Niceville
heißen SDFW .«
»Scheiß drauf, fahr weiter.«
»Genau.«
Charlie schüttelte den Kopf und lächelte Coker an.
»Junkie-Schmodder?«
»Ich wollte dir das plastisch vor Augen führen.«
»Nicht nötig.«
Cokers Telefon läutete, ein altmodischer schwarzer Apparat, der
hinter ihm auf einer Anrichte lag.
Coker beugte sich über die Lehne und nahm den Hörer.
»Coker.«
Danziger hörte ein leises Schnarren, die Stimme einer Frau. Cokers
Gesichtsausdruck veränderte sich.
»Hallo, Mavis … Ja, mir geht’s gut … Ich sitze hier und trinke
Whiskey mit Charlie Danziger, und … Ja, ich weiß, es ist in den Nachrichten,
ich hab den Fernseher an.«
Er nahm den Apparat vom Ohr und zeigte auf den Bildschirm, wo die Live Eye
Seven -Berichterstattung über die Geiselnahme in der Saint
Innocent immer hysterischer zu werden schien.
»Charlie, kannst du mal den Ton einschalten?«
Danziger griff zur Fernbedienung, und plötzlich war der Raum erfüllt
von der atemlosen, hektischen Stimme der Reporterin, einer blonden Frau in
einem Plastikmantel und mit einem helmförmigen Haarschnitt, die aussah wie eine
Vierzehnjährige.
»… und im Augenblick scheint es keine Fortschritte zu geben, denn
wenn der Unterhändler anruft, geht Kevin David Dennison nicht ans Telefon …«
Coker und Danziger sahen kurz auf den Bildschirm, und dann machte
Coker mit der flachen Hand eine schneidende Bewegung über seinen Hals, und
Danziger drückte die Stummtaste. Coker hob den Apparat wieder ans Ohr, hörte
konzentriert zu, gab hin und wieder eine knappe Antwort und war plötzlich ganz
sachlich.
»Okay, das hab ich. Was ist mit Martys Leuten? … Gut, dann ruf in
Glynco an und besorg ein … Was, in Benning? Mist! Nein, ich verstehe … Nein,
ich hab kein Problem damit … Wann? Ja … ja … Haben wir dafür eine Genehmigung
von Mauldar? Schriftlich? Okay … Gut. Entspann dich, Mavis, ich bin in fünfzehn
Minuten da. Ich hab das Zeug im Kofferraum … Ja … Gut.«
Coker legte das Telefon wieder auf die Anrichte, sah Danziger an und
verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen.
»Das war Mavis Crossfire.«
»Ja. Man sieht sie im Hintergrund, bei den Streifenwagen. Sie
braucht einen Scharfschützen, stimmt’s?«
»Für alle Fälle.«
»Was ist mit Martys Einsatzkommando?«
»Die sind alle in Fort Benning, bei einem Wettkampf.«
»Ein schlechter Zeitpunkt, um alle Welt auf dein Können als
Scharfschütze aufmerksam zu machen, Coker.«
»Was soll ich machen, Charlie? Soll ich ihr sagen, ich habe keine
Lust?«
Coker stand auf, trank seinen Whiskey aus und stellte das Glas ab.
Er war in Gedanken bereits bei der Aufgabe, die vor ihm lag.
»Ich muss mich umziehen. Willst du mitkommen? Könnte interessant
werden.«
»Und was soll ich da? Deinen Schwanz halten? Kaffee und Donuts
holen? Ich bin schließlich kein Bulle mehr. Nein, ich werde mich um diese CD hier kümmern.«
»Und wie willst du das machen?«
»Indem ich Byron Deitz aufs Glatteis führe.«
»Aha.«
»Wir wollen doch, dass er das Ding zurückkauft, oder?«
»Ja.«
»Dazu müssen wir ihn erst mal ins Stolpern bringen.«
»Und hast du schon ein Idee, wie?«
»Ich lass ihn durch ganz Tin Town tanzen, durch einen Scheißladen
nach dem anderen: Helpy Selfy, Piggly Wiggly, Winn Dixie, Stripshows. Ich jage
ihn so lange herum, bis er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Und dann
schlagen wir zu.«
»Wenn du meinst. Ist aber trotzdem nicht so schön wie meinen Schwanz
zu halten.«
»Tja, dazu kann ich natürlich nichts sagen.«
»Dann frag doch mal deine Mutter.«
Byron Deitz und Thad Llewellyn sind nicht einer Meinung
Als
Byron Deitz, ein Mann mit einem sehr begrenzten emotionalen Spektrum, in seinem
gelben Humvee auf dem regendunstigen Parkplatz der First Third Bank in Gracie
stand, wurde seine Beherrschung auf eine harte Probe gestellt. Er starrte durch
die getönte, mit Regentropfen gesprenkelte Scheibe und wartete darauf, dass
Thad Llewellyn, stellvertretender Geschäftsführer der Abteilung für
Geschäftskunden der First Third Bank in Gracie, herauskam, in den Wagen stieg
und ihm ein paar simple Fragen beantwortete.
Leider war Llewellyn offenbar nicht allzu erpicht darauf,
herauszukommen und Byron Deitz ein paar simple Fragen zu beantworten.
Auch hatte er wenig Gefallen gefunden an dem Intermezzo mit Phil
Holliman, Byron Deitz’ rechter Hand, seinem Eins WO ,
wie Holliman sich nannte, das bei Tagesanbruch auf den Stufen vor dem Eingang
von Mr und Mrs
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