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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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den Anschein zu erwecken, sie begehre den schönen Simon, wäre würdelos gewesen. Zumal der schöne Simon ihr vielleicht gar keinen Heiratsantrag machen würde.
    Als sie ihm gegen Ende der Seereise gestattet hatte, sich ihr zu nähern, zeigte sich deutlich, daß ihm daran lag, sie für sich einzunehmen, und daß er, vielleicht fasziniert von ihrer Abwehr, sich bis zu einem gewissen Grad zu ihr hingezogen fühlte. Bei der Landung in Sluis wußte sie schließlich, daß er entschlossen war, sie zu erobern.
    Sie zeigte ihm nicht, daß sie sich geschmeichelt fühlte. Wenn er um ihre Hand anhielte, würde ihr Vater seine Zustimmung geben. Und vermutlich Simons Onkel und der Vater ebenso, mit dem er sich überworfen hatte, wenn er überhaupt gefragt wurde. Simon hatte Geld und Grundbesitz und den Titel eines Landedelmanns zu bieten. Unter den jungen Männern, deren Eltern Interesse an ihr bekundet hatten, war er der standesgemäßeste. Abgesehen natürlich von jenem Lord, den sie zurückgewiesen hatte, einem vierzig Jahre älteren, lasterhaften Menschen. Simon, der Neffe des Lord von Kilmirren, besaß alle körperlichen Vorzüge, die den Frauen gefielen. Katelina war nicht weitgereist, aber bisher jedenfalls war ihr kein Mann seiner Erscheinung begegnet. Wie kam es dann, daß die Frauen, gleich welchen Standes (so hieß es), ihn in ihr Bett nahmen, aber keine ihn heiratete? Eines stand für sie fest: Wenn er sie besitzen wollte, mußte er sie heiraten. Ob sie ihn dann haben wollte, konnte sie jetzt noch nicht sagen.
    Katelina van Borselen trat nachdenklich ins Haus ihres Vaters und nahm sich vor, seine Gäste mit Gelassenheit zu empfangen.
    Felix und Claes, sein treuer Schatten, lagen mit jenen ihrer Freunde, die eine gute Entschuldigung hatten, sich vor der Arbeit zu drücken, fast den ganzen Nachmittag draußen beim Waterhuis im Gras.
    Felix hatte keine Entschuldigung, ihm hatte Julius mit aller Strenge befohlen, in die Färberei zurückzukehren und dort zu bleiben. Aber Julius war von einer Gruppe Männern mit einem Gespräch über die Kaninchenjagd aufgehalten worden, und Felix hatte die Gelegenheit genutzt, um sich davonzumachen, und Claes gleich mitgenommen. Die Strafe würde folgen, wenn seine Mutter aus Löwen kam, und daß sie kommen würde, war so sicher wie das Amen in der Kirche. Doch das kümmerte Felix nicht sonderlich. Leute, die arbeiteten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, interessierten ihn wenig, obgleich seine Freunde behaupteten, manchmal den alten Cornelis in ihm zu erkennen, wenn er wegen einer Bagatelle plötzlich erbittert zu feilschen begann. Claes mochte er unter anderem auch deshalb, weil dieser ein armer Schlucker war.
    Die Gruppe auf der Wiese, lauter junge Leute aus den Kaufmannskreisen der Stadt, unterhielt sich in einem Kauderwelsch von Sprachen. Anselm Sersanders, Adornes Neffe, gehörte ebenso zu der Clique wie John Bonkle, dem die anderen die drastischen englischen Kraftausdrücke in ihrem Wortschatz zu verdanken hatten, und einer der Cants. Auch Lorenzo Strozzi war da, schlecht gelaunt allerdings. Sie taten, was sie konnten, um ihn aufzuheitern, und es wurde ein ziemlich anstrengender Nachmittag. Als er schon beinahe um war, erwähnte Strozzi beiläufig den Empfang im Hause Florens van Borselens, zu dem er und Tommaso Portinari eingeladen waren.
    Felix’ Haare hingen schon wieder glatt und strähnig unter dem hohen Hut mit der steifen Krempe hervor, den er auf Julius’ Befehl hatte aufsetzen müssen, und die gepufften Ärmel seines dunklen Wamses waren naß bis zu den Ellbogen. Seine Energie jedoch war ungebrochen. »Da mußt du hingehen«, sagte er. »Lorenzo, du mußt Tommaso holen und hingehen.«
    »Nur weil Felix wissen will, was Simon anhat«, warf Claes ein.
    »Dir und Claes zuliebe wird Tommaso bestimmt nicht hingehen«, sagte Lorenzo übellaunig. »Du weißt doch genau, wie wütend er wird, wenn Claes ihn nachahmt, wie er mit seinen Ringen protzt.«
    »Vielleicht hört er dann endlich einmal damit auf«, meinte Sersanders. »Aber ganz gleich, Tommaso geht sicher hin, wenn van Borselen ihn eingeladen hat.«
    »Genau«, bestätigte Lorenzo. »Er ist sowieso nur eingeladen, weil der Leiter der Brügger Niederlassung der Medici-Bank auf Reisen ist. Da müssen sie sich eben mit dem Stellvertreter zufriedengeben. Mich haben sie auch nur aufgefordert, weil der hiesige Direktor der Strozzi-Handelsgesellschaft zur Zeit nicht da ist. Aber er ist immerhin der Cousin meines

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