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Nicholas Flame Bd. 1 Der Unsterbliche Alchemyst

Nicholas Flame Bd. 1 Der Unsterbliche Alchemyst

Titel: Nicholas Flame Bd. 1 Der Unsterbliche Alchemyst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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eng sitzende Kappe und ihre Züge waren hart und kantig: hohe Wangenknochen, spitze, gerade Nase, eckiges Kinn; Lippen, so schmal, dass sie fast nicht zu erkennen waren. Ihre Pupillen hatten die Farbe von Butter. Sie trug ein langes, einfaches Gewand aus schimmerndem Stoff, das sacht im Wind flatterte – auch wenn es um sie herum windstill zu sein schien. Bei jeder Bewegung liefen regenbogenfarbene Wellen darüber hinweg wie Ölschlieren auf Wasser. Sie trug keinen Schmuck, aber Sophie fiel auf, dass ihre kurzen, breiten Fingernägel alle in unterschiedlichen Farben lackiert waren.
    »Sieht keinen Tag älter aus als zehntausend«, murmelte Scatty.
    »Sei nett zu ihr«, bat Flamel.
    »Wer ist das?«, fragte Sophie noch einmal. Sie betrachtete die Frau mit zusammengekniffenen Augen. Auch wenn sie aussah wie ein Mensch, war doch irgendetwas anders , sie hatte etwas aus einer anderen Welt an sich. Es zeigte sich in der Art, wie sie absolut reglos dastand und den Kopf königlich zur Seite neigte.
    »Das«, sagte Flamel mit echter Ehrfurcht in der Stimme, »ist Hekate, eine Erstgewesene aus dem Älteren Geschlecht.«
    »Die Göttin mit den drei Gesichtern«, fügte Scatty grimmig hinzu.

KAPITEL VIERZEHN
    B leibt im Wagen«, wies Flamel die anderen an, als er die Tür öffnete und auf die Wiese trat.
    »Mir recht.« Scatty verschränkte die Arme vor der Brust und schaute durch die gesprungene Windschutzscheibe.
    Flamel ignorierte den patzigen Unterton und warf die Tür zu, bevor sie noch etwas sagen konnte. Er holte tief Luft und war um Haltung bemüht, als er auf die große, elegante Frau zuging, die unter hohen, unbelaubten Mammutbäumen stand.
    Es raschelte im Unterholz und einer der riesigen Torc Allta stellte sich direkt vor den Alchemysten, den massigen Kopf gesenkt, sodass er mit dem Rücken eine Linie bildete. Flamel blieb stehen, verbeugte sich vor dem Tier und grüßte es in einer Sprache, die offenkundig nicht für menschliche Zungen erfunden worden war.
    Plötzlich waren überall wilde Eber, mindestens zehn. Die intelligenten Augen glänzten in der Nachmittagssonne, das raue rötliche Fell auf Rücken und Schulterblättern war gesträubt und lange seildicke Speichelfäden tropften von ihren mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Hauern.
    Flamel beeilte sich, jeden Einzelnen von ihnen zu grüßen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass es auf dem amerikanischen Kontinent noch Torc Allta gibt«, sagte er zu niemand Bestimmtem. Er sprach jetzt wieder englisch.
    Hekate lächelte – ein kaum merkliches Verschieben der Mundwinkel. »Ah, Nicholas, wenigstens du solltest wissen, dass die Allta-Clans die Erde zurückerobern werden, wenn wir einmal nicht mehr sind, wenn das Ältere Geschlecht und selbst die Humani von hier verschwunden sind. Schließlich hat die Welt den Wer-Clans zuerst gehört.« Hekate hatte eine tiefe, fast männliche Stimme, und sie sprach mit einem Akzent, der an die auffälligen Zischlaute im Griechischen erinnerte und an die flüssigen Konsonanten des Persischen.
    Nicholas verbeugte sich noch einmal. »Ich weiß, dass die Clans in Europa zahlenmäßig noch ziemlich stark sind – die Torc Madra insbesondere -, und ich habe gehört, dass es in Indien wieder Torc Tiogar gibt und zwei neue Clans der Torc Leon in Afrika. Dank dir.«
    Hekate lächelte und dieses Mal sah man ihre kleinen, akkuraten Zähne. »Die Clans verehren mich immer noch als Göttin. Ich tue für sie, was ich kann.« Der nicht zu spürende Wind fuhr in ihr Gewand und ließ es um ihren Körper flattern, sodass es rot und golden schimmerte. »Aber ich nehme nicht an, dass du den weiten Weg hierher gemacht hast, nur um mit mir über meine Kinder zu reden.«
    »Nein.« Flamel warf einen Blick auf den zerbeulten Geländewagen. Josh und Sophie schauten ihn mit großen Augen durch die geöffneten Seitenfenster an; sie folgten jedem Wort, das gesprochen wurde. Scathachs Gesicht war auf dem Rücksitz gerade eben noch zu erkennen. Sie hatte die Augen geschlossen und tat so, als schliefe sie. Flamel wusste, dass die Kriegerin keinen Schlaf brauchte. »Ich möchte dir für den Geisterwind danken, den du uns geschickt hast.«
    Jetzt verneigte sich Hekate. Sie hob die rechte Hand etwas und öffnete sie, und zum Vorschein kam ein winziges Handy. »So nützliche Gerätschaften. Ich erinnere mich noch an Zeiten, als wir unsere Botschaften dem Wind anvertrauten oder speziell dafür ausgebildeten Vögeln. Mir kommt es vor, als sei es erst gestern

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