Nicholas Flame Bd. 1 Der Unsterbliche Alchemyst
ist Zeit«, stimmte er zu, »Zeit, dass das Ältere Geschlecht zurückkommt und diese Erde wieder in Besitz nimmt.«
Bastet stieß ein hohes, beängstigendes Heulen aus. Die Dunkelheit hinter ihr begann zu zucken, als Katzen jeder Rasse, Form und Größe in den Keller strömten und sich in einem immer größeren Kreis um sie herum aufstellten. »Es ist Zeit für die Jagd«, verkündete Bastet. »Zeit für die Fütterung.«
Die Katzen hoben den Kopf, miauten und jaulten. In Dees Ohren klang der Lärm entsetzlich, wie das Weinen zahlloser verzweifelter Babys.
KAPITEL EINUNDZWANZIG
S cathach erwartete Sophie und Josh an der offenen Tür des Baumhauses, als sie zurückkamen. Der große Pterosaurier hüpfte hinter ihnen her, während die anderen beiden über ihren Köpfen dahinsegelten; jeder Flügelschlag wirbelte Staub auf. Auch wenn kein Wort gefallen war, wussten die Zwillinge, dass sie sanft, aber bestimmt zum Haus zurückgebracht wurden.
Im Zwielicht war Scathachs Gesicht unnatürlich blass, das kurz geschorene rote Haar wirkte fast schwarz. Sie hatte die Lippen grimmig zusammengepresst, doch als sie sprach, versuchte sie, sich ihren Zorn nicht anmerken zu lassen.
»Wollt ihr wirklich hören, wie dumm und gefährlich das war?«
Josh wollte etwas sagen, doch Sophie fasste ihn am Arm, und er schwieg.
»Wir wollten nach Hause«, sagte sie müde. Sie wusste jetzt schon, was Scatty darauf antworten würde.
»Das geht nicht«, sagte Scathach denn auch und drehte sich um.
An der Tür zögerten die Zwillinge kurz und schauten noch einmal zurück zu dem Pterosaurier. Er legte seinen schmalen, langen Kopf schief und betrachtete sie mit seinen großen Augen mit den schmalen Pupillen. Sie hörten seine Stimme in ihrem Kopf: » Macht euch wegen Scathach nicht allzu viele Gedanken. Ihr wisst ja: Hunde, die bellen, beißen nicht. « Das Urzeitgeschöpf öffnete den Mund und ließ bei dem, was ein Lächeln hätte sein können, Hunderte spitzer Zähne sehen. » Ich glaube, sie hatte Angst um euch. « Damit drehte es sich um, machte ein paar Hopser und hob dann mit kräftigem Flügelschlag vom Boden ab.
»Sag nichts!«, warnte Sophie ihren Bruder. Joshs voreilige Bemerkungen und Kommentare brachten ihn regelmäßig in Schwierigkeiten. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, der zu allem seinen Senf abgeben musste, hatte sie die Gabe, Dinge zu registrieren und dennoch den Mund zu halten.
»Du hat mir nichts zu befehlen«, schnaubte er, doch seine Stimme zitterte. Josh hatte Angst vor schlangenartigen Wesen, seit er mit seinem Vater beim Zelten einmal in das Nest einer Klapperschlange gefallen war. Zum Glück hatte die Schlange sich gerade satt gefressen und ihn ignoriert, sodass er weglaufen konnte. Noch Wochen danach hatte er Albträume gehabt – und er hatte sie auch heute noch gelegentlich, wenn er besonders im Stress war – vor allem vor Prüfungen.
Die großen schlangenähnlichen Pterosaurier sahen aus, als seien sie seinen allerschlimmsten Albträumen entsprungen, und als sie plötzlich aufgetaucht waren, hatte sein Herz so wild gehämmert, dass die Haut über seinem Brustkorb pulsiert hatte. Als das spitze Gesicht sich ihm zugeneigt hatte, wäre er fast in Ohnmacht gefallen. Selbst jetzt noch spürte er, wie ihm eiskalter Schweiß den Rücken hinunterlief.
Sophie und Josh folgten Scathach durch das Baumhaus. Jetzt bemerkten die Zwillinge, dass sich im Halbdunkel etwas rührte, dass Dielen unter Schritten knarrten, Holzwände sich dehnten und knackten, als sei das ganze Haus in Bewegung und wachse. Die Stimmen, die Rufe und Schreie von vorher waren allerdings verstummt, das fiel ihnen auch auf.
Scathach führte sie zu einem kahlen runden Raum, in dem Nicholas Flamel wartete. Er stand gegenüber der Tür am Fenster, hatte die Hände auf dem Rücken gefaltet und starrte hinaus in die Nacht. Das einzige Licht im Raum kam von dem riesigen Mond, der sich bereits wieder dem Horizont zuneigte. Eine Seite des Zimmers war in kaltes, silbrig weißes Licht getaucht, die andere lag im Dunkeln. Scatty trat neben Flamel. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich mit ausdrucksloser Miene den Zwillingen zu.
»Man hätte euch umbringen können«, sagte Flamel leise, ohne sich umzudrehen. »Oder schlimmer.«
»Ihr könnt uns hier nicht festhalten«, erwiderte Josh rasch. Seine Stimme klang zu laut in der Stille. »Wir sind keine Gefangenen.«
Der Alchemyst schaute über die Schulter. Er trug seine Brille mit den winzigen
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