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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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sagte, solange Nick sich seinen Humor bewahre, gebe es Hoffnung.
    »Ich weiß, dass du nicht hierhergehörst, Nick«, fuhr er fort. »Ich tue mein Bestes, aber du musst verstehen, dass meine Möglichkeiten begrenzt sind. Mr Toms ist dein Hausvater. Als stellvertretender Heimleiter kann ich ihm natürlich Anweisungen geben, aber nicht andauernd, und für die Disziplin in seinem Haus ist allein er zuständig. Es ist zu schade, dass ich nicht da war, als du angekommen bist, sonst hätte ich dich vielleicht bei einem der besseren Hausväter unterbringen können. Aber du hattest ein blaues Auge, als du hier ankamst. Schlägertypen bringt Mr James immer bei Mr Toms unter. Ach, noch eins – hast du von der Besucherliste gehört?«
    Das hatte Nick nicht, und so erklärte ihm Mr Creal, was es damit auf sich hatte. Es sei sein persönlicher Beitrag, einigen Jungen die Chance auf ein bisschen »normales Familienleben« zu geben, wie er das nannte.
    »Gedacht ist es für die etwas sensibleren Jungen, die wirklich davon profitieren könnten«, sagte er. »Der Heimleiter steht voll dahinter, also können Leute wie Toms nichts dagegen machen, auch wenn ihnen das überhaupt nicht passt.«
    Drei- oder viermal in der Woche hängte Mr Creal eine Liste mit Namen an das Schwarze Brett der Schule. Die Jungen, deren Namen darauf standen, durften nach dem Abendessen zu Mr Creal in die Wohnung kommen und dort fernsehen, Spiele spielen, quatschen, Musik hören – einfach einen gemütlichen Abend verbringen.
    »Ich nehme nicht jeden«, sagte Mr Creal. »Die meisten würden das bloß ausnutzen. Aber ich glaube, du bist anders, Nick. Also, ich will dir nichts versprechen – du hast dir sehr schnell einen schlechten Ruf verschafft und ich kann Jungs aus Mr Toms’ Gruppe keine Vergünstigungen gewähren, wenn er meint, die verdienen sie nicht. Die Schlägereien müssen aufhören. Ich weiß, ich weiß – es ist nicht deine Schuld, aber so ist das nun mal. Verstehst du das? Genau! Du hältst dich zurück, und dann kann ich dir ein guter Freund sein, wie du siehst. Ich bin aber auf deine Mithilfe angewiesen.«
    Nick wusste nicht, wie er vermeiden sollte, dass die anderen ihn piesackten, doch er willigte ein, es zu versuchen. Aber nun wurde es Zeit. Bald würden sich vor dem Schulgebäude die Zweierreihen formieren. Zeit, in die Hölle zurückzukehren.
    Mr Creal stand auf. Nick sah sich noch einmal in der Wohnung um.
    »Das hier ist der einzige menschenwürdige Ort im Heim«, sagte er.
    Mr Creal blickte ihn erstaunt an. »Du bist ein schlauer Bursche, was?« Er lachte. »Menschenwürdig – sehr gut. Sehr gut.« Glucksend brachte er Nick zur Tür und machte sie auf. Er zog eine Grimasse.
    »Zurück in den Stall, Nick. Tut mir leid«, sagte er. »Halte durch … obwohl, warte mal, ich hab was vergessen …«
    Er ging zurück in die Wohnung und kam einen Moment später mit einer Tüte voller Köstlichkeiten zurück – Schokolade, Süßigkeiten, eine Schachtel Zigaretten. Nick blickte ihn an und lächelte. Jetzt wusste er, woher Oliver das Zeug hatte.
    »Danke«, sagte Nick. Es war super gewesen. Er holte tief Luft, verließ die Welt und ging zurück ins Heim.

8
  Davey O’Brian
     
    Nick fürchtete, dass die Morris-Brüder wieder über ihn herfallen würden, vor allem, als er erfuhr, dass Creal sie bis aufs Blut hatte prügeln lassen.
    »Der Creal sieht gar nicht so aus«, sagte Nick ein paar Tage später zu Oliver.
    »Das macht der doch nicht selber«, sagte Oliver. »Das überlässt er Harvey.«
    Mr Harvey war einer der Hausväter, und Oliver zeigte ihn Nick eine Weile später: ein großer, schlaksiger Mann mit einem matten kahlen Schädel, käferschwarzen Augen, in einem eng geschnittenen Anzug.
    »Der sieht auch nicht so aus«, sagte Nick. Das stimmte – Harvey war groß, aber dünn. Er machte nicht den Eindruck, als könne er genauso viel Schaden anrichten wie zum Beispiel Toms, der eher klein war, aber kräftig.
    »Guck dir seine Arme an«, sagte Oliver. Nick sah sofort, was er meinte. Harveys Arme waren ungewöhnlich lang. Wenn er mit dem Rohrstock ausholte, schwang er ihn wie ein Stück Gummischlauch weit hinter seinen Kopf, wirbelte auf den Absätzen herum und schlug dann zu. Die Striemen sahen aus wie von einer Peitsche.
    »Schon beim ersten Schlag fließt Blut. Vom Schimpansen will keiner verprügelt werden«, sagte Oliver.
    »Verdammte Scheiße«, sagte Nick.
    Doch trotz der fürchterlichen Prügel ließen die

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