesprungen war.
    Als er sich aufrichtete, zertrat er den kleinen Funken Glut, der noch im Reisig am Boden glomm und ging auf das Tor des Wachturms zu. Langsam erwärmte sich der hölzerne Griff der Laterne in seiner Linken. Sie war ein feines Stück Handwerk s arbeit und der Beweis, daß noch nicht alle Kunstfertigkeit der Römer verlorengegangen war. An drei Seiten war der schlichte Kasten mit Holzwänden verschlossen. Nur nach vorne hin gab es ein bewegliches Brettchen, das man nach oben ziehen kon n te, so das alles Licht der Kerze, die im Inneren der Laterne brannte, nach vorne fiel. Um den Kerzenschein noch zu ve r stärken, hatte man hinter der Flamme eine gewölbte Messin g platte befestigt. Wenn sie poliert war, reflektierte sie noch z u sätzlich Licht nach vorne durch die Öffnung der Laterne. Leider verrußte das Messing ständig, so daß man es mindestens ei n mal am Tag neu polieren mußte.
    Der Spielmann verharrte vor der Tür des Turms und blickte zurück. Nur vage konnte er ein paar dunkle Schemen erkennen. Die meisten seiner Krieger schienen wie besprochen ihre Ste l lungen bezogen zu haben. Volker zog den Dolch aus seinem Gürtel und lächelte bitter. »Für den König«, murmelte er leise, dann klopfte er mit dem Knauf der Waffe gegen das hölzerne Tor.
    »Öffnet!« gellte die Stimme des Spielmanns. »Die Hand Go t tes ruht wieder auf diesem Ort, und sie wird sich als Faust g e gen jeden Heiden erheben!«
    Schon nach kurzer Zeit konnte Volker Schritte und andere Geräusche im Inneren des Turmes hören. Für einen Augenblick tauchte ein blasses Gesicht in einer Schießscharte über ihm auf. Der Burgunde wußte, daß es zu dunkel war, um mehr als zehn Schritt weit zu sehen. Der Krieger dort oben würde die warte n den Ritter nicht erblicken können.
    Schließlich erklang das leise Scharren eines eisernen Riegels. Das Tor des Turmes öffnete sich. Ein junger Mann, gewappnet mit einem Kettenhemd und einem Helm, auf dem ein Busch zerzauster roter Federn thronte, trat Volker entgegen. Der Franke hielt ein blankes Schwert in der Hand. Sein Gesicht war grimmig, die Lippen zusammengepreßt. Über der Nase zeigte sich eine steile Falte. Es spiegelte sich jene Art von Entschlo s senheit in seinen Zügen, mit der man versucht, Angst zu übe r spielen.
    »Bist du von Sinnen, Mann, oder nur betrunken? Du bele i digst den Gaugrafen Ricchar. Geh heim, sonst muß ich dich g e fangensetzen und nach Beda schicken, damit der Statthalter dort über dein Schicksal entscheidet.« Hinter dem Rücken des jungen Offiziers drängten sich andere Krieger, die versuchten, einen Blick auf den Verrückten zu erhaschen, der dort vor dem Tor stand.
    »Schnallt eure Wehrgehänge ab und ergebt euch! Dann sollt ihr verschont bleiben«, entgegnete der Spielmann mit düsterer Stimme. Er hatte nun dasselbe Gesicht aufgesetzt, mit dem er bei Hof das tragische Ende des Hildebrandsliedes vorzutragen pflegte. Hoffentlich machte der junge Kerl jetzt keinen Fehler! Volker trat ein Stück zur Seite, so daß er nicht mehr unmittelbar im Eingang zum Turm stand.
    Der Offizier lächelte verwirrt. »Du drohst

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