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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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würde das wieder eine schöne Tracht Prügel einbringen!
    Als die ersten durch das Katelijnetor in die Stadt drängenden Bauern berichteten, daß sich der Troß eines hohen päpstlichen Abgesandten (des kleinen Bischofs Coppini) Brügge nähere und von einem Trupp unter der Fahne des Hauses Charetty begleitet werde, rief Felix dies seinen Schwestern zu und drückte sich in Windeseile seinen hohen Kastorhut auf den Kopf.
    Tilde, die ihren Bruder umsorgte wie früher ihre Mutter ihren Vater, brachte ihm hastig seinen Umhang und sah ihm sehnsüchtig nach. Wäre sie in Catherines Alter gewesen, hätte sie darum gebettelt, mitkommen zu dürfen, aber mit dreizehn hatte sie ihre Würde. Catherine wiederum sprang jubelnd auf und ab. Sie war in den Monaten, seit Claes fortgezogen war, eine junge Frau geworden und konnte sich vorstellen, Claes zu heiraten, besonders wenn er danach viel unterwegs wäre und ihr Geschenke aus Italien mitbrächte.
    Natürlich war die Ankunft des päpstlichen Gesandten angekündigt worden, und als Felix mit einigen Freunden am Katelijnetor eintraf, standen bereits die Vertreter des Herzogs sowie die Herren Ghistelle und Gruuthuse, die Bürgermeister und der Kanzler Flanderns, der Probst von St. Donatian, der Vorsteher der Liebfrauenkirche und die Geistlichen der St. Salvatorkathedrale, die Ordensbrüder der Minoriten und der Augustiner, die Dominikaner und die Karmeliter gesammelt in der Februarkälte, während die Stadtmusiker den einreitenden Bischof und sein Gefolge mit Trompetenstößen und Paukenschlägen empfingen.
    In einigem Abstand wartete Astorres Stellvertreter Thomas auf einen weniger spektakulären Einzug. Er war von einem halben Dutzend bewaffneter Männer begleitet und von einem Reiter mit spitz zulaufendem Helm, gewaltigen Armkacheln und glänzenden Beinschienen auf einem kräftigen Pferd, das dem von Thomas in nichts nachstand. Der Reiter war Claes. An seiner neuen Rüstung rann der Kot der von den Trompeten aufgeschreckten Tauben herab, und auf dem terracottabraunen Gesicht lag das unbeschwerte, durch nichts zu erschütternde, strahlende Lächeln, das alle kannten. Ja, und sogar Thomas lächelte. Der mürrische Thomas!
    Gefolgt von seinen Freunden drängte sich Felix durch die ehrerbietig wartende Menge zum hinteren Teil des Zugs und winkte den Bediensteten seiner Mutter mit seinem Kastorhut. »Was bildet ihr euch ein! Marsch, zurück an die Küpen!« rief er laut lachend. Hinter ihm standen grinsend John Bonkle, Anselm Sersanders, Lorenzo Strozzi und zwei der Brüder Cant.
    Claes hob eine gepanzerte Hand und holte, ebenfalls lachend zu einer unmißverständlichen Geste aus. Mit der Stimme des Bürgermeisters rief er: »Ihr Burschen! Vergeßt nicht, daß ihr die Vertreter einer großen Stadt seid!«
    Inmitten der bewaffneten Reiter und Reservepferde wurde jetzt eine Gruppe Packtiere mit prall gefüllten Leinwandsäcken sichtbar. Lorenzo Strozzi musterte sie. »Ich dachte, Kuriere halten nicht an, um Handel zu treiben«, sagte er.
    »Das habe ich ihm auch gesagt«, bemerkte Thomas.
    »Handel?« rief Claes. »Von Handel kann keine Rede sein. Da war so eine Bande Strauchritter -«
    »Räuber.«
    »Wegelagerer.«
    »Und ihr habt sie vernichtet?«
    »Nein, nein«, antwortete Claes. »Das hatte schon jemand anders erledigt, aber ihre alten Harnische und Waffen wurden in Dijon für billiges Geld verschachert. Für den halben Preis oder weniger. Es war eine günstige Gelegenheit.«
    »Und wovon hast du das Zeug bezahlt?« Felix’ spitzes Gesicht war noch spitzer geworden.
    »Von meinem Sold«, sagte Claes. »Und von Thomas’. Wenn deine Mutter sie nicht will, verkaufen wir alles mit Gewinn. Aber natürlich -«
    »Was redest du da? Du bist ihr Angestellter, ihr Eigentum. Los, ab in die Werkstatt«, sagte Felix. Sein Lächeln siegte. »Und wisch dir den Dreck von dem Blech da. Kein Lederzeug mehr, was? Und im Bett Prinzessinnen, die italienisch sprechen.«
    »Sprechen? Die darfst du höchstens keuchen lassen, sonst bist du sofort erledigt. Thomas kann es dir bestätigen. Wenn du nur einmal Pause machst, schreien sie nach ihrem Vater, und schon bist du Herzog.«
    Thomas lachte immer noch. »Alles gelogen«, behauptete er. »Aber die Weiber sind nicht übel, da hat Claes schon recht.«
    »Und wir haben dir was mitgebracht«, sagte Claes zu Felix.
    »Ein Mädchen?« Felix’ Ton sagte alles. Und die folgende Gesprächspause bewies ihm, daß Claes verstanden hatte.
    »Nein«, antwortete

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