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Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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verdammten
Scheißasiaten auf der Welt. Ich hasse sie alle.
    »Wie wird die Übergabe erfolgen?«
    »Sie sagen, es befindet sich an einem leicht zugänglichen Ort.
Sobald das Geld auf dem Konto eingegangen ist, erfahre ich, wo.«
    »Und haben Sie sich – wie soll ich sagen? – davon überzeugt, dass
diese Männer sich tatsächlich im Besitz des Gegenstandes befinden?«
    »Sie kannten die Nummer des Schließfachs, in dem das Ding war. Sie
haben die Schachtel beschrieben und das, was darin war. Sie haben das verdammte
Ding.«
    »Dann sind Sie also zuversichtlich, bald im Besitz des besagten
Gegenstandes zu sein?«
    »Die können damit nichts anfangen. Mit dem Geld schon.«
    Das fand Dak schlüssig.
    »Gemeinsame und gleichwertige Erwartungen führen zu guten und
harmonischen Ergebnissen. Gut. Ich bin damit einverstanden. Wir legen diese
Angelegenheit in Ihre kundigen Hände und vertrauen darauf, dass Sie nichts
unternehmen werden, was für Unsicherheit oder Zwietracht zwischen den
Geschäftspartnern sorgen könnte. Wir werden im Marriott sein. Wir erwarten Sie
in zwei Stunden. Ja?«
    Es
muss doch eine Möglichkeit geben, diese Wichser zu bescheißen.
    »Ja.«
    Es
muss eine Möglichkeit geben.
    Dak zog den Kopf wie eine Schildkröte ins Wageninnere.
    Das Fenster schloss sich, die Schildkröten-Limousine glitt
geräuschlos davon, Andy Chu machte noch ein paar Fotos. Er grinste wie verrückt – dies war einer der besten Samstagnachmittage, die er je erlebt hatte.
    Deitz sah auf zum jetzt dunklen Fenster der Gothic-Braut. Von
irgendwo in seinem Schädel ertönte wieder dieses gottverdammte Geräusch
brechender Walnüsse.
    Es
muss.
    Und dann traf ihn, wie Saulus auf der Straße nach Damaskus, der
helle Blitz der Erkenntnis.
    Es gab keine verdammte Möglichkeit, diese Wichser zu bescheißen.

Morgan Littlebasket bereut etwas
    Morgan Littlebasket, Stütze der Cherokee-Gemeinschaft,
hochangesehener Rechnungsprüfer in der Zentrale des Cherokee Nation Trust in
Sallytown und seit einiger Zeit leider Witwer, lebte allein in einem großen,
alten Ranchhaus aus Stein und Holz auf einem Hektar gewelltem, mit verstreut
stehenden Eichen bewachsenem Grasland, nur einen halben Block von Mauldar Field
entfernt, dem Regionalflughafen von Niceville und Sallytown, wo seine sehr
schöne Cessna Stationair 206 stand.
    Eine Stütze der Cherokee-Gemeinschaft zu sein hatte seine Vorteile,
und einer davon war dieses hübsche kleine Flugzeug, mit dem er an sonnigen
Samstagnachmittagen wie diesem gern ein wenig herumflog.
    Wie ein Adler schraubte er sich über Niceville in den Himmel, und
dann folgte er manchmal dem mäandernden Tulip nach Südosten, wo er ins Meer
mündete, oder glitt knapp über den Wipfeln der uralten Bäume auf Tallulah’s
Wall dahin, scheuchte die zahllosen Krähen auf, die dort nisteten, und
erhaschte, wenn die Sonne richtig stand, einen kurzen Blick auf das
schimmernde, pechschwarze, von Felsen eingefasste Auge des Crater Sink, das kreisrund
unter ihm lag und aussah wie ein Schwarzes Loch in der Mitte der Welt.
    Nach einem solchen Flug fuhr Morgan Littlebasket an diesem
Nachmittag, als die Sonne dem Grasland im Westen entgegensank und das Licht
sich veränderte, gegen sechs Uhr vom Flughafen nach Hause. Er war ruhig und
entspannt und spürte den warmen Nachhall meditativer Ruhe und überirdischer
Transzendenz, die ihm das Fliegen stets vermittelte.
    Er saß in der echten Kopie einer »Flying Tiger«-Pilotenjacke und mit
einer original Ray-Ban-Aviator-Sonnenbrille am Steuer seines klassischen alten
Cadillac Sedan de Ville, hörte Buckwheat Zydeco, wippte mit dem linken Fuß im
Takt der schwungvollen Musik und fragte sich, wie viel man wohl für eine
Maschine wie diesen schmucken, rot und goldfarben lackierten Learjet 60 XR hinlegen müsste, der in Mauldar Field abgestellt war.
    Laut dem Mann im Tower gehörte dieser bildschöne Jet einem
chinesischen Syndikat namens Daopian Canton, das offenbar Geld wie Heu hatte.
    Aber, hatte der Mann, der einen potentiellen Käufer witterte,
hinzugefügt, angesichts der Rezession gebe es ja jede Menge gebrauchte Learjets
und Gulfstreams.
    Und der Cherokee Nation Trust, so Morgan Littlebaskets weiterer
Gedankengang, entwickelte sich zu einer recht finanzstarken Organisation, in
deren Interesse viele Reisen nötig waren, um ihre breit gefächerten
Investitionen zu verwalten.
    Vielleicht war es an der Zeit, dass der Cherokee Nation Trust sich
einen gebrauchten Learjet zulegte, aus rein

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