Niceville
Sofort!«
Deitz tat, was man ihm sagte.
»Sie haben auf meinen Wagen geschossen!«
»Bleiben Sie, wo Sie sind.«
Ihr Kollege trat ein paar Schritte nach links, so dass die Polizistin
zur Fahrerseite des Humvees gehen konnte, ohne in die Schusslinie zu geraten.
Sie hatte noch immer die Schrotflinte in der Hand – immerhin war die Mündung
jetzt auf den Boden gerichtet.
Sie stand schnaufend am Fenster und sah ihn wütend an. Deitz hatte
den Führerschein in der Hand und reichte ihn ihr.
»Sie haben auf meinen Wagen geschossen!«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Ihr Reifen ist geplatzt,
und Sie sind zu schnell gefahren, Mr … Ditz.«
»Deitz, Officer. Mit einem langen I.«
Sie warf einen zweiten Blick auf seinen Führerschein und steckte ihn
in die Brusttasche.
»Versicherungsschein und Zulassung, Mr Ditz.«
»Deitz, nicht Ditz. Hören Sie, Officer, es tut mir wirklich leid,
aber –«
»Versicherungsschein und Zulassung. Jetzt.«
Er öffnete das Fach auf der Mittelkonsole. Der Lauf der Schrotflinte
richtete sich wieder auf ihn. Es war eine sehr nervöse Polizistin, so viel
stand fest. Er bewegte sich langsam, kramte in dem Fach und zog Zulassung und
Versicherungsbestätigung hervor.
Sie ließ seine Hände nicht aus den Augen, und als er ihr die Papiere
reichte, sah er, dass ihr Blick auf etwas gefallen war, das in dem
Getränkehalter lag. Ihr Gesichtsausdruck wurde noch härter.
Er folgte ihrem Blick.
Das Pillenfläschchen.
Thad Llewellyns Glückspillen.
»Haben Sie Medikamente eingenommen, Mr Ditz?«
Deitz sah auf das Fläschchen und wieder zu ihr.
»Nein. Die Tabletten gehören einem Freund.«
»Würden Sie die mir bitte mal zeigen?«
Unerlaubte
Durchsuchung , ging es ihm durch den Kopf. Die haben mich angehalten,
weil ich zu schnell gefahren bin. Das gibt ihnen nicht das Recht, den Wagen zu
durchsuchen. Ich brauche denen gar nichts zu zeigen.
»Hören Sie, Officer« – er sah auf das Namensschild an ihrer
Uniformbluse – »Officer Martinez, ich bin der Chef von Securicom, früher war
ich beim FBI .
Es tut mir wirklich leid, und ich entschuldige mich dafür, dass ich zu schnell
gefahren bin, aber dies ist ein echter Notfall und ich habe es wahnsinnig
eilig. Wenn Sie mir also einfach eine Verwarnung verpassen und mich –«
»Die Tabletten, Mr Ditz.«
»Passen Sie auf, ich bin selbst Bulle, falls Sie es noch nicht
mitgekriegt haben, und Tatsache ist, dass ich ihnen gar nichts zeigen muss
außer meinen Führerschein und –«
»Alle sichtbaren Gegenstände, Mr Ditz. Dieses Fläschchen ist ein
sichtbarer Gegenstand. Bei einer Verkehrskontrolle bin ich berechtigt, alle
sichtbaren Gegenstände zu untersuchen. Wollen Sie sich weigern, mir dieses
Fläschchen auszuhändigen?«
Deitz seufzte und reichte es ihr durch das Fenster. Sie nahm es mit
der linken Hand, drehte es und las, was auf dem Etikett stand.
»Dies ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, das nicht für
Sie bestimmt ist, Mr Ditz, sondern für einen T. Llewellyn.«
»Ja, ich weiß. Er ist mein Bankberater. Wahrscheinlich hat er sie
neulich hier vergessen.«
Sie schraubte den Deckel auf und sah in das Fläschchen.
Dann sah sie ihn an.
»Wissen Sie, was das ist, Mr Ditz?«
In seinem Bauch wälzte sich etwas herum, und seine Halsmuskeln
spannten sich an. Ihm kam ein schrecklicher Gedanke, und sein Gesicht verriet
vermutlich, was er dachte.
»Ich glaube, es ist Tavor, Officer Martinez.«
»Und ich glaube, es ist Ecstasy, Mr Ditz. Eine verbotene Substanz.
Steigen Sie bitte aus.«
Deitz rastete aus.
»Verdammte Scheiße, du blöde Schnepfe –«
Das war unklug.
Zehn Minuten später saß er zerschrammt, mit Pfefferspray besprüht
und mit auf den Rücken gefesselten Händen auf dem Rücksitz des Streifenwagens.
Zwei weitere Wagen der State Police und einer des Sheriffs waren inzwischen
eingetroffen, und er sah zu, wie die Polizisten herumstanden und sich am
Hintern kratzten, während Officer Martinez, die offenbar eine Schraube locker
hatte, seinen Wagen vom Kühlergrill bis zu den Rücklichtern durchsuchte. Und
warum? So, wie er die Bullen kannte, suchte sie wahrscheinlich nach irgendetwas
anderem, irgendwas, für das sie ihn zusätzlich zu »Überschreitung der
Höchstgeschwindigkeit« und »Missachtung polizeilicher Anweisungen« und
»Unerlaubtem Besitz eines verschreibungspflichtigen Medikamentes« drankriegen
konnten.
Wegen dieser Ecstasy-Sache machte er sich keine Sorgen. Jeder
Jurastudent im fünften
Weitere Kostenlose Bücher