Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
Vom Netzwerk:
noch.«
    »Was hast du mit mir vor?«, fragte die Krähengöttin schließlich. »Ich werde nicht ruhen, bevor du nicht tot bist, es sei denn, du bringst mich um.«
    Perenelle lächelte. Sie führte die Speerspitze dicht an ihre Lippen und blies sacht darüber, bis sie weißglühend war. »Ich überlege gerade, was das hier aus dir machen würde«, sagte sie gedankenverloren. »Vogel oder Ei?«
    »Ich bin nicht aus dem Ei geschlüpft, ich wurde geboren«, erklärte die Morrigan sachlich. »Und mit dem Tod kannst du mir nicht drohen. Vor ihm habe ich keine Angst.«
    Perenelle stand auf und stellte den Speer senkrecht vor sich auf den Wasserbehälter, sodass die Spitze nach oben zeigte. »Ich werde dich nicht töten. Ich habe eine viel passendere Strafe für dich.« Sie schaute zum Himmel hinauf und ihr langes Haar flatterte im Wind. »Ich habe mich oft gefragt, wie das wohl ist, wenn man fliegen kann, lautlos über den Himmel segeln …«
    »Es gibt nichts Schöneres«, antwortete die Morrigan ehrlich.
    Perenelles Lächeln gefror. »Das dachte ich mir. Deshalb werde ich dir das nehmen, was dir am kostbarsten ist: deine Freiheit und die Fähigkeit zu fliegen. Ich habe eine wunderschöne Zelle ausgesucht, extra für dich.«
    »Kein Gefängnis kann mich halten«, erwiderte die Morrigan verächtlich.
    »Die Zelle wurde ursprünglich für Areop-Enap konzipiert«, sagte Perenelle. »Tief unter der Erde. Du wirst die Sonne nie mehr sehen und nie mehr fliegen.«
    Die Morrigan heulte erneut und warf sich von einer Seite auf die andere. Der Wasserturm geriet ins Wanken und zitterte, doch das Spinnennetz hielt. Und urplötzlich verstummte die Krähengöttin. Der Wind frischte auf und Nebel hüllte die beiden Frauen ein. Von San Francisco herüber drang Sirenengeheul an ihr Ohr.
    Die Morrigan hustete ein paar Mal keckernd, und es dauerte einen Augenblick, bis Perenelle begriff, dass die Krähengöttin lachte. Obwohl Perenelle ahnte, dass die Antwort ihr nicht gefallen würde, fragte sie: »Möchtest du mir nicht sagen, was dich so amüsiert?«
    »Du hast mich vielleicht besiegt«, sagte die Morrigan, »trotzdem wirst du bald sterben. Das Alter zeigt sich schon in deinem Gesicht und auf deinen Händen.«
    Perenelle hob die Hand und drehte die Speerspitze so, dass Licht auf ihre Haut fiel. Schockiert stellte sie fest, dass ihr Handrücken mit braunen Flecken übersät war. Sie berührte ihr Gesicht und den Hals und fuhr mit den Fingerspitzen Runzeln und neue Falten nach.
    »Wie lange hast du noch, bevor die Wirkung der Rezeptur nachlässt, Zauberin? Wie lange noch, bevor das Alter dich einholt? Sind es Tage oder Wochen?«
    »In ein paar Tagen kann viel passieren.«
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Perenelle. Was ich dir sage, ist die Wahrheit. Der Magier ist in Paris. Er hat den Jungen in seiner Gewalt und er hat Nidhogg befreit und auf die Spur von Nicholas und den anderen gesetzt.« Wieder hustete sie ein Lachen aus. »Mich hat er hierhergeschickt, damit ich dich umbringe, weil ihr wertlos geworden seid, du und dein Mann. Die Zwillinge sind der Schlüssel zur Zukunft.«
    Perenelle beugte sich dicht zu der Morrigan hinunter. Die Speerspitze warf ein rotes Licht auf ihre Gesichter. »Du hast recht. Die Zwillinge sind der Schlüssel zur Zukunft. Doch zu wessen Zukunft? Die der Dunklen Älteren oder die der Menschen?«

K APITEL V IERUNDFÜNFZIG
    N iccolò Machiavelli trat zögernd einen Schritt vor und schaute hinunter auf Paris. Er stand auf dem Dach von Notre Dame, der gotischen Kathedrale, und blickte auf die Seine und eine Brücke, die Pont au Double. Direkt unter ihm lag der breite parvis , der Vorplatz der Kirche. Machiavelli hielt sich an der kunstvoll ausgeschmückten steinernen Brüstung fest, holte tief Luft und versuchte, sein wild klopfendes Herz zu beruhigen. Gerade war er eintausendundeine Stufe aus den Katakomben hier herauf aufs Dach der Kathedrale gestiegen, und das über eine geheime Treppe, von der Dee behauptete, er hätte sie schon früher einmal benutzt. Seine Beine zitterten von der Anstrengung und die Knie taten ihm weh. Eigentlich hielt Machiavelli sich für durchtrainiert und gut in Form – er lebte streng vegetarisch und trieb jeden Tag Sport –, doch das Treppensteigen hatte ihn völlig erschöpft. Außerdem irritierte es ihn, dass Dee die Anstrengung in keinster Weise anzumerken war. »Wann, hast du gesagt, warst du das letzte Mal hier oben?«, fragte er.
    »Ich habe es dir noch gar nicht gesagt«,

Weitere Kostenlose Bücher