Niceville
unterhielten.
»Ja, das hab ich gesehen. Der Typ mit dem silbergrauen Haar in dem
dunkelgrauen Anzug ist Coker, das war der Scharfschütze. Die Catcherin da ist
Mavis Crossfire. Und der da, der aussieht wie Wyatt Earp, das ist Charlie
Danziger. Da stehen noch ein paar Uniformbullen, und das da ist Jimmy Candles.«
»Sieh dir Charlie Danziger mal genauer an. Fällt dir irgendwas auf?«
Holliman beugte sich noch weiter vor und schob die Sonnenbrille in
die Stirn, um besser sehen zu können.
»Ja. Er hat seine schwulen Cowboystiefel an.«
»Schwul? Wieso schwul?«
»Weil sie blau sind, Byron. Wer trägt schon blaue Cowboystiefel?
Siegfried und Roy?«
»Und sonst fällt dir nichts auf?«
Holliman lehnte sich zurück, nahm die Zeitung in die Hand und hielt
sie ins Licht.
»Oh, Scheiße.«
»Sehr richtig: Oh, Scheiße.«
»Der Typ mit den blauen Stiefeln? In der Bank?«
»Das war Danziger. Und dieser verdammte Coker war auch dabei.«
»Kann nicht sein.«
»Denk mal nach. Danziger weiß, dass die Lohngelder kommen. Er treibt
einen Fahrer auf, diesen Merle Zane, einen Profi, den er noch aus seiner Zeit
bei der State Police kennt. Coker ist der Scharfschütze, der die vier armen
Schweine auf der Route 311 ausschaltet. Und zwar mit einer Barrett aus dem
Magazin, die er reinigt und zurückstellt, bevor einer merkt, dass sie weg ist.«
»Coker ist ein Bulle. Danziger war ein Bulle. Auf keinen Fall legen
die vier Kollegen um.«
»Für zweieinviertel Millionen würde ich deine Mutter umlegen. Ich
würde sogar meine Mutter umlegen. Dieser Coker ist ein eiskalter Typ. Und Danziger hat mit der
State Police noch eine Rechnung offen.«
Holliman starrte auf das Foto.
»Das heißt, das sind die Typen, die –«
»Die haben mich gestern den ganzen Nachmittag herumgeschickt und
mich dieses Raytheon-Ding zurückkaufen lassen. Ich meine, wer sonst hätte die
Nerven? Die waren’s, verlass dich drauf. Die waren’s.«
Holliman sah Deitz an.
»Verdammte Scheiße.«
»Genau dasselbe habe ich auch gedacht.«
»Und was willst du jetzt machen?«
»Ich werde zu Charlie Danziger fahren und anfangen, Löcher in ihn zu
machen, bis er mir verrät, wo das Geld ist, und dann werde ich ihn umlegen.«
»Das kannst du nicht machen. Ich meine, wir haben hier ein Geschäft,
wir verdienen mit leichter Arbeit einen Haufen Geld – wozu das alles
wegwerfen?«
»Was würdest du denn vorschlagen, Phil?«
»Ich würde Boonie Hackendorff und Marty Coors anrufen und ihnen
sagen, was du denkst. Wenn Thad dir von den blauen Stiefeln erzählt hat, hat
er’s todsicher auch dem FBI erzählt. Vielleicht sind sie ihm
schon auf der Spur.«
»Das ist genau das Problem, Phil. Wenn das FBI ihn vor uns erwischt, wird er früher oder später einen Deal machen und ihnen
von diesem Raytheon-Ding erzählen.«
»Bei Beihilfe zu vierfachem Polizistenmord werden keine Deals
gemacht. Dafür kriegt er die Nadel und Coker ebenfalls. Mit dem Raytheon-Ding
kann er sich nicht mal einen Donut kaufen.«
»Würdest du’s darauf ankommen lassen, Phil?«
»Fahr nur raus zu Charlie Danziger und nimm ihn in die Mangel, wenn
du glaubst, das kannst du. Aber ich fahre nicht mit.«
»Ich will ja gar nicht, dass du mitkommst. Du musst das Ding von den
Schlitzaugen zurückholen. Es muss morgen Abend wieder da sein, wo es
hingehört.«
»Entschuldigung, Mr Deitz?«
Beide drehten sich um. In der Terrassentür stand ein junger Mann im
Overall, in der Hand einen schweren schwarzen Werkzeugkasten. Schwarzes Haar,
blasse Haut, eine Sonnenbrille wie die von Deitz.
»Ja … Mr Bock, nicht? Wie läuft’s?«
Bock salutierte halb und grinste breit. Hat ein bisschen was von
einem Schlaumeier , dachte Holliman und beobachtete ihn.
»Ist alles repariert, Mr Deitz. Die Anlage läuft auf Hochtouren. Ich
hab das volle Diagnostikprogramm durchgeführt. Der Fehler war im Motherboard
des SensoMatic-Moduls, und das hat dann –«
»Gut, Mr Bock, prima«, sagte Deitz und winkte ab. »Was schulde ich
Ihnen?«
»Gar nichts, Sir«, sagte Bock lächelnd. »Geht alles auf Garantie.
Und wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten für Sie und Ihre Familie.«
»Okay. Danke.«
Bock wandte sich zum Gehen, doch Deitz rief ihn zurück.
»Moment.« Bocks Knie verwandelten sich in Gummi. »Das ist für Sie«,
sagte Deitz und hielt ihm einen Fünfziger hin.
Bock zögerte.
»Sir, wir dürfen keine –«
»Quatsch. Sie haben zwei Stunden gearbeitet. Hier, kaufen Sie sich
ein
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