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Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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Polizeicomputer?«
    »Ich werde mal mit Tony Branko reden und ihn bitten, dass er Sie,
nur dieses eine Mal, an den Computer lässt. Mir wird schon ein Grund einfallen.
Damit hat die DEA Sie dann auch nicht mehr am Haken.«
    Nicks Handy läutete.
    Es war Kate.
    »Kate! Wo warst du?«
    Sie weinte.
    »Nick, du musst sofort nach Hause kommen. Bitte.«
    Nick setzte sich auf.
    »Was ist los, Schatz?«
    »Es geht um Dad.«

Byron Deitz kann Chinesen nicht ausstehen
    Deitz saß in seinem gelben Humvee auf dem Parkplatz vor
dem Helpy Selfy in der Bauxite Row in Tin Town und sah zu, wie eine magere
Gothic-Braut mit blau gefärbtem Stachelhaar sich hinter dem Fenster über der
Fixerstube auszog.
    Normalerweise waren Gothic-Bräute mit blau gefärbtem Stachelhaar
nicht Bestandteil von Deitz’ sexuellen Phantasien. Seine Liebe gehörte eher
großbusigen nordischen Zwillingen mit ausgeschalteten Brechreflexen. Aber da
alles darauf hindeutete, dass sie sich ganz ausziehen würde, und er im
Augenblick ohnehin nichts anderes tun konnte, als zu warten, bis Zachary Dak
kam und sie einander mit ausgesuchter Höflichkeit übers Ohr hauen konnten, war
dieser Zeitvertreib so gut wie jeder andere.
    Fixer, Gangmitglieder und andere Versager umkreisten den Humvee.
Manche hätten offenbar nur zu gern versucht, den Wagen zu klauen oder
wenigstens ein Gang-Tag draufzusprühen oder den Besitzer anzuschnorren, doch
die Tatsache, dass Deitz die Fenster heruntergelassen hatte und auf dem
Armaturenbrett ein sehr großer Colt Python lag, sorgte in dieser Hinsicht für
eine gewisse taktvolle Zurückhaltung.
    Die Gothic-Braut über der Fixerstube, die, was Deitz nicht wusste,
Brandy Gule hieß und ihn, hätte er sich ihr mit einem halbwegs funktionalen
Ständer genähert, mit einer Nagelschere kastriert hätte, telefonierte – und
zwar mit Lemon Featherlight – und hatte ihren Striptease vorerst bei dem mit
Nieten besetzten Push-up-BH aus schwarzem Leder unterbrochen. Deitz
verarbeitete seine Enttäuschung, indem er sein Gemächt zurechtrückte. In
letzter Zeit lebte er geradezu in diesem Wagen.
    Damit war er noch immer beschäftigt, als die lange schwarze Schildkröten-Limousine
neben dem Humvee erschien und Zachary Dak das Fenster hinuntergleiten ließ.
    Das Erscheinen eines zweiten Luxuswagens in Tin Town war eine
mittlere Sensation – so viel Geld, zum Greifen nah –, aber bislang fühlte sich
keiner der Ansässigen berufen, in Aktion zu treten.
    »Mr Deitz«, sagte Dak und zeigte seine Milchzähne. »Wie ich höre,
haben wir Fortschritte gemacht.«
    »Das haben wir, Sir«, sagte Deitz. »Ich habe einen Kontakt
hergestellt. Und ich habe die Nummer eines Kontos, auf das die Zahlung
überwiesen werden soll.«
    »Und diese Nummer wäre?«
    »Wenn ich sie Ihnen gebe, werden Sie die Kontoinhaber herausfinden
können?«
    Dak nickte.
    »Natürlich. Aber das wird nicht geschehen. Ich frage nur, um
festzustellen, wie sicher die Transaktion sein wird. Wenn die Empfängerbank in
Zürich oder auf der Isle of Man ist, sind wir zufrieden. Wenn sie in Dubai oder
Macao ist, nicht so. Dürfte ich die Nummer haben?«
    Deitz hatte sie auf einem Zettel notiert.
    Er reichte den Zettel hinunter zu Mr Dak.
    Andy Chu saß fünfzehn Meter entfernt in einem heldenhaft
langweiligen beigen Toyota. Er war Deitz’ grellgelbem Humvee seit beinahe einer
Stunde gefolgt und machte nun mit seinem Teleobjektiv von dieser Übergabe ein
gelungenes Foto, dessen Bildsprache nur so strotzte von Verstohlenheit und
konspirativem Tun.
    Dak las, was auf dem Zettel stand, und reichte ihn Deitz zurück.
    »Das ist ein MONDEX Geldkartenkonto.«
    »Ja? Was ist das?«
    »Einfach ausgedrückt: Das Geld fließt auf das Verrechnungskonto
einer privaten Geldkarte. Das ist eine Cyber-Transaktion, die nicht
zurückverfolgt werden kann, denn sie versteckt sich in all den anderen
Verrechnungen, die mittels Computern getätigt werden, mehrere Millionen pro
Sekunde. Es gibt keine Möglichkeit, sie einer Person zuzuordnen. Ich gratuliere – Sie haben es offenbar mit Profis zu tun. Wie viel sollen Sie ihnen
überweisen?«
    »Das ist genau der Punkt. Die wollen eine Dreiviertelmillion. Ich
habe aber nur zweihundertfünfzigtausend.«
    »Wenn wir den Gegenstand haben, werden Sie die vereinbarte Zahlung
erhalten, und zwar auf die vereinbarte Weise. Daran wird sich nichts ändern.«
    »Ja, das verstehe ich. Aber ich kann die restlichen fünfhundert
Riesen nicht aufbringen. Zweihundertfünfzig, ja,

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