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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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daß ihnen nichts geschehen ist.«
    Die Worte folgten Nicholas, aber der achtete nicht auf sie. Er war schon tief im Gedränge, mit gesenktem Kopf auf dem Weg zu dem nicht enden wollenden Zug geschlagener Männer. Er berührte jeden, an dem er vorüberkam, Manfred, Gottschalk, Abrami, Thomas, dessen Schulter sich plötzlich unter seiner Hand befand und der sich mit grauem Gesicht überrascht umdrehte. Astorre, der schwerfällig absaß, das Kinn in die Luft gereckt, die Augen halb geschlossen. Lukin. Den schwarzen Loppe, dessen Gesicht leer war. Schließlich Julius, der still dastand und ihn ansah.
    Hinter ihm Felix.
    »Ah, da bist du ja«, rief Felix. »Ich habe doch gesagt, daß er hier ist. Das war ein ganz ordentlicher Kampf. Du hättest dabeisein sollen. Wie viele Männer habe ich getötet? Ich hab’s vergessen.«
    »Acht, hast du gesagt«, antwortete Julius, der sich nicht gerührt hatte.
    Nicholas blieb, wo er war.
    »Mein Zelt ist da drüben«, sagte Tobias. »Sie stellen gerade noch eins daneben auf. Ich kümmere mich mit Nicholas um die Leute und die Pferde. Zu essen ist reichlich da. Ihr braucht nur zu sagen, was Ihr wollt. Wart Ihr beim Grafen?«
    »Wir kommen gerade aus seinem Zelt«, antwortete Astorre heiser.
    »Dann geht schon mal vor«, sagte Tobias. Nicholas bemerkte den Blick, den er mit Julius tauschte. Die Gruppe Leute löste sich auf. »Nimm dich zusammen«, sagte Tobias. »Warte auf mich. Ich kümmere mich um alles.«
    Bei den Karren war es dunkel. Nicholas setzte sich auf die ausgedörrte Erde und schaffte es nicht, sich zusammenzunehmen. Irgendwo über ihm erklang Julius’ Stimme. »Was ist los, du Esel? Hast du gehofft, wir würden nicht zurückkommen?«
    Er konnte nicht antworten. Er spürte, wie Julius sich über ihn beugte. Mit gebrochenem Arm, der wahrscheinlich schmerzte. Schritte und eine andere Stimme. »Wir finden es alle sehr schade«, sagte Tobias, »daß ihr wieder da seid. Wir dachten, wir könnten an den Entschädigungszahlungen für euch reich werden. Hast du noch nie Sumpffieber gesehen? Sag Gottschalk, er soll herkommen.«
    Nicholas öffnete die Augen. Tobias kniete allein neben ihm. »Erstaunlich«, sagte er. »Du bist tatsächlich auch nur ein Mensch. Es ist wirklich Sumpffieber. Ich hab’s kommen sehen. Du wirst es überleben.«
    Nicholas, dem die Zähne aufeinanderschlugen, lehnte den Kopf an den Karren und antwortete mit einem schwachen Lächeln.
    »Aber wir werden wohl nie erfahren«, fügte Tobias hinzu, »wodurch es verursacht wurde, Erleichterung oder Enttäuschung.«

KAPITEL 36
    Wenn man immer gesund gewesen ist, aber sein Leben lang aus diesem oder jenem Grund geprügelt wurde, sind Schüttelfrost und Hitzewallungen, Fieber und Übelkeit nichts Neues. Man läßt sich nicht weiter davon beeindrucken, weil es stets vorbeigeht. So war es auch jetzt, als Nicholas nach einer Phase der Verworrenheit, in der er kaum etwas gesehen, nur hin und wieder Stimmen vernommen hatte, in Tobias’ Zelt lag. Manchmal war es dunkel, wenn er erwachte, manchmal hell. Es kümmerte ihn kaum, ob er erwachte oder nicht.
    Die Stimme, die ihn schließlich erreichte und wachhielt, war die von Felix, in streitendem Tonfall. Die Stimme, die ihr entgegnete, gehörte Julius, aber Nicholas konnte nicht ausmachen, worum es bei dem Streit ging. Er hörte dem Hin und Her immer noch zu wie in einem Traum, als ein Schatten auf sein Bett fiel. Tobias, mit einem Tuch in der Hand.
    »Ah«, sagte Tobias. »Sei bloß still, sonst kommen sie beide rüber.«
    Seine Lippen wollten das Lächeln verweigern und seine Zunge die Bewegung, aber der Wille siegte. »Und was ist dagegen einzuwenden?«
    Schatten lagen um die hellen Augen, die ihn mit zusammengezogenen Pupillen fixierten. »Was dagegen einzuwenden ist?« versetzte Tobias. »Piccinino wird die Zeit lang. Urbino wird die Zeit lang. Und die trefflichen jungen Edelleute beider Seiten, die die Scharmützel führen, fordern sich jetzt gegenseitig zu Zweikämpfen heraus. In zwei Tagen soll ein Turnier abgehalten werden, und Felix will teilnehmen.«
    »Ein Turnier?« wiederholte Nicholas benebelt.
    »Auf dem Schlachtfeld. Auf der Ebene zwischen den beiden Heeren. Natürlich unter ordnungsgemäßer Leitung und nach Erklärung eines Waffenstillstands von beiden Seiten. Die reine Ritterlichkeit. Der reine Irrsinn«, stellte Tobias fest.
    »Er spricht«, sagte Felix. »Es geht ihm besser. Nicholas? Sag ihnen, daß sie mich mitmachen lassen müssen.«
    Felix trat

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