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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Schmiede und Fuhrleute, die wissen, wohin die Pferde gehen, wo es Verpflegung gibt und wo Geld gezahlt wird. Klatsch eben. Niemand achtet auf jemanden wie mich.«
    »Claes«, sagte Tobias. »Erzähl mir von der Kanone, die auf dem Weg zum König von Schottland einen Unfall hatte. Oder von der Lawine, die auf die Lancaster-Engländer niederging. Oder von deinem Geschick mit komplizierten Spielen und Zahlen. Und dann versuche, mir weiszumachen, daß du Stroh im Kopf hast und bloß den Stallklatsch aufschnappst.«
    Claes saß mit überkreuzten Beinen da und starrte Tobias an. Er wirkte tatsächlich wie ein echter Tölpel. Bitterkeit stieg in Tobias auf. Er sah keinen Grund, Claes nicht deutlich zu sagen, was er von ihm hielt.
    »Du willst natürlich reich werden. Du willst erzwingen, daß die Leute in Brügge sich vor dir verneigen, statt dich zu verprügeln. Du willst schöne Kleider und Juwelen und eine Geliebte, die keine Dienerin ist, und du willst mit all dem vor Jaak de Fleury und seiner Frau glänzen, vor Katelina van Borselen und Hauptmann Lionetto und dem Schotten Simon. Du hast Julius ausgefragt und ihn wie auch Astorre in den Krieg abgeschoben, und nun liefert dir dieser Handel mit geheimen Informationen einen Vorwand, nach Brügge zurückzukehren, wo du keinem verantwortlich bist als einem oberflächlichen jungen Herrn und einer Witwe, die einen intelligenten, lebhaften jungen Mann braucht, der ihr hilft. Willst du sie heiraten, Claes? Ich bin überzeugt, sie würde dich nehmen. Mit den Frauen kennst du dich aus.«
    »Ich habe Euch gesagt, daß ich keinen Partner will. Ihr seid aus Versehen hineinverwickelt worden und werdet von dem Ganzen nichts mehr hören.«
    Seine Stimme klang verändert. Er sah auch nicht mehr aus wie ein Tölpel mit Stroh im Kopf.
    »Obwohl sie glauben, daß ich weiß, was du weißt?« erwiderte Tobias höhnisch.
    »Sie wollen nur verhindern, daß eine neue Alaunmine auftaucht. Wenn Ihr Euch zurückzieht, haben sie keinen Grund zur Sorge. Ihr seid der einzige, der sie hätte finden können.«
    Tobias riß die tränenden Augen auf. Er nieste, diesmal wurde ihm nicht Gesundheit gewünscht. Das Taschentuch vor der Nase, dachte er rasch und intensiv nach. Er schaute wieder auf. »Verstehe. Soviel zu Haarfärbemitteln, Liebestränken und dem Gerede über Pflanzenvorkommen. Quilico hat dir also nicht gesagt, wo seiner Ansicht nach der Alaun sein könnte?«
    »Nur, daß es in Latium ist, einem sehr großen Gebiet um Rom, und innerhalb des päpstlichen Territoriums. Darum hat es keinen Zweck, da Castro zu unterstützen. Sobald die Mine gefunden ist, wird der Papst und niemand anders sie ausbeuten.«
    »Wie klug von dir, mir das nicht zu sagen. Ich hätte mich ja selbst auf den Plan einlassen können, protegiert von meinem Onkel. Und das könnte ich immer noch, nicht wahr? Die Mine finden, wenn es sie gibt, und Beweise vorlegen. Denn die Phokäa- Leute würden ja sonst nicht zahlen, um den Fund zu vertuschen.«
    Claes’ Miene wirkte wieder freundlich. »Warum solltet Ihr das nicht tun, Meester Tobias? Irgendeiner sollte sich diese Information vielleicht doch zunutze machen.«
    »Warum nicht du? Du sagtest, du brauchst keinen Partner.«
    »Oh, das bezog sich auf den Kurierdienst. Es würde nur Gerede geben, wenn ich wochenlang das Hügelland durchstreife und mit levantinischen Kaufleuten und Arbeitern von Alaunminen rede. Früher oder später werden andere den Alaun sowieso finden. Er bietet nur jemandem, der jetzt Zeit aufwendet, schnell verdienten Gewinn.«
    »Verstehe. Und was hast du den Phokäa-Betreibern gesagt?«
    Claes streckte die Beine aus und hielt die Hände zwischen den Knien. »Daß sie im Frühjahr den Beweis haben, wenn es wirklich eine zweite Mine gibt. Wenn Ihr wollt, sage ich ihnen, daß Ihr es beweisen werdet. Wenn Ihr nicht wollt, sage ich ihnen, daß es keine Mine gibt.«
    »Das werden sie dir nicht glauben.«
    Claes lächelte. »Ihr werdet keiner Gefahr ausgesetzt sein.«
    Natürlich nicht. Schon wegen Giammatteo.
    Die Kerze flackerte. Eine halbe Stunde. Die mußte fast um sein. »Du verdienst, was geschehen ist«, sagte Tobias. »Du hast das alles in Gang gesetzt. Und wenn sie dir nicht glauben, werden sie mit dir so verfahren, wie du mit Giovanni da Castro hättest verfahren sollen.«
    »Dann muß ich zu meinem Schutz wohl schnell noch ein paar Geheimnisse aufdecken?« Claes’ Miene war durchaus liebenswürdig. »Wenn Ihr die Entscheidung nicht jetzt treffen wollt, ich

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