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Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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er die Flinte, der Lauf schwang herum, und Merle schoss ihn
mitten in die Stirn.
    Die Kugel nahm fast die ganze Schädeldecke des Mannes mit. Der Knall
hallte durch den nebelverhangenen Park, und ein riesiger Krähenschwarm stob in
einer Wolke auf und begann krächzend zu kreisen.
    Der Mann sank in die Knie, die Flinte fiel scheppernd zu Boden, und
dann kippte er vornüber und landete mit einem fleischigen Klatschen auf dem
Gesicht.
    Er blieb liegen.
    Albert hob den Revolver. Der scharfe Knall hallte in Merles linkem
Ohr wider.
    Einer der Männer hinter dem Mann mit dem Schnurrbart hatte plötzlich
ein großes Loch im Gesicht. Er taumelte zurück und fiel zu Boden. Der andere
hatte seine Flinte erhoben – ein ohrenbetäubender Knall, und aus der Mündung
schoss eine bläuliche Flamme.
    Merle spürte, dass sein Hals und das linke Ohr von Schrotkugeln
getroffen wurden, als die Ladung vorbeizischte. Er stand hoch aufgerichtet da,
während der Mann nachlud, und schoss ihn viermal in den Kopf. Der Schädel
explodierte, Blut und Knochensplitter flogen in einer dunklen Wolke durch die
Luft, doch der Mann blieb noch eine halbe Sekunde stehen und hantierte mit der
Flinte.
    Albert trat vor und feuerte zwei Kugeln in seine Brust, worauf der
Mann endlich in sich zusammensackte. Albert hob die Schrotflinte auf und warf
sie in den Nebel. Sie schlug mit einem gedämpften Klappern auf.
    Albert betrachtete die Leichen und sah dann Merle an.
    »Ob Geister oder Menschen – wie es aussieht, können wir sie töten.«
    Sie luden nach und gingen weiter, vorbei an den drei Toten und durch
das offene Tor. Im Dunkel hinter der offenen Haustür blitzte eine blaue
Stichflamme auf.
    Merle spürte ein stechendes Brennen auf der rechten Seite seines
Gesichts und hörte den Knall von Alberts .38er.
    Jemand, der in der Eingangshalle gestanden hatte, fiel vornüber ins
Freie und brach vor der Tür zusammen. Er bewegte sich noch, doch die Arme waren
unter seinem Körper begraben. Albert trat zu ihm und schoss ihn in den
Hinterkopf, die Explosion hallte in der dunklen Eingangshalle wider.
    Albert stieg über den Toten hinweg und betrat die Halle. Am anderen
Ende leuchteten blaue Flämmchen auf, begleitet von mehrfachem Knallen. Eine
Kugel flog an Merles Wange vorbei. Albert grunzte, machte einen Schritt zur
Seite, ging in die Knie und hob den Revolver. Merle und Albert feuerten
gleichzeitig, das Donnern der Automatik und der hellere Knall der .38er
verschmolzen miteinander. Im Widerschein des Mündungsfeuers sahen sie eine
Gestalt in Dunkelblau, die am anderen Ende eines langen Korridors geduckt
dastand.
    Alberts Schüsse trafen nur die Bodenfliesen und summten als
Querschläger herum, und dann hatte er den Revolver leergeschossen und musste
nachladen. Die Gestalt feuerte noch immer auf sie und war nur an den winzigen
blauen Stichflammen des Mündungsfeuers zu erkennen.
    Merle schob ein neues Magazin in die .45er, lud durch und ging an
Albert vorbei auf die Gestalt zu. Kugeln zupften an seinen Haaren und seinem
Hemd. Er hob ruhig die Pistole und verpasste dem Mann drei Kugeln. Im
Widerschein des Mündungsfeuers sah er, dass er getroffen hatte und der Mann zur
Seite sackte.
    Die Halle war voller Pulverdampf, es roch nach Kordit. Merles
rechtes Ohr dröhnte wie eine Glocke.
    »Sehen Sie mal nach, ob Sie Licht machen können«, sagte Albert. Er
kniete noch immer, hielt den Revolver in der Rechten und drückte die linke Hand
an den Bauch. Merle tastete die Wand neben der Eingangstür ab, fand einen
Lichtschalter und drückte darauf, doch nichts geschah.
    Albert seufzte, nahm die Hand vom Bauch und betrachtete die blutige
Handfläche. Merle wurde bewusst, dass er in dem bleichen Licht stand, das durch
die offene Tür fiel, und ein erstklassiges Ziel abgab. Er bückte sich, packte
den Kragen von Alberts Jacke und zerrte ihn ein paar Meter weiter, wo sie die
Wand im Rücken hatten.
    Nichts regte sich.
    Kein Geräusch war zu hören.
    Es war dunkel und totenstill.
    Albert atmete schwer.
    Merle roch das Blut an ihm.
    »Ich muss weiter«, sagte er zu Albert. »Alles klar?«
    »Gehen Sie nur«, sagte Albert. »Ich komm schon zurecht.«
    Merle schob das dritte – und letzte – Magazin in die Pistole und lud
durch. Er klopfte Albert auf die Schulter, erhob sich und hielt etwas Abstand
zur Wand, denn er erinnerte sich gehört zu haben, dass in einem Korridor
abgefeuerte Kugeln, die auf eine Wand treffen, an dieser entlangfliegen. Er
hoffte, dass das stimmte.
    Er

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