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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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waren sie da.
    »Los, los, los!«, brüllte Nick. Die Kolonne zuckte zusammen, als sich mitten aus ihren Reihen drei Gestalten lösten, wie Hunde auf der Rennbahn über nasses Gras schlitterten und auf die Hecke zurasten, hinter der die Flattergasse begann.
    »Niemals!«, brüllte Davey, als er wie eine Rakete an Nick vorbeischoss. Niemals würde er zurückbleiben. Das beflügelte Nick.
    Ja! Ein Ruf erscholl: »Hoi!« Der Jagdruf. Aus den Augenwinkeln sah Nick, wie Leben in die Aufsichtsschüler kam, sie sich in Bewegung setzten, hinter ihnen herstürzten. Das hatte nichts zu bedeuten. Solange sie im Blickfeld der Erzieher waren, mussten sie ihr Äußerstes geben. Erst hinter den Büschen würde sich herausstellen, ob sie die Bestechung angenommen hatten. Nick drehte sich kurz um. Die Mistkerle liefen mit ganzer Kraft. Und Oliver fiel schon zurück! Bitte, lieber Gott, mach, dass er’s bis zu den Büschen schafft!
    Obwohl Nick nicht sehen konnte, was sich hinter dem Gestrüpp verbarg, warf er sich bedenkenlos hinein. Die Blätter und Zweige schlugen ihm in die Augen und ins Gesicht, dann war er auf der anderen Seite, auf dem Flatterweg. Der Boden war aufgewühlt, die Pflastersteine waren schlierig, Nick musste sein Tempo drosseln. Ein paar Meter vor ihm rutschte Davey aus, landete mit dem Hintern auf dem Boden und rappelte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hoch. Aber wo war Oliver? Verdammt!
    Dann teilte sich das Gebüsch, und da kam er.
    »Runter vom Weg, Oliver, runter vom Weg«, keuchte Nick über die Schulter. Wenn Oliver auf dem Pfad blieb, würden die Aufsichtsschüler ihn überholen müssen, wenn sie die anderen jagen wollten – und das war wirklich zu viel verlangt. Nick deutete mit der Hand die Richtung an. Oliver japste nach Luft und glitt zwischen die Büsche. Nick hörte schon die Aufsichtsschüler Andrews und Julian brüllen und fluchen, die auf diese Weise – vielleicht ein bisschen zu laut – ihren Eifer zur Schau stellten. Nick betete, dass sie langsamer würden oder sogar stehen blieben, sobald sie durch die Büsche waren, aber das taten sie nicht. Nick rutschte aus, der Blick nach hinten hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Er knallte auf den Boden, platschte in eine Pfütze, sprang auf und rannte wieder los, so schnell er konnte.
    Die Jäger holten auf! Nick hatte wegen Oliver wertvolle Sekunden verloren. Die Aufsichtsschüler wollten offenbar wenigstens einen kriegen. Das durfte nicht Oliver sein, nicht Oliver! Er selbst auch nicht, jedenfalls nicht mit dem, was er im Hosenbund stecken hatte.
    Und Davey durfte es auch nicht sein, weil Davey sein Kumpel war. Aber Davey war ihnen schon weit voraus. Mit weißem Gesicht wandte er sich zu Nick um.
    »Los! Lauf!«, brüllte Davey. Nick verdoppelte seine Anstrengungen – doch die Schritte, die er im Nacken zu spüren vermeinte, kamen nicht näher. Er wagte noch einen Blick nach hinten – sie ließen sich zurückfallen! Die Aufsichtsschüler ließen sich zurückfallen, die Bestechung hatte gewirkt. Er war so gut wie frei.
    Da fiel Nick ein, dass er Andrews nicht gesehen hatte, als er sich das letzte Mal umgedreht hatte, und schon hörte er einen Schrei –
    »Hoi!« Das war Andrews. Er war vom Weg abgebogen und jagte Oliver hinterher, der Arsch! Nick sprang über einen Baumstamm, rannte zwischen die Bäume und blieb japsend stehen. Er hörte jemanden rennen.
    »Hab dich!«, sang Andrews.
    »Lass ihn, Andrews«, schrie Nick.
    »Nick, du Idiot!«, brüllte Davey von weiter vorne, ohne langsamer zu werden. Ihn würde nichts aufhalten, Nick aber blieb. Die anderen Aufsichtsschüler waren jetzt auch vom Weg abgebogen und jagten Oliver hinterher. Sie waren irgendwo hinter Nick und rissen Witze.
    Nick lief zurück. Er hörte den Jäger – hörte den Stoß, hörte den Schrei, der aus der Kehle des Opfers entwich. Nick rannte, stürzte zwischen den Bäumen hervor, fiel fast auf die beiden drauf. Andrews zerrte Oliver an den Haaren vom Boden hoch.
    »Bitte nicht! Bitte nicht!«, schrie Oliver, das Gesicht voller Panik. Nick machte einen Schritt auf die beiden zu.
    Andrews behielt ihn im Auge. »Hoi! Hierher!«, rief er. Jemand schrie eine Antwort. Verstärkung. Nick zögerte, wusste nicht, was er tun sollte – wusste nicht, was er tun konnte. Aber schon hörte er Julian und Taylor herankommen.
    »Du bist geliefert«, sagte Andrews leise zu ihm und nickte gleichzeitig, was hieß, mach, dass du wegkommst, lauf, schnell!
    »Lass ihn los«,

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