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Nibelungengold 02 - Das Drachenlied

Titel: Nibelungengold 02 - Das Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander (Kai Meyer) Nix
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anderen Richtung abwehren.«
    »Und die zweite Möglichkeit?« wollte Löwenzahn wissen.
    »Sie wachen über die andere Seite der Felsen, weil sich dort etwas befindet, daß ihnen nicht entkommen soll.«
    Löwenzahns Augen weiteten sich. »Der Drache?«
    »Ist doch tot«, schnaubte Alberich leise.
    »Was sonst?«
    Mütterchen seufzte. »Ich fürchte, das werden wir bald herausfinden, ob wir wollen oder nicht. Was immer es ist, es befindet sich auf unserem Weg. Wir können die Felsen nicht im Osten umgehen, das würde Tage dauern. Und den Rhein zu durchschwimmen traut sich wohl keiner von uns zu.«
    »Ich kann gar nicht schwimmen«, gestand der Krieger kleinlaut.
    Alberich stieß scharf die Luft durch die Nase aus. »Das hat auch keiner von dir angenommen.«
    »Wie meinst du das, Zwergling?«
    »Nenn mich nicht Zwergling!«
    »Und du mich nicht Schwachkopf!«
    »Hört schon auf«, rief Mütterchen. »Laßt uns jetzt endlich weitergehen.«
    Das taten sie, doch schon wenig später, inmitten eines Labyrinths aus moosüberwucherten Felsnadeln, ließ Alberich sie abermals anhalten. »Ich weiß jetzt, warum sie keinen Wert darauf legen, schnell genug von dort oben herabzusteigen.«
    »Verrat es uns«, verlangte Mütterchen gereizt.
    Alberich fand Spaß daran, die beiden hinzuhalten. »Einige von ihnen haben sicher Armbrüste«, sagte er. »Aber das kann nicht alles sein.«
    »Sondern?«
    Er bedeutete ihnen, ihm zu einer Stelle zu folgen, von der aus sie einen der Wächter zehn Schritte hoch über sich stehen sahen. Die unerwartete Nähe zu einem der Krieger ließ Mütterchen und Löwenzahn aufschrecken. Sie waren fast an dem Mann vorbeigeschlichen und sahen ihn jetzt schräg von vorne. Die Abendsonne tauchte ihn in glühendes Blutrot. Er bemerkte sie nicht, starrte statt dessen auf etwas, das jenseits der Felsen liegen mußte.
    Vor seiner Brust baumelte ein Horn, das genauso aussah wie jenes, das sie bei dem Toten gefunden hatten.
    Nachdem sie sich wieder zurückgezogen hatten, blickte Mütterchen den Zwerg mit ehrlichem Erstaunen an. »Wie konntest du das von hinten sehen?«
    »Konnte ich nicht«, gab er zu. »Aber ich habe es mir gedacht. Was sonst kann diese Männer so selbstsicher machen, daß sie es nicht für nötig erachten, sich hier unten am Weg zu postieren? Mit den Hörnern können sie jeden Wanderer mühelos aufhalten, ohne ihm selbst entgegenzutreten.«
    »Aber wenn einer von ihnen ins Horn bläst, müssen die anderen ebenfalls davon betroffen sein. Nur der Benutzer ist geschützt.«
    »Allerdings«, erwiderte Alberich. »Vorausgesetzt, sie können ihn hören.«
    Löwenzahn sah ihn verständnislos an. »Was soll das nun wieder heißen?«
    Alberich wollte antworten, aber Mütterchen kam ihm zuvor: »Natürlich, das ist es. Sie können es nicht hören! Sie haben sich etwas in die Ohren gestopft.«
    »Was für Wächter sollen das denn sein?« wunderte sich Löwenzahn. »Wachtposten, die sich die Ohren zustopfen?«
    »Deshalb sind es so viele«, sagte Alberich. »Damit ihren Augen nichts entgeht. Verdammt, wenn wir nur sehen könnten, was auf der anderen Seite ist!«
    Mütterchen hatte an seiner Schlußfolgerung Zweifel. »Ich weiß nicht«, meinte sie. »Sollten sie nicht, um ganz sicherzugehen, ein paar Späher durch die Felsen streifen lassen? Ich an ihrer Stelle würde das tun.«
    »Ach, was«, entgegnete Alberich…
    Und wurde im selben Augenblick fast von einem gewaltigen Schwerthieb gespalten. Nur Löwenzahn, der den Schlag hatte kommen sehen, war es zu verdanken, daß der Zwerg mit dem Leben davonkam. Der Riese riß seinen Bihänder von der Schulter und parierte klirrend die heranrasende Klinge. Funken ergossen sich über Alberichs Haupt.
    Unbeholfen taumelte der Zwerg beiseite. Auch Mütterchen riß ihre Waffe aus der Scheide, um Löwenzahn zur Seite zu stehen. Der aber hatte ihre Hilfe gar nicht mehr nötig, denn ehe die Räuberin heran war, hatte er die Parade bereits in einen geschickten Stoß verwandelt, der die Spitze des Bihänders genau in den Sehschlitz seines Gegners trieb. Solche Wucht hatte die Attacke des Riesen, daß die Schwertspitze an der Rückseite des Helmes wieder herausfuhr. Der Angreifer hing zappelnd wie eine Puppe an Löwenzahns Klinge und war augenblicklich tot. Der Riese ließ den Leichnam vom Schwert gleiten und strich die Klinge an der Kleidung des zuckenden Toten sauber.
    Atemlos und mit geschärften Sinnen standen die Gefährten um den toten Wachtposten, der so unvermittelt

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