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Nibelungen 09 - Der Zwergenkrieg

Titel: Nibelungen 09 - Der Zwergenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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von drei Seiten gleichzeitig eine Flut von Bemerkungen, Vorschlägen und trotzigen Entgegnungen auf ihn ein, bis er grimmig die Arme vor der Brust verschränkte und die Stirn runzelte, so daß er kaum noch unter seinen buschigen Augenbrauen hervorschauen konnte. Beleidigt kniff er die Lippen zusammen und schwieg.
    Stur wie ein alter Ziegenbock, dachte Mütterchen seufzend.
    »Also«, begann sie von neuem. »Hat irgend jemand einen Einfall, wo wir mit der Suche beginnen sollen? Darauf läuft es doch hinaus, oder?«
    Löwenzahn knetete nachdenklich sein Kinn. »Wenn wir davon ausgehen, daß alle Zwerglinge so goldgierig sind wie unser Freund hier, dann sollten wir es wohl zuerst beim Hort versuchen.«
    Alberich rümpfte pikiert die Nase und zog es weiterhin vor zu schmollen.
    Auch Geist sagte nichts. Ihr bildhübschen blauen Augen glänzten traurig.
    »Ich denke, Löwenzahn hat recht«, sagte Mütterchen. »Die Horthalle scheint mir ein guter Anfang zu sein. Irgendwelche Einwände?«
    »Wir werden einen ganzen Tag brauchen, ehe wir dort unten ankommen«, gab Alberich finster zu bedenken.
    »Wir wissen, daß du es nicht magst, wenn wir in die Nähe deiner Schätze gehen, Freund Alberich«, gab Mütterchen lächelnd zurück. »Aber ich fürchte, dieses eine Mal wirst du deinen Widerwillen überwinden müssen.«, Löwenzahn hatte einmal versucht, einen goldenen Harnisch anzulegen, den er am Rand des Hortes gefunden hatte, und Alberich trug ihm noch heute nach, was er damals einen dreisten Diebstahl genannt hatte, ganz wie man ihn von einem räuberischen Hunnenbastard erwarten mußte. Dabei war Mütterchen sicher, daß Alberich den ungeschickten Löwenzahn tiefer ins Herz geschlossen hatte, als er je zugeben würde. Ein Glück, daß der bärenstarke Halbhunne so gutmütig wie Obbos braves Pony war; jeder andere hätte dem jähzornigen Zwerg wahrscheinlich längst den Dickschädel eingeschlagen.
    »Die Horthalle also!« sagte sie entschieden, und damit war es beschlossene Sache. Geist und Löwenzahn bekamen die Aufgabe, Vorräte für mehrere Tage einzupacken, während sie und der Horthüter noch einmal die alten Zwergenkarten der unteren Ebenen durchsehen wollten. Zwar behauptete Alberich, jeden Winkel des Berges in- und auswendig zu kennen, doch sogar er gab zu, daß es vielleicht keine dumme Idee war, seine Erinnerung noch einmal aufzufrischen.
    Zuletzt verriegelten sie den Sehschlitz des Portals und ließen an einem Seilzug zwei große Glocken herab, die auf halber Höhe an die Innenseiten der Torflügel stießen. Sollte jemand versuchen, von außen den Eingang aufzurammen, würde das Läuten der Glocken bis in die tiefsten Stollen der Zwergenminen schallen.
    Bald darauf machten sie sich auf den Weg in die Tiefe. Alberich, Löwenzahn und Mütterchen waren bis an die Zähne gerüstet, nur Geist lehnte wie üblich jede Bewaffnung ab. Sie ritt auf Löwenzahns breiten Schultern wie ein Kind, während aus ihrem Hinterkopf die Ranke einer Trauerweide sproß.
     

     
    Es dauerte einen halben Tag, ehe sie das Tor der Horthalle erreichten. Es war ein hohes, doppelflügeliges Portal, ganz ähnlich jenem am Einstieg des Berges. Eine Vielzahl altertümlicher Runen war in die Oberfläche eingelassen, und nicht zum erstenmal fragte sich Mütterchen, ob Alberich sie wohl zu entziffern vermochte. Sie selbst konnte zwar lesen und schreiben, doch die alte Zwergenschrift war ihr unbekannt. Gerade wollte sie Alberich danach fragen, als Geist sich schüttelte.
    »Wir sind nicht allein hier unten«, flüsterte das Moosfräulein. Es saß immer noch auf Löwenzahns Schultern, ohne daß der Krieger eine Spur von Erschöpfung zeigte.
    »Wie meint du das?« Mütterchen hatte die Frage kaum ausgesprochen, da kam sie ihr schon überflüssig vor. Alarmiert wechselte sie ihren Wanderstab in die linke Hand und zog mit der Rechten ihr Schwert. Sichernd schaute sie in die Mündungen der drei Gänge, die sich vor dem Portal der Horthalle trafen.
    »Ich spüre etwas«, wisperte Geist. Sie hatte jetzt die Augen geschlossen und streckte mit Hilfe der Drachenmagie unsichtbare Fühler in die Umgebung aus. Der armlange Weidenzweig in ihrem Nacken peitschte wie der Schwanz eines aufgeregten Hundes.
    Alberich grummelte etwas und packte die Ketten seiner Goldgeißel, damit die Kugeln nicht zusammenstießen und mit ihrem Klirren Geists Konzentration störten.
    Plötzlich ging ein Ruck durch Geists schmalen Körper, sie sprang von Löwenzahns Schultern und rief:

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