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Nibelungengold 02 - Das Drachenlied

Titel: Nibelungengold 02 - Das Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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zwischen den Felsen aufgetaucht war. Er hatte kein Horn dabei, nur das Schwert und eine kleine, handliche Armbrust. Mütterchen hatte mit ihrer Vermutung rechtbehalten.
    »Wo kam der denn her?« fragte Alberich verdattert. »Und was ist das für ein Wappen auf seinem Wams?« Mit zittrigem Zeigefinger deutete er auf ein weißes Dreieck, das auf der Spitze stand und mit allerlei Widerhaken besetzt war.
    »Die Wächter auf den Felsen tragen das gleiche«, sagte Mütterchen.
    Löwenzahn kratzte sich das verlauste Haar am Hinterkopf. »Sieht aus wie ein Drachenkopf.«
    »Natürlich ist es ein Drachenkopf«, entgegnete die Räuberin schroff. Sie versuchte zu lächeln, aber es wirkte fahrig. »Ich schätze, Freund Zwerg, du verdankst Löwenzahn dein Leben.«
    Alberich nickte grießgrämig. »Danke«, sagte er knapp.
    Der Riese grinste und schwang sein Schwert über die Schulter. »Das war keine große Sache«, gab er zurück, »und nur ein kleines Leben.«
    »Was, verflucht, willst du damit –« fuhr Alberich auf, aber Mütterchen brachte ihn mit einem abrupten Wink zum Schweigen.
    »Die Kerle oben auf den Felsen mögen uns nicht hören können«, sagte sie scharf, »aber dieser hier konnte es. Und wer weiß, wie viele von denen sich noch hier herumtreiben. Wir müssen weiter.«
    Im Schatten der Felsnadeln, eng an den Stein gepreßt, setzten sie ihren Weg vorsichtig fort. Mütterchen hatte Rohlands Hufe mit Moos und Gras umwickelt, was das Klappern seiner Schritte dämpfte. Das Pony ließ alles brav über sich ergehen. Mütterchen erwähnte, daß Rohland ihr mit Abstand angenehmster Weggefährte sei. Alberich verzog beleidigt das Gesicht, aber Löwenzahn grinste nur.
    Als sich das Gewirr der Felswände lichtete und der Boden allmählich abschüssig wurde, blickten sie sich noch einmal nach ihren Gegnern um. Dabei wagten sie sich gerade soweit ins Licht, daß sie haarscharf um eine Ecke herum einen der Männer beobachten konnten. Zu ihrem Glück starrte der Wächter über sie hinweg.
    Alberich legte eine Hand auf das Horn vor seiner Brust. »Wir sollten uns etwas suchen, um uns bei Gefahr die Ohren zu verstopfen.«
    Mütterchens Stimme klang neidisch. »Du zumindest bist sicher. Wahrscheinlich mußt du nur hineinstoßen und den Klang der anderen Hörner übertönen.«
    »Wer weiß?« gab Alberich zweifelnd zurück. »Ich bin nicht versessen darauf, zu erfahren, was geschieht, wenn sich die Magie zweier Hörner in feindlicher Absicht kreuzt. Lang und grauenvoll sind die Geschichten von Zauberschlachten und dem, was aus ihnen entstanden ist.«
    »Du fürchtest, die Magie könne sich verselbstständgen?«
    »Ich verstehe nicht viel mehr von solcher Zauberei als du, aber ich weiß, was Zwergenzauber bewirken können. Und wer weiß, ob es mit Drachenmagie nicht ganz ähnlich ist.«
    Beunruhigt formten sie sich daraufhin kleine Lehm- und Erdklumpen, wagten jedoch nicht, sie bereits in die Ohren zu stecken, aus Furcht, die Feinde könnten ihnen unbemerkt näher kommen.
    Als sie endlich hinter der letzten Felsnadel den Hang hinabschauten, begriffen sie, was die Wächter auf den Gipfeln so selbstsicher und überlegen machte. Es gab keine Bäume auf der anderen Seite des Felskamms, nur eine abschüssige Wiese aus wogendem Gras, die weithin gut zu überblicken war. Jeder, der hier herauf- oder hinunterlief, mußte sofort von den Posten bemerkt werden.
    »Und nun?« fragte Alberich verdrossen. Sechshundert Schritt weiter westlich strömte der Rhein im Licht des Sonnenuntergangs wie ein Lavastrom durch die Lande. Sein Verlauf wurde von der anbrechenden Nacht verschleiert.
    »Wir warten bis zur Dunkelheit«, schlug Mütterchen vor.
    »Bevor es Nacht wird, werden die Kerle von ihren Aussichtsposten steigen«, prophezeite Löwenzahn.
    »Wenn wir nur wüßten, was sie bewachen«, sagte Mütterchen nachdenklich. »Könnt ihr jenseits der Wiese etwas erkennen? Alberich, du hast die besten Augen…«
    Angestrengt starrte er über das Gras hinweg. Es war ein weitläufiger Hang, und sein Ende verschwand in neuerlichem Waldland. Im Dämmerlicht gab es nichts Außergewöhnliches zu entdecken.
    Da zischte Löwenzahn: »Dort oben, da ist etwas!«
    Anders als seine beiden Gefährten hatten der Riese seinen Blick nach Osten gewandt, nicht hinab ins Tal, sondern weiter hinauf in die Felsen.
    Dort ragte, als düsterer Schemen vor dem Abendhimmel, ein hoher Turm auf, bedrohlich wie der Bergfried der mächtigsten Burg. Dieser aber stand für sich allein,

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