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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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Grundbesitz und Titel.«
    »Einen wie Jordan de Ribérac?« fragte Claes.
    »Hm, ja, der ist doch reich, oder?« sagte Felix. »Und könnte seinen widerwärtigen Sohn Simon daran hindern, uns dauernd die Schöffen auf den Hals zu hetzen.«
    »Unsinn, Felix«, widersprach Anselm Sersanders. »Wenn es dir schon nicht paßt, daß deine Mutter über dein Leben bestimmt, dann wird es dir erst recht nicht passen, euer ganzes Unternehmen einem Stiefvater zu überlassen. Schließlich bist du der Erbe.«
    Die Locken hingen Felix strähnig um die schmalen Wangen und sein Blick war schläfrig vom Bier. »Hauptsache, ich habe Hunde, Bier und Waffen, dann kann meinetwegen jeder das gottverdammte Geschäft haben.«
    »Waffen?« fragte Claes.
    Felix lachte spöttisch.
    John Bonkle blickte von einem zum anderen. Sersanders, der Claes’ verwunderten Blick auffing, übernahm die Erklärung. »Er hat sich, als du weg warst, zu einem hervorragenden Turnierkämpfer entwickelt. Stimmt’s, Felix? Nur daß deine Mutter nicht bereit ist, für die Ausrüstung zu zahlen - jedenfalls noch nicht.«
    »Das sind doch Kleinigkeiten«, sagte Felix. »Man braucht keine Ausrüstung, um zu zeigen, was man kann. Nicht mal Bauernspieße, was, Claes? Schwerter vielleicht? Oder stumpfe Lanzen, wenn man reiten kann. Kannst du reiten?«
    »Das mußt du Thomas fragen«, gab Claes zurück. »Meist nimmt er mich ein Stück auf seinem Pferd mit und springt ab, sobald es anständig auf allen vieren läuft. Wer hat dich denn zum Turnierkämpfer ausgebildet?«
    Sersanders lächelte. »Wenn du Felix dazu bringst, das zu verraten, weißt du mehr als wir. Er hat einen Lehrer in Löwen aufgetan. Nur ist das Vergnügen recht kostspielig. Ich kann verstehen, daß er sich vom Karneval einen reichen Stiefvater erhofft, ganz gleich wen. Stimmt doch, Felix?«
    »Oudenin«, meinte Claes. »Ich hab’s immer gesagt. Und Felix kann seine Tochter heiraten. Sag mal, Colard, warum hast du uns gewinkt?«
    »Was?« Colard war ganz in ein Pergament vertieft, das er sich vorgenommen hatte. Jetzt legte er es nieder.
    »Du hast uns gewinkt«, sagte Sersanders geduldig.
    »Ja, um dir was auszurichten«, erwiderte Colard. »Dein Onkel sucht dich. Und Claes auch, falls der Briefe für ihn hat. Er ist bei Giovanni Arnolfini.«
    »Colard!« rief Claes, »Wir sitzen seit einer Stunde hier herum. Vielleicht auch schon zwei.«
    »Das stört mich nicht. Aber es wird langsam dunkel, das ist wahr. Vielleicht geht ihr jetzt besser.«
    »Ja, vielleicht gehen wir jetzt besser«, sagte Sersanders, ohne eine Miene zu verziehen. »Claes?«
    »Ja, ich komme mit. Felix?«
    »Was denn?« Felix hob die schweren Lider.
    »Was hast du da vorhin von deinen Schwestern gesagt? Wegen morgen. Deine Mutter meinte doch, du sollst sie mitnehmen, oder?«
    »Und ich sage dir, daß du sie mitnehmen sollst«, entgegnete Felix. Er machte die Augen ein wenig weiter auf. »Du willst doch nicht so tun, als könntest du es dir aussuchen?«
    »Felix!« sagte Sersanders. »Das ist nicht richtig. Und deiner Mutter würde es bestimmt nicht gefallen. Das ist -«
    »Sie wird sich damit abfinden müssen«, sagte Felix. »Es gibt sonst niemanden. Oudenin wäre natürlich begeistert, aber zum Glück ist er der letzte, den sie bitten würde. Bleibt noch Henning. Aber ihr müßt zugeben, da ist sogar Claes besser. Trotz dieser Fratze. In was für eine Prügelei bist du da eigentlich hineingeraten?«
    »Ich bin von dem Stachelschwein angefallen worden«, antwortete Claes kurz. »Also gut, ich nehme die Mädchen mit. Unter einer Bedingung - du sagst deiner Mutter, daß du mich darum gebeten hast, und holst dir ihr Einverständnis, Sonst hüte ich morgen mit der Pest das Bett.«
    »Ihr seid die Pest«, bemerkte Colard Mansion milde. »Würde es euch etwas ausmachen, mir aus dem Licht zu gehen?«
    Draußen trennten sie sich. Felix machte sich mit Bonkle im Schlepptau reichlich verspätet zur Kegelbahn auf. Claes und Sersanders gingen nach Westen bis zum Markt und dann weiter in nördlicher Richtung zum lucchesischen Konsulat. Dort residierte der reiche Kaufmann Arnolfini, bei dem gerade Sersanders’ Onkel, Anselm Adorne, zu Gast war.
    Sie hatten Mühe voranzukommen. Es schneite zwar nicht mehr, doch unter den Füßen der von der Stadt und den Zünften bestellten Arbeiter, die den Platz, die Halle, den Belfried, den Binnenhafen und die umliegenden Häuser für den morgigen Fastnachtsdienstag schmückten, war der liegengebliebene Schnee zu

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