Niccolòs Aufstieg
beim Verkauf gegeben, und als er vorbei war, hatte er nicht mehr gewußt, was seine Mutter eigentlich wollte.
Ausführlicher Bericht über den Ärger beim Verkauf. Besonders ausführlicher Bericht über das wunderbare Mädchen Grielkine. Mabelie, das müsse Claes wissen, sei jetzt die Freundin von John Bonkle. Dabei falle ihm ein, daß die Bonkies ja eine halb schottische Familie seien, das habe er ganz vergessen, aber es spiele ohnehin keine Rolle. Dieser fürchterliche Simon war endlich nach Schottland zurückgekehrt, und mit ihm Bischof Kennedy und die Kanone. Katelina van Borselen war noch hier und immer noch unverheiratet. Der Grieche mit dem Holzbein war mit seiner Bettelschale abgereist. An seinen Namen konnte Felix sich nicht erinnern, und Claes klärte ihn nicht auf.
Löwen? Naja. Was Claes denn wissen wolle?Ja, seine Mutter sei gerade dort. Sie sei sehr viel dort. Der neue Geschäftsführer sei wirklich eine Geißel Gottes. Wenn seine Mutter und dieser Mensch aneinandergerieten, sei das wie David gegen Goliath. Nein. Falsch. Wie Goliath gegen Goliath. Felix könne die beiden leider nicht so gut nachahmen wie Claes. John und Anselm und die anderen würden sich vor Lachen an ihrem Bier verschlucken, wenn sie es hörten. Sie gingen jetzt übrigens in eine andere Schenke. Mit dem alten Dummkopf in der früheren hatten sie sich gestritten. Das war nach der Explosion gewesen.
»Nach welcher Explosion?« fragte Claes vorsichtig.
Aber Felix war schon wieder abgeschweift, er blieb nie bei der Sache. Doch er hatte eine ganze Menge getrunken, und es dauerte nicht allzu lange, ihn wieder aufs Thema zu bringen, auch wenn er leicht gereizt reagierte. Die Explosion? Reine Blödheit, wie immer. Eine Küpe war in die Luft geflogen wie eine Kanonenkugel, und dabei hatte es die Saugpumpe zerrissen und das Abwasserrohr gesprengt, und sie hatten eine ganze Bahn Stoff und eine Küpe Karminrot eingebüßt. Es hatte eine Woche gedauert, alles zu ersetzen, und seine Mutter hatte vierzehn Tage lang geschäumt vor Wut. Diese nichtsnutzigen Faulpelze! Die hatten nur bekommen, was sie verdienten.
»Was haben sie denn bekommen?«
»Rote Fratzen«, sagte Felix schlagfertig und ließ Zeit für einen Lacher. »Ernout hat es am schlimmsten erwischt - erinnerst du dich an den dummen Kerl? Die anderen haben hier und dort ein paar Ellen Haut verloren, kaum der Rede wert.«
»Ich dachte, ich hätte einige neue Gesichter gesehen.«
»Ich glaube ja, das sind alles Neffen von Henning«, erklärte Felix, »aber wehe ich sage das! Da wird er richtig böse. Ich habe übrigens einen Mann gefunden, der Taft auf französische Art zuschneiden kann. Aber es ist teuer. Was hast du eigentlich für das Rüstzeug bezahlt?«
Aber Claes war eingeschlafen und hörte ihn nicht. Als Felix ihm ein, zwei Tritte versetzte, knurrte er bloß und drehte sich auf der Sitzbank herum, auf der er sich breitgemacht hatte - reichlich frech für einen Angestellten. Mit einiger Mühe kippte Felix die Bank und verfrachtete Claes auf den Fußboden, wo er ruhig weiterschlief. Felix wußte aus Erfahrung, daß er in diesem Stadium nicht zu wecken war. Er ergriff den Wasserkrug und goß das Feuer aus. Dann steuerte er, nicht ohne Schwierigkeiten, die Tür an und ging die Treppe hinauf in sein Bett.
Er schlief noch, als Claes am folgenden Morgen aufbrach, um wie verabredet bei der Medici-Bank vorzusprechen. Ein Ereignis ohne große Bedeutung, so schien es. Tobias Beventini hätte ihn eines Besseren belehren können.
Angelo Tani, der Leiter der Niederlassung, hatte mit dem Ansetzen dieser Besprechung wieder einmal jene Qualitäten bewiesen, die die Medici bewogen hatten, ihn zum geschäftsführenden Gesellschafter des Brügger Unternehmens zu machen, mit fünfhundert Anteilen und einer Gewinnbeteiligung von zwanzig Prozent. Sein Stellvertreter war Tommaso Portinari, dessen zwei ältere Brüder die Medici-Bank in Mailand leiteten. Und einer dieser beiden, nämlich Pigello Portinari, war der Mann, der in einem Anfall von Wahnsinn Claes einen Kurierauftrag anvertraut hatte. Daher sollte auch Tommaso an dem Gespräch teilnehmen.
Angelo wußte, daß Tommaso Portinari ein eifersüchtiger junger Mann war, der nicht einmal seine Brüder mit seiner Eifersucht verschonte. Er fand es durchaus nicht witzig, daß von Zeit zu Zeit mysteriöse Berichte über seine Schwächen ihren Weg nach Florenz fanden, aber er unternahm nichts dagegen. Ehrgeiz steigerte den Leistungswillen, und was er
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