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Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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dabei war. Coker sah die Signalleiste auf den
Streifenwagen rot und blau blinken.
    Er drehte am Lautstärkeregler und hörte den atemlosen Bericht einer
jungen Reporterin, die die Verfolgungsjagd beschrieb. Die Wagen wurden kleiner,
als der Hubschrauber an Höhe gewann, um eine Hochspannungsleitung zu
überfliegen. Für einen Augenblick sah man das bläuliche, wellige Land und die
niedrigen braunen Hügel in der Ferne.
    In diesen niedrigen braunen Hügeln wartete Coker.
    Er hob das Funkgerät auf und drückte die Ruftaste.
    »So weit keine Sperren, die Straße ist frei. Bestätige: Ihr habt
vier Wagen im Nacken. Zwei von der State, einer ist ein Deputy. Der blaue Dodge
Charger ist einer von ihren Straßenfegern. 6,1-Liter-Motor, interner
Überrollbügel, Kuhfänger. Im Augenblick hält er sich noch im Hintergrund, aber
bei der ersten Gelegenheit habt ihr ihn am Arsch. Er wird versuchen, euch mit
diesem Kuhfänger rechts oder links hinten zu erwischen, damit ihr ins
Schleudern kommt. Lasst ihn nicht zu nah herankommen.«
    »Werden wir nicht«, sagte Danziger. »Vorn also alles frei?«
    Danzigers Stimme klang noch immer flach, man spürte die Anspannung
darin. Coker hörte den Polizeifunk ab, das Hin und Her zwischen der Zentrale
und den Verfolgern.
    »Sie haben Verstärkung aus den Sektoren 4 und 9 angefordert, aber
bis jetzt sind nur zwei Wagen frei, und die sind dreißig Kilometer entfernt,
auf der anderen Seite der Belfair-Hügel. Die Bullen sind über das ganze County
verteilt, aber die meisten sind auf der Schnellstraße und regeln den Verkehr an
der Unfallstelle. Da ist auch ihr Hubschrauber.«
    »Okay«, sagte Danziger. »Gut.«
    Coker hörte einen dumpfen Knall, das Klirren von Glas und dann Merle
Zane, der leise fluchte.
    »Verdammte Scheiße, die schießen auf uns.«
    Coker sah auf den Bildschirm und hörte die aufgeregten Worte, die
die Reporterin hervorsprudelte. Am unteren Rand des Bildschirms war ein
Schriftband: LIVE!
VERFOLGUNGSJAGD AUF ROUTE 311 IN RICHTUNG SÜDEN! LIVE! Der Name
der Reporterin stand dort nicht. Wer immer sie war – Coker hatte den Eindruck,
dass sie mit Begeisterung dabei war.
    Gut
für dich.
    Genieß
es, solange du kannst, Kleines.
    »Wie gesagt: Ihr lasst sie zu nah rankommen.«
    Coker hörte das Knallen einer Pistole, eine Reihe bellender Schüsse,
und dann wieder Zanes Stimme.
    »Danziger schießt zurück.«
    »Sag ihm, er soll das lassen, Merle. Zurückschießen motiviert sie
nur noch mehr. Das sollte er eigentlich wissen. Sag ihm, er soll den Kopf
einziehen, sonst blasen sie ihm den weg.«
    Er hörte, wie Merle Danziger anblaffte und der genervt antwortete,
aber das Schießen hörte auf. Dann meldete Merle sich abermals.
    »Kilometer 46. Wir sind noch zwei Kilometer entfernt.«
    »Ich bin hier«, sagte Coker und ließ die Sprechtaste los.
    Er stellte den Fernseher leiser und schaltete den Polizeifunk aus.
Was die State-Bullen gerade taten, spielte eigentlich keine Rolle.
    Was immer es war – jetzt war es zu spät.
    Der Fernseh-Hubschrauber.
    Das war ein Problem.
    Er sah auf den Bildschirm und versuchte, eine Vorstellung davon zu
bekommen, wie hoch er flog, in welchem Winkel zur Straße er sich bewegte und um
welchen Typ es sich handelte. Die meisten Fernseh- und Polizei-Hubschrauber in
diesem Bundesstaat waren Eurocopter 350. Nach dem Motor- und Rotorengeräusch zu
urteilen war auch dies einer. Ein hübsches, schnelles Ding.
    Aber leicht und verletzlich.
    Ein fliegendes Ei.
    Er lehnte sich im Sitzen an einen Baum, legte das Gewehr auf dem
Schoß ab, atmete langsam ein und öffnete sich für das, was rings um ihn her
vorging.
    In einer Gruppe von Pappeln auf der anderen Straßenseite stritten
sich zwei Krähenschwärme. Der Wind aus dem Tal bewegte das Gras und ließ die
Ähren nicken und die dürren Halme wispern und rascheln. Die Nachmittagssonne
auf seiner linken Wange war warm wie Blut. Er sah auf. Der Himmel war blau und
wolkenlos. Weiter unten wühlte ein Opossum in der roten Erde – sein Schwanz
überragte wie ein gebogener Stock das blassgelbe Gras. Über ihm kreisten träge
drei Bussarde mit weit ausgebreiteten reglosen Flügeln und ließen sich von den
Aufwinden tragen, die vom Tiefland aufstiegen. Es roch nach Mariengras, Klee,
warmer Erde, heißem Asphalt. Der Geruch erinnerte ihn an Billings und die
Senken voller Mariengras im Bighorn Valley. Aus der Ferne hörte er, leise noch,
aber sich nähernd, das Jaulen der Sirenen.
    Er blickte auf den Bildschirm und sah

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