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Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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gepflegten französischen Akzent und
    ließ den härteren italienischen durchklingen.
    »Lass uns in Ruhe«, dröhnte Flamels Stimme aus dem Grau.
    »Das klingt schon wieder wie eine Drohung, Nicholas. Glaub mir, du hast keine Ahnung, welche Kräfte hier gegen dich angetreten sind. Deine kleinen Zaubertricks werden dich vor ihnen nicht retten können.« Machiavelli zog sein Handy hervor und drückte eine Nummer im Kurzwahlspeicher. »Zugriff! Jetzt!« Noch während er sprach, lief er die Treppe hinauf, fast geräuschlos in seinen teuren Schuhen mit den Ledersohlen, während nach ihm schwere Stiefel auf Stein knallten, als die versammelten Polizisten die Treppe stürmten.
    »Ich habe sehr lange überlebt.«
    Flamels Stimme kam nicht von da, wo Machiavelli sie erwartet hatte, und er blieb stehen, wandte sich nach rechts und links und versuchte, die Gestalt im Nebel auszumachen. »Die Welt hat sich weitergedreht, Nicholas«, sagte Machiavelli, »aber du dich nicht mit ihr. In Amerika bist du uns entkommen, aber hier in Europa gibt es zu viele Erstgewesene, zu viele Unsterbliche der menschlichen Art, die dich kennen. Du wirst dich nicht lange versteckt halten können. Wir werden dich finden.«
    Machiavelli stürmte die letzten Stufen hinauf, die direkt zum Hauptportal führten. Hier oben war die Luft klar. Der unnatürliche Nebel begann erst auf der obersten Stufe und waberte nach unten, sodass die Kirche wie eine Insel im Wolkenmeer schwamm. Machiavelli lief in die Kirche, doch bereits im Laufen wusste er, dass er die Gesuchten dort nicht finden würde. Flamel, Scathach und die Zwillinge waren entkommen.
    Fürs Erste.
Doch Paris war nicht mehr die Stadt, in der Nicholas Flamel zu Hause war; die Stadt, in der man Flamel und seine Frau einst als Fürsprecher der Armen und Kranken verehrt hatte. Die Stadt, in der Straßen nach ihnen benannt worden waren, gab es nicht mehr. Paris gehörte jetzt Machiavelli und den Dunklen des Älteren Geschlechts, denen er diente. Während er den Blick über die Stadt gleiten ließ, schwor er sich, dass er Paris für den legendären Alchemysten in eine Falle verwandeln würde – vielleicht sogar in ein Grab.

K APITEL F ÜNF
    D ie Geister von Alcatraz weckten Perenelle Flamel.
    Sie lag reglos auf der schmalen Pritsche in der engen, eisig kalten Zelle unter dem ehemaligen Gefängnis und lauschte dem Flüstern und Gemurmel in der Dunkelheit, die sie umgab. Ein Dutzend Sprachen konnte sie verstehen, viele andere erkannte sie zumindest am Klang, doch ein paar hatte sie noch nie gehört.
    Perenelle hielt die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf die Sprachen, versuchte, einzelne Stimmen herauszufiltern, und fragte sich, ob wohl die eine oder andere dabei war, die sie kannte. Dann schoss ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf: Wie war es überhaupt möglich, dass sie die Geister verstehen konnte?
    Vor der Zelle saß eine Sphinx, ein Ungeheuer mit dem Körper eines Löwen, den Flügeln eines Adlers und dem Kopf einer schönen Frau. Zu den besonderen Gaben einer Sphinx gehörte die Fähigkeiten, die magische Energie eines anderen Lebewesens in sich aufzusaugen. Sie hatte Perenelle alle Energie entzogen, sie zu einer hilflosen Gefangenen in dieser entsetzlichen Zelle gemacht.
    Ein winziges Lächeln umspielte Perenelles Mund, als sie sich an einem Gedanken festhielt: Sie war die siebte Tochter einer siebten Tochter, und die Fähigkeit, Geister zu hören und zu sehen, war ihr angeboren. Das hatte sie schon gekonnt, lange bevor sie gelernt hatte, ihre Aura zu verdichten und für sich nutzbar zu machen. Ihre Gabe hatte mit Magie nichts zu tun, weshalb die Sphinx auch keine Macht darüber hatte. Im Lauf der Jahrhunderte hatte Perenelle ihre magischen Fähigkeiten eingesetzt, um sich vor Geistern zu schützen, ihre Aura abzuschirmen und mit Farben zu überziehen, die sie für die Erscheinungen unsichtbar machte. Als die Sphinx ihr ihre Energie geraubt hatte, war diese Schutzhülle zusammengebrochen und sie war für die Geister wieder erkennbar geworden.
    Und jetzt kamen sie.
    Perenelle Flamel hatte ihren ersten Geist gesehen, als sie sieben Jahre alt gewesen war – es war der ihrer geliebten Großmutter Mamom gewesen. Sie wusste, dass man Geister nicht zu fürchten brauchte. Sie konnten einem auf die Nerven gehen, das schon, waren oft lästig und gelegentlich schlichtweg unverschämt, besaßen aber keine festen Körper. Einige unter ihnen waren inzwischen sogar so etwas wie Freunde geworden.

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