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Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst

Titel: Nibelungen 08 - Der Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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die Garnison sogar stark genug, um einen Ausfall zu wagen und dem Aufstand ein Ende zu bereiten.
    Besorgt sah er zu den Waffenknechten bei den Maultieren. Ganz besonders einer unter ihnen lag ihm am Herzen. Der einundzwanzigste. Von den Rittern hatte keiner bemerkt, daß sie einen Mann mehr im Troß hatten. Volker war viel zu b e schäftigt, um auch nur auf die Idee zu kommen, seine Krieger zu zählen, und die Fußsoldaten hatte Golo mit seinem restl i chen Geld bestochen, damit sie schwiegen. Doch nicht einmal sie wußten, wer sich unter der roten Gugel wirklich verbarg.
    Das Tor von Beda wurde geöffnet. Volker und seine Ritter verschwanden in der Stadt. Der letzte von ihnen gab ein Ze i chen. Sie sollten mit allen Kräften auf die Stadt vorrücken! Was mochte das bedeuten? Wollte der Kommandant der Garnison verhandeln? Hatten vielleicht ein paar Bürger, die auf Seiten der Rebellen standen, das Tor besetzt und geöffnet? Oder war das Ganze am Ende eine Falle?
    Noch immer standen die Flügel des hohen Tores weit offen. Von den Rittern war nichts mehr zu sehen. Golo kaute nervös an seiner Unterlippe. Er führte das Kommando über die z u rückgebliebenen Truppen. Was sollte er nur tun? Er haßte es, für andere Entscheidungen treffen zu müssen.
    »Fünf Waffenknechte bleiben beim Troß! Alle Freiwilligen, die in den letzten zwei Tagen zu uns gestoßen sind, bleiben ebe n falls hier. Der Rest folgt mir!«
    In einer langen Kette traten die Rebellen aus dem Wald. Es waren weniger als fünfzig Mann. Wenn das eine Falle war, dann offenbarte sich den Franken in Beda nun die ganze E r bärmlichkeit der Rebellenarmee! Die meisten Krieger waren schlecht bewaffnet, und ihre Kleidung war nicht wintertau g lich. Ein Drittel der Streiter besaß nicht einmal richtiges Schu h werk.
    Auch der Waffenknecht mit der roten Gugel hatte sich den Vorrückenden angeschlossen. Er hatte es gewußt! Golo wend e te sein Pferd und ritt auf den Mann zu. »Zurück mit dir zum Troß! Noch ist der Tag der ersten Schlacht für dich nicht g e kommen!«
    Zwei grüne Augen funkelten ihn aus einem rußverschmierten Gesicht böse an. Wortlos drehte sich der Krieger um und ging zum Waldrand zurück.
    »Wird es eine Schlacht geben?« fragte ein mit einer Heugabel bewaffneter junger Bursche. Auch wenn er entschlossen mit beiden Fäusten seine Waffe umklammerte, war er leichenblaß. »Die Franken haben uns doch die Tore geöffnet.«
    »Vielleicht müssen wir noch ihre Garnison ausräuchern. Nichts Ernstes.« Golo gab seiner Stute die Sporen und setzte sich an die Spitze seiner Truppe. Er haßte es, die jungen Kerle zu belügen. Doch es wäre falsch, ihnen zu sagen, daß auch er. Angst hatte. Wo steckten nur die Ritter? Warum war keiner von ihnen zurückgekehrt, um Bericht zu erstatten. Golo begann le i se zu beten. Er würde mit Freuden drei Jahre seines Lebens g e ben, wenn er dafür nur wüßte, was hinter den Mauern vor sich ging. Hätte er nur nicht für all die anderen zu entscheiden!
    »Alles halt!« Noch waren sie außerhalb der Bogenreichweite. Falls sich Schützen hinter den Zinnen verbargen, konnten sie seine Männer nicht treffen. »Ich reite vor. Ihr wartet, bis ich u n ter dem Stadttor erscheine und euch ein Zeichen gebe, mir zu folgen.«
    Die Krieger und Bauern schauten ihn verwirrt an. Offenbar war bis jetzt noch keinem von ihnen der Gedanke gekommen, daß sie möglicherweise geradewegs in eine Falle marschierten. Das hatte sich nun geändert. Von jetzt an hatten sie Angst. Er war ein lausiger Anführer! Er hätte einen Scherz machen sollen. Etwa, daß er vorreiten wolle, um zu sehen, ob noch genug Met für alle da sei. Beda war berühmt für seinen Met. Aber nein, er schaffte es, statt dessen seinen Kriegern den Mut zu nehmen.
    Golo gab seiner Stute die Sporen und galoppierte zum Stad t tor. Er hielt seinen Langschild schräg vor der Brust. Zehn Schritt vor den Mauern zog er sein Schwert. Aus der Stadt e r tönte Lärmen. Es klang nicht wie eine Schlacht …
    Unter dem Tor zügelte Golo sein Pferd. Die Hauptstraße lief pfeilgerade durch die Stadt. Nach etwa hundert Schritt traf sie auf einen Marktplatz, wo sich viele Menschen drängten. Der junge Ritter konnte einige Pferde erkennen. Die Reiter jedoch waren verschwunden. Nirgends waren Soldaten zu sehen.
    »Heho, Ritter! Wo bleiben deine Kameraden?« Ein dicklicher Mann in mittleren Jahren, der eine fleckige Lederschürze u m gebunden hatte, kam die steinerne Treppe heruntergelaufen, die

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