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Nibelungenmord

Nibelungenmord

Titel: Nibelungenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merchant
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wurde. Was hatte das mit der verschwundenen Margit zu tun? Und warum kam ihr dabei Agatha Christie in den Sinn?
    Dann war da noch das gerahmte Hochzeitsfoto auf dem Nachttisch. Ein strahlendes Paar an einer Stelle am Rhein, die sie kannte, nur wo war diese Stelle?
    Und dann die Bücher.
    Donna Leon, vollzählig. Das hatte etwas zu bedeuten. Was für Menschen kauften jede Neuerscheinung von Donna Leon? Und noch dazu gebunden?
    Bücher verrieten etwas über ihre Besitzer, man musste sie nur befragen. Und wer konnte das besser als sie, die ehemalige Buchhändlerin Edith Herzberger, die über siebzig Lesejahre auf dem Buckel hatte? Auch wenn ihr das Wort »Buckel« nicht gefiel. Edith starrte aus dem Fenster und dachte nach. Lange.
    »Eine Dame verschwindet«, sagte sie noch einmal, als der Tee ausgetrunken war, und diesmal klang es sehr zufrieden. Denn jetzt wusste sie, was mit Margit geschehen war.
    Sie griff nach dem Telefon, um sich ein Taxi zu rufen. Den stechenden Schmerz, der durch ihre Seite fuhr, ignorierte sie.
    Dafür blieb jetzt keine Zeit.
    *
    Als Jan das nächste Mal auf den Gang trat, schien der Geräuschpegel seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht zu haben. Die jungen Gesichter sahen ihm gespannt entgegen, und schnell, ehe ihn jemand ansprechen konnte, eilte er zu seinem Büro.
    »Herr Kommissar?« Das Mädchen, das ihm unerschrocken den Weg versperrte, sah aus wie die Heldin einer Gerichtsshow. Blondierte Haare im Seitenscheitel, grellbunte Acrylnägel, ein Ausschnitt, der mehr entblößte als verbarg. Ein unangenehm stechender Geruch von billigem Parfüm ging von ihr aus.
    »Ich muss was echt Wichtiges loswerden.«
    »Mein Kollege nimmt Ihre Hinweise gern entgegen«, sagte Jan, ohne zu wissen, welcher Kollege zuständig war. Es war wirklich ein Durcheinander heute. Er drückte die Klinke herunter.
    »Das dauert aber schon ewig.« Das Mädchen sah ihn an und brachte dabei das Kunststück fertig, gleichzeitig dreist und bittend auszusehen. Auf ihrer Stirn leuchtete in Signalrot ein Pickel.
    »Wir haben zu tun. Bitte warten Sie, bis Sie an der Reihe sind.«
    Erleichtert verschwand er im Büro und schloss die Tür hinter sich.
    »Was ist denn mit dir los?« Reimann grinste ihm entgegen.
    »Die Schüler schaffen mich. Können wir die nicht einfach rausschmeißen?«
    »Wir sind noch nicht mal zu einem Viertel durch.«
    »Gab es denn etwas Brauchbares?«
    »Bis jetzt nicht.«
    »Hat Elena sich gemeldet?«
    »Lara scheint spurlos verschwunden. Sieht aber nicht wie eine Entführung aus, eher, als sei sie urplötzlich abgehauen. Was wollte Sippmeyer denn von dir?«
    »Den edlen Ritter spielen. Er hat mitbekommen, dass wir Schlehecks Haus durchsucht und sie mitgenommen haben, und offenbar denkt er, es geht dabei um diese eine Nacht, in der seine Frau verschwunden ist. Er will seiner Geliebten jetzt plötzlich ein Alibi geben. Ich hab ihn zum Protokoll geschickt. Er sagt, er hätte die ganze Nacht mit der Schleheck verbracht.«
    Reimann grinste vielsagend. »Die Nacht mit der Schleheck? Der traut sich ja was. Ist eben doch ein echter Held! Ich hab ja schon vorhin im Verhörraum Angst vor ihr bekommen, obwohl du neben mir gesessen hast.«
    Ich auch, dachte Jan. Er hatte tatsächlich so etwas wie Angst verspürt, viel stärker noch aber war das Bedürfnis gewesen, endlich die Wahrheit aus ihr herauszupressen. Und das würde er tun. Heute noch. Er würde gleich fortfahren. Er sah auf die Uhr. Seit vierzig Minuten saß die Schleheck da und wartete. Vielleicht hatte sie inzwischen ein wenig von ihrer esoterischen Künstlergelassenheit verloren.
    »Komm«, sagte er zu Reimann. »Wir machen weiter.«
    Sie wanden sich durch das bunte Schülergetümmel, dem inzwischen ein aggressiver Schweißgeruch entstieg, und flohen in Raum 2.
    Die Miene von Romina Schleheck hatte sich kaum verändert, nur um ihren Mund lag jetzt ein leicht erschöpfter Zug, der ihrem Gesicht ein wenig an Bitterkeit nahm.
    »Also noch einmal von vorn, Frau Schleheck«, begann Jan. Er notierte besonders langsam Uhrzeit und Anwesende auf einem neuen Blatt, stellte das Tonbandgerät an und warf ihr einen Blick zu. »Wann haben Sie Frau Sippmeyer das letzte Mal gesehen?«
    Das Klingeln des Tischapparates unterbrach ihn, und Jan runzelte die Stirn, verärgert über die Störung. Reimann nahm ab, lauschte kurz und reichte den Hörer dann an ihn weiter.
    »Ja?« Er bellte fast.
    »Ich bin es, Nina. Frenze ist schon wieder dran, er sagt, es ist wirklich

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