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Nibelungen 09 - Der Zwergenkrieg

Titel: Nibelungen 09 - Der Zwergenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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Göttern, dachte Grimma, er streift mitten in der Nacht durch die Ruinen und hält seine Waffe nicht einmal kampfbereit in der Hand! Sie schüttelte stumm den Kopf und sagte: »Du solltest dich daran gewöhnen, sie zu benutzen, Styrmir. In dieser Nacht wird sich deine Axt mit mehr als nur einem Nordlingschwert kreuzen.«
    »Wenn ihn das erste nicht gleich einen Kopf kürzer macht«, bemerkte Bollis verächtlich.
    »Nicht Styrmir ist dein Feind, Bollis!« fuhr Grimma ihren Kampfgefährten an. »Ihr werdet Seite an Seite kämpfen, wenn es sein muß, und jeder von euch wird für den anderen sterben, falls es nötig ist. Habt ihr beiden das verstanden?«
    Bollis nickte zackig, befehlsgewohnt, wie er es während seiner Ausbildung zum Krieger gelernt hatte. Styrmir trat auf ihn zu und reichte ihm zur Versöhnung die Hand. Bollis ergriff sie, doch Grimma bezweifelte, daß es ihm ernst war mit dieser Geste. Bollis hatte einen unverbesserlichen Dickschädel, und daran würde sich nichts ändern, bis ihn eines Tages eine Klinge von seinen Schultern schlug.
    »Gehen wir«, wies Grimma die beiden an, und sogleich liefen sie los, durch nachtdunkle Gassen, aus denen schon vor Jahrhunderten alles Leben gewichen war.
    Das frühere Zwergenreich war zu einem Ort des Todes geworden, und daran vermochte auch die Anwesenheit der Nordlinge nichts zu ändern. Die Spuren der Zerstörung von damals waren wie ein Echo der Verzweiflung, die die einstigen Bewohner beim Hereinbrechen der Katastrophe verspürt haben mußten. Grimma fragte sich, ob im Hohlen Berg eine ähnliche Atmosphäre herrschen würde, wenn Thorhâl erst sein Volk von dort fortgeführt hatte. Der Gedanke schmerzte sie. Sie liebte den Berg, seine kühlen Stollen und Hallen, er war ihre Heimat. Sie war dort geboren, hatte dort ihr ganzes Leben verbracht. Ihn zurückzulassen, leer und tot, kam ihr vor wie ein Verrat am Erbe ihrer Ahnen, aber auch am Hohlen Berg selbst. Stein war etwas Lebendiges, niemand wußte das besser als das Volk der Zwerge, und ihn achtlos dem Verfall kommender Jahrhunderte anheimzugeben schien Grimma grausam und falsch. Immer mehr verfestigte sich in ihr die Überzeugung, daß sie den König um jeden Preis von seinem Plan abbringen mußte, nicht allein, weil hier im Nordland Krieg und Verderben auf das Zwergenvolk warteten.
    Sie näherten sich der Arena von einer Seite, die der Spähtrupp bislang noch nicht erforscht hatte. Es war gefährlich, sich in ihrer verzweifelten Lage auf unbekanntes Gebiet zu wagen, doch dies schien der schnellste Weg zu sein. Sie konnten die Flammen auf der Ummauerung der Arena jetzt deutlich erkennen, ein Leuchtfeuer, das ihnen den Weg wies, ein Symbol ihres Scheiterns. Grimma fragte sich, ob der Anführer der Nordlinge es für nötig gehalten hatte, Wachen rund um das Amphitheater zu postieren. Oder würde er warten, bis die drei Zwerge von sich aus die Arena betraten und sich damit selbst in die Falle manövrierten?
    Sie hatten längst keine andere Wahl mehr. Sie mußten zurück zum Hohlen Berg, koste es, was es wolle, und der einzige bekannte Zugang zur alten Zwergenstraße lag am Grunde der Arena. Selbst wenn der Nordlingführer hundert seiner Männer dorthin beordert hatte, würden sie sich durch ihre Reihen hindurchkämpfen müssen.
    Sie erreichten den Fuß der hohen Arenamauer ohne Hindernisse. Den Weg durch die Trümmer wertete Grimma kaum mehr als ernstzunehmende Schwierigkeit. In der Erwartung dessen, was ihnen bevorstand, verblaßte alles andere, so wie auch die Welt um sie herum an Dichte und Bedrohlichkeit zu verlieren schien. Sie kam sich vor wie in einem Tunnel, an dessen Ende ein einziges Ziel auf sie wartete: der Kampf mit den Nordlingen. Alles, was auf dem Weg dorthin lag, war ohne Bedeutung.
    Eine Stimme meldete sich in Grimmas Inneren: Und Styrmir? fragte sie. Was ist mit ihm? Er ist kein Kämpfer, und mit der Axt ist er ebenso wehrlos wie ohne sie. Du wirst auf ihn achtgeben müssen.
    Die Außenwand der Arena wurde in weiten Abständen von Torbögen durchbrochen. Die meisten lagen verborgen hinter Trümmerbergen, andere wurden von innen durch herabgestürzte Teile der Ränge versperrt. Trotzdem gelang es den dreien, ein Tor ausfindig zu machen, das zumindest von außen den Eindruck erweckte, Zugang zu den Räumen und Gängen unterhalb der Tribünen zu gestatten. Von dort aus mochte es ihnen gelingen, ins Herz der Arena vorzudringen, ohne dabei auf eine Armee von Nordlingen zu stoßen. Aber natürlich gab

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