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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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Morris-Brüder Nick in Ruhe; offenbar glaubten sie getan zu haben, was nötig war. Und es war wirklich genug. Nick tat noch tagelang alles weh. Die beiden älteren Brüder drohten Nick noch ein paarmal, um sicherzustellen, dass er nicht wieder auf Steven losging, doch damit hatte es sich.
    Aber auch sonst brauchte Nick sich nicht mehr zu prügeln. Vielleicht lag es an Mr Creals Einfluss, vielleicht aber auch daran, dass Nick sich eine Art Stillhalteabkommen erkämpft hatte. Er wusste, welche Typen er meiden musste, und alle anderen wussten, dass sie ihm besser aus dem Weg gingen. Nick hatte seine Marke gesetzt und seinen Platz gefunden. Das Leben wurde leichter. Und dann geschah noch etwas Gutes. Eines Tages, beim Duschen nach dem Fußball, entdeckte Nick zum ersten Mal seit seiner Ankunft ein bekanntes Gesicht.
    Davey O’Brian.
    Die O’Brians waren ein riesiger Clan. Daveys Mutter, ihre beiden Schwestern und deren Kinder – mehr als zwanzig – wohnten alle in der Poplar Road, in drei Häusern, jeweils nur einen Steinwurf voneinander entfernt, ganz in der Nähe von Nicks altem Zuhause. Allein in Daveys Familie waren es zehn Kinder, die mit ihrer Mutter und ihrem Vater auf engstem Raum zusammenlebten. Die Eltern waren so gut wie ständig betrunken, weswegen die Kinder immer mal wieder ins Heim kamen. Sie gingen selten zur Schule, sondern trieben sich meist bettelnd und stehlend in Manchester rum. Abends brachten sie ihre Beute nach Hause. Die Eltern nahmen alles an sich und versoffen es in der Kneipe. Also zogen die Kinder wieder los und besorgten sich was zu essen. Sie stahlen, was ihnen in die Finger geriet, so dass sie schließlich in jedem Laden im Umkreis von einer Meile Hausverbot hatten. Merkwürdigerweise kamen die Kinder nie auf die Idee, ihren Eltern etwas wegzunehmen. Zum Teil aus Angst, aber auch, weil die O’Brians zusammenhielten, selbst wenn sich untereinander alle prügelten – vom Vater, der die Mutter schlug, bis zur kleinsten Göre, die schlafende Katzen von der Mauer schubste, sobald sie heranreichte.
    Nick und Davey waren befreundet gewesen, mal mehr und mal weniger. Davey war ein bisschen älter, aber kleiner als Nick, der ja selbst nicht besonders groß war. Und Davey ließ sich genauso wenig gefallen wie Nick. Die beiden waren kein schlechtes Team.
    Davey war immer mal wieder von der Bildfläche verschwunden – jetzt wusste Nick, wo er sich aufgehalten hatte. Die beiden Jungen waren immer gut miteinander ausgekommen. Davey kannte alle möglichen Tricks und Nick war für jeden Unsinn zu haben. Da Nick in den Läden ringsum kein Hausverbot hatte, weil ihn niemand für einen Dieb hielt, war er Davey sehr nützlich. Nick lenkte die Ladenbesitzer ab, während Davey auf allen vieren herumkroch und sein Hemd mit Keksen, Kuchen und anderem füllte. Nick hatte das Spaß gemacht – bis er erwischt wurde und seine Mutter herausfand, was er getrieben hatte. Er bekam eine Woche Hausarrest, und als er wieder rausdurfte, war er nicht mehr so scharf aufs Klauen. Für Davey war Klauen lebensnotwendig, doch für Nick war der Preis zu hoch geworden. Trotzdem trafen sie sich noch gelegentlich, einfach weil sie Kumpels waren.
    Unter der Dusche blickten sie einander kurz an, aber Davey unterhielt sich gerade mit einem anderen Jungen und Nick wollte sich nicht aufdrängen. Zum einen kam es ihm ein wenig merkwürdig vor, so nackt Hallo zu sagen, zum anderen war er lange genug in Meadow Hill, um zu wissen, dass so etwas zu einer Schlägerei führen konnte, es sei denn, man gehörte zu den angesagten Typen, was bei ihm nun ganz sicher nicht der Fall war.
    Auch im Verlauf des Tages kam er nicht dazu, mit Davey zu reden. Alle schienen Davey zu kennen, immer war jemand bei ihm in der Nähe. Schließlich hatte Nick keine Lust mehr, darauf zu warten, ihn allein anzutreffen. Am nächsten Tag sprach er ihn in einer Schulpause an, obwohl sich Davey gerade mit ein paar anderen Jungen unterhielt.
    »Also, hier bist du immer, wenn du verschwindest«, sagte Nick.
    Davey grinste lahm und zuckte mit den Achseln. Er war sich darüber im Klaren, dass die anderen Jungen ihn beobachteten, und die guckten nicht gerade begeistert.
    »Nö. Früher war ich in Boulders.« Boulders war ein anderes Heim. »Aber da bin ich immer abgehauen. Jetz hab ich höchste Sicherheitsstufe.« Er lachte über seine Heldentat. Nick lächelte.
    Einer der anderen mischte sich ein. »Was hast’n du zu melden, he?«, fuhr er Nick an.
    »Lass ihn,

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