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Niceville

Niceville

Titel: Niceville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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unteren Rand des Bildschirms zog ein Schriftband vorbei: GEISELDRAMA
IN SAINT INNOCENT ORTHODOX – HAUSMEISTER NIMMT ZWEI GEISELN UND DROHT MIT
SELBSTMORD – POLIZEI VERHANDELT  …
    »Erst hab ich mal eine Frage«, sagte Danziger schließlich, nahm
einen Schluck Jim Beam und verzog dabei das Gesicht. Er hasste Jim Beam, aber
das war das Zeug, das man in diesem Teil des Staates kriegte, wenn ein Bulle
einen Drink ausgab. Zu Hause, wenn er allein war, trank er italienischen Pinot
Grigio, so kalt, dass einem die Zähne weh taten, aber das war eine Tatsache,
die sich nicht unbedingt herumsprechen sollte.
    »Schieß los«, sagte Coker.
    »Was hatte dieses Ding in einem Schließfach in der First Third in
Gracie zu suchen?«
    »Ganz einfach«, sagte Coker. »Es hat darauf gewartet, dass du
vorbeikommst und uns in Schwierigkeiten bringst.«
    »Okay, aber abgesehen davon …«
    Coker dachte nach.
    »Fürs Erste würde ich sagen, dass es keinen guten Grund gab, warum
das Ding dort war. Wenn es wirklich irgendein streng geheimer Hightechscheiß
ist, müsste es im Tresor der Raytheon-Zentrale in wo auch immer liegen.«
    »In Waltham. Das ist in Massachusetts.«
    »Oder in der Zentrale der Firma, die in Quantum Park im Auftrag von
Raytheon forscht.«
    »Genau. Ganz meine Meinung.«
    »Weißt du, welche Firma das ist?«
    »Ich hab’s nachgesehen. Sie heißt Slipstream Dynamics.«
    »Slipstream Dynamics? Und du glaubst, die von Slipstream Dynamics
könnten vielleicht ein Problem damit haben, dass eine ihrer streng geheimen CD s
in einem Schließfach in der First Third Bank in Gracie herumlag?«
    Danziger neigte langsam den Kopf und starrte das Ding an.
    »Als du im Tresorraum warst, hast du dir da zufällig gemerkt, wem
das Schließfach gehörte?«
    »Nein«, sagte Danziger. »Außerdem stehen da keine Namen. Nur
Nummern.«
    »Also hast du das Ding einfach mitgenommen.«
    »Weil es eben da war.«
    »Aber eigentlich sollte es nicht da
sein.«
    »Das würde auch erklären, warum in den Nachrichten keine Rede davon
ist, dass in der First Third irgendwelche Hightechsachen geklaut worden sind,
und das wiederum heißt, dass diejenigen, die das Ding dort eingelagert haben,
etwas getan haben, das die netten Leute von Raytheon vermutlich –«
    »Gar nicht gut finden würden.«
    »Ja.«
    Coker überlegte, und Danziger sah ihm dabei zu. Es war immer
interessant, Coker beim Nachdenken zuzusehen.
    »Du denkst, sie wollen es vielleicht zurückhaben?«
    »Genau das habe ich gerade gedacht.«
    Coker schwieg für eine Weile, und Danziger schenkte ihnen noch etwas
Jim Beam ein und zündete sich eine von Cokers Camels an. Er erwog kurz, das
Rauchen aufzugeben, bis sein rechter Lungenflügel verheilt war, verwarf den
Gedanken und lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzen zurück, um Coker noch
ein bisschen beim Nachdenken zuzusehen.
    »Riskant«, sagte Coker schließlich.
    Danziger nickte.
    »Bullen umbringen ist auch nicht gerade ungefährlich. Wie viel haben
wir übrigens erbeutet?«
    Coker winkte geistesabwesend in Richtung Küchentheke, wo neununddreißig
Stapel säuberlich gebündelter Geldscheine mit militärischer Präzision
aufgeschichtet waren. Daneben lagen ein kleiner Haufen von Ringen und anderem
Schmuck sowie diverse Wertpapiere aus den Schließfächern, die Danziger und Zane
noch aufgebrochen hatten, nachdem sie das Bargeld eingepackt hatten.
    »Alles in allem zwei Millionen einhundertdreiundsechzigtausend
Dollar, plus den anderen Kram.«
    Danziger war sichtlich geschockt.
    »Mann! Ich wusste ja, dass es eine Menge ist, aber so viel …«
    »Die Bank sagt, es sind zweieinhalb Millionen.«
    »Die geben immer zu viel an.«
    »Also, wir haben zwei Millionen einhundertdreiundsechzigtausend und
dieses andere Zeug. Wieso machst du dann so ein Gesicht?«
    »Weil es zu viel ist, Coker. Bei so viel Geld hören die nie auf zu
suchen. Es ist zu viel.«
    »Und was willst du jetzt machen? Einen Teil davon zurückgeben?«
    Charlie sah aus, als ziehe er das ernsthaft in Erwägung.
    »Wohl eher nicht. Aber wir müssen einen klaren Kopf behalten.«
    »Meinem Kopf geht’s prima. Fette Beute, Charlie.«
    »Ja. Und diese CD «, sagte Danziger, der insgeheim
zwei Millionen einhundertdreiundsechzigtausend und den restlichen Kram durch
eins teilte und mit dem Ergebnis sehr zufrieden war.
    »Ja, und diese CD . Du meinst, wir sollten ihnen das
Ding zum Rückkauf anbieten? Mit wem müssten wir reden?«
    »Wahrscheinlich mit Byron Deitz. Er ist der

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