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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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ans Bett. Unter dem Arm trug er den seltsamen Helm, den der Dauphin ihm geschenkt hatte, mit dem roten Federbusch und dem grimmig dreinblickenden Adlerkopf, dessen Augen wie Eiterbeulen aussahen. Er hatte ihn offenbar in seinem Gepäck aus Genappe mitgebracht.
    Felix hatte sich verändert: der Hals war kräftiger, Nase und Wangenknochen stärker ausgeprägt. Die unzuverlässigen Locken waren verschwunden; sein Haar, unterhalb der Ohren abgeschnitten, war glatt, mit einer leichten Welle nur dort, wo der Helm gesessen hatte.
    »Du sollst acht Männer getötet haben«, sagte Nicholas. »Ich wette, du hast sie totgeredet.«
    Auch Julius war ans Bett gekommen. Er trug den Arm noch in der Schlinge, und das kräftige Gesicht war blasser als sonst. Er richtete das Wort direkt an Nicholas, von Konsulent zu Lehrling, ganz so, als seien sie in Brügge. »Es ist wahr. Für einen Strolch, der nie tut, was man ihm sagt, hat er sich gut geschlagen. Hat er in Mailand geübt?«
    »Ja. Wer sind die Herausforderer?« Nicholas sah Tobias nicht an, aber er spürte die Hitze seines zornigen Blicks.
    »Ich war schon zum Turnier der Gesellschaft Weißer Bär zugelassen. Wenn ich da hätte mitmachen können, werde ich es ja wohl mit ein paar besseren Söldnern aufnehmen.«
    »Wer?« wiederholte Nicholas, der die Augen nur mit Mühe offenhalten konnte.
    »Ach, keine Größen«, antwortete Felix. »Nardo da Marsciano. Er kämpft gegen Francesco della Carda. Und Serafino da Montefalcone hat Fantaguzzo da San Arcangelo herausgefordert. Da habe ich eben auch eine Herausforderung ausgesprochen. Graf Federigo hat es mir erlaubt.«
    »Der Graf«, erklärte Tobias zähneknirschend, »hat verkündet daß jeder, der Sarno überlebt hat, eingeladen ist, den ritterlichen Kampf zu wagen, und hat den Preis für den Sieger verdoppelt. Felix könnte jeden ziehen. Auch Piccinino selbst.«
    »Den Grafen? Der würde sich nicht getrauen.« Nicholas hielt den Blick auf Julius gerichtet, der ihn mit einem kaum angedeuteten Achselzucken und einem Nicken erwiderte. »Piccinino«, fuhr Nicholas fort, »würde sich wahrscheinlich einen dieser Bracceschi holen, einen Armbrustschützen aus Braccios Schule, und der würde Felix schon beim Einreiten auf den Kampfplatz abschießen und basta. Was ist so schwierig? Wenn Felix bereits acht Männer getötet hat, kann kein Sterblicher ihn zurückhalten.«
    »Ich habe ihnen prophezeit, daß du das sagen würdest«, rief Felix. »Du mußt mir helfen, mich zu rüsten und die Namen aller Kämpfer aufzuschreiben. Ich bin noch nicht fertig.«
    »Du vielleicht nicht, aber ich«, sagte Nicholas und ließ endlich die Augen zufallen. Er meinte, er wäre völlig Herr der Lage und würde die Augen wieder öffnen, sobald Felix gegangen war, aber diesmal war der Körper stärker als der Wille.
    Es war sein letzter unfreiwilliger Rückzug. Das nächste Mal blieb er mehrere Stunden wach, lange genug, um etwas zu essen und sich endlich von der Schlacht bei Sarno erzählen zu lassen. Eigentlich hätte es eine lange Belagerung ohne Blutvergießen werden sollen, Fahnenflüchtige waren schuld, daß ein unbesonnener Sturm auf die Festung daraus wurde. Und als dieser unbesonnene Sturm von Erfolg gekrönt war, weitete er sich zu einem Großangriff ohne Plan und Führung aus. Die Angreifer waren, wie Lionetto berichtet hatte, von den Mauern aus mit ihren eigenen Faustfeuerwaffen weggeputzt worden.
    Astorre hatte sich als einziger im Heer mit fast seiner gesamten Truppe retten können. Die fahnenflüchtigen Schützen waren keine von seinen Leuten gewesen. König Ferrante war mit zwanzig Berittenen nach Neapel geflohen. Der Mailänder Botschafter hatte alle seine Dokumente verloren, war aber unversehrt nach Nocera entkommen. Ebenso die Strozzi (berichtete Julius), die bereits alles von Wert aus Neapel fortgeschafft hatten, darunter auch seine (Julius’) Ersparnisse. Herzog Johann von Kalabrien war als Sieger zurückgeblieben. Er brauchte nur sein Heer neu zu ordnen und Verstärkung abzuwarten, um sich gegen Neapel in Marsch zu setzen und die Stadt einzunehmen. Dieses Heer hier, das in den Abruzzen festsaß und sich mit Ritterspielen die Zeit vertrieb, würde ihn nicht aufhalten können. Julius war voller Verachtung, aber Astorre, der alte Kämpfer, appellierte an ihren gesunden Menschenverstand. Das zusammengeflickte Auge hatte den Glanz, seine Säbelbeine die Behendigkeit wiedergewonnen.
    »Was können wir tun? Wir können Piccinino nicht umgehen. Und

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