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Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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wieder zu.
    Das Nussknackergeräusch in seinem Kopf war so laut, dass er dachte,
es komme vielleicht aus dem scheiß Universum. Vielleicht war das ganze
Universum nicht aus dem Urknall, sondern aus diesem Nussknackergeräusch
entstanden. Er schaltete um zu Andy Chu.
    »Andy, ich muss jetzt weiter –«
    »Wir haben viel zu besprechen.«
    »Ich weiß, und ich habe absolut verstanden, um was es geht, aber es
gibt einen Notfall, und er betrifft die Firma –«
    »Sie meinen unsere Firma?«
    »Ja, natürlich, Andy. Sie und ich, ein ganz neues Team, und ich bin
total damit einverstanden, Geschäft ist Geschäft, nicht? Über die Einzelheiten
können wir später noch reden, aber im Augenblick muss ich dringend –«
    »Ich verstehe vollkommen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Und
fahren Sie vorsichtig.«
    »Gut. Ja. Okay, versprochen. Aber jetzt muss ich –«
    Er drückte auf den AUS -Knopf und wendete so schwungvoll,
dass der Wagen beinahe umfiel. Dann trat er das Gaspedal durch und dachte über
den kürzesten Weg nach Mauldar Field nach: Auf der 366 geradeaus, an
der Pewter links, dann über die Shiloh … Der Motor heulte, er
fuhr jetzt mit hundertvierzig auf der Arrow Creek Road in Richtung Süden und
rauschte an den anderen Wagen vorbei. Ein Blick auf die Uhr. Er konnte nicht
fassen, wie dieser Tag sich entwickelte. Verdammte Scheißasiaten.
    Er tastete nach seinem Handy, um selbst in Mauldar Field anzurufen – Sorg
dafür, dass dieser Learjet nicht abhebt  –, nahm die Kurve zur 366
mit achtzig und kam ins Schleudern. Er steuerte gegen, fing den Wagen auf, trat
wieder aufs Gas, bis die Nadel auf hundertfünfundvierzig stand, tippte die
Nummer ein und rief im Tower von Mauldar Field an.
    »Hallo, Mauldar, geben Sie mir die Flugleitung.«
    »Wer spricht da?«
    »Byron Deitz, ich bin der Chef von Securicom. Haben Sie einen
chinesischen Learjet in der Warteschlange?«
    »Ja, er ist als Vierter dran. Warum?«
    »Er darf nicht starten, okay? Lassen Sie ihn nicht starten.«
    »Und wer waren Sie noch mal, Sir?«
    Deitz bemühte sich, nicht auszurasten.
    »Ich bin der Chef von Securicom in Quantum Park und –«
    »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein. Oder doch – hören Sie, ich bin vom FBI .
Sie müssen –«
    Eine Sirene.
    Er hörte eine Sirene.
    Er sah in den Rückspiegel.
    Hinter ihm war ein Wagen der State Police. Der Fahrer betätigte die
Lichthupe, die Einsatzlichter auf dem Dach blinkten, als wäre das Ding ein
Clownwagen.
    Scheiße.
    »Würden Sie mir dann Ihre ID -Nummer
sagen, Sir?«
    »Meine ID -Nummer … Passen Sie auf, Sie
Volltrottel –«
    Der Polizeiwagen schob sich links neben ihn, das Beifahrerfenster
fuhr herunter.
    »Sir, ohne eine ID -Nummer kann ich keine
Starterlaubnis verweigern.«
    »Doch, das können Sie, verdammt –«
    Die Leitung war tot.
    Deitz sah nach links in das Gesicht einer schwarzen Streifenbeamtin,
die ihm energisch Zeichen machte, sofort anzuhalten.
    Deitz ließ sein Fenster herunter.
    »Ich bin vom FBI , okay?«
    Der Fahrtwind riss die Worte davon.
    Sie schüttelte den Kopf und wiederholte ihr Zeichen.
    Der Fahrer schaltete das Megafon ein.
    Fahren
Sie rechts ran und halten Sie an!
    Fahren
Sie rechts ran und halten Sie an, sofort!
    Deitz erwog, Gas zu geben. Er erwog, sie beide über den Haufen zu
schießen und dann Gas zu geben. Er konnte nicht fassen, wie dieser Tag sich –
    Bam.
    Er fuhr zusammen. Das Lenkrad zuckte nach links. Er wandte den Kopf
und sah, dass die junge Polizistin aus dem Seitenfenster mit einer Schrotflinte
auf seinen linken Vorderreifen zielte und im Begriff war, einen zweiten Schuss
abzugeben.
    Der Wagen geriet ins Schleudern, und Deitz hatte Mühe, ihn auf der
Straße zu halten. Er schwankte und schlingerte wie ein Elch auf einem
Baumstamm, und als Deitz auf die Bremse trat, ging das Fahrzeug in die Knie. Es
gelang ihm, den Humvee auf den Seitenstreifen zu lenken und zum Stehen zu
bringen.
    Er stellte den Motor ab und sah in die äußerst finsteren Gesichter
der beiden Polizisten, die hinter ihrem Streifenwagen standen. Außerdem sah er
in die Mündungen einer Schrotflinte und einer Glock 17.
    Er öffnete die Tür und überlegte, wie er die beiden Bullen
beschwichtigen könnte. Vielleicht konnte er sie dazu bringen, dass sie den Start des Learjets verhinderten … Nein, dazu müsste er ihnen sagen, warum,
und dann wäre er –
    »Bleiben Sie in Ihrem Wagen!«, rief die Polizistin. »Halten Sie
beide Hände aus dem Seitenfenster!

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