Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer
euer Wort, dass das hier keine Falle ist.«
»Ich gebe dir mein Wort darauf«, sagte Flamel.
Niten ließ die Schwerter in die dazu passenden Scheiden gleiten, die er sich um die Hüfte gebunden hatte. »Kommt an Bord«, forderte er sie auf. »Betretet das Boot ungehindert und aus freien Stücken.«
»He …«, begann Aoife.
»Das ist mein Boot«, erinnerte Niten sie. »Den Flamels kann man viel nachsagen, aber soviel ich weiß, haben sie immer zu ihrem Wort gestanden.«
»Sag das mal den Generationen von Leuten, die sie betrogen und vernichtet haben«, sagte Aoife, aber sie trat zurück, damit Nicholas, Perenelle und Josh an Bord kommen konnten.
»Du musst noch lernen, etwas mehr Vertrauen zu haben«, sagte der Schwertkämpfer zu Aoife.
»Und du musst lernen, den richtigen Leuten zu vertrauen«, konterte sie. »Das sind garantiert nicht die richtigen.«
»Deine Schwester mag sie und vertraut ihnen.«
Aoife schnaubte. »Ich bin nicht meine Schwester.«
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
D as alles interessiert mich nicht die Bohne«, sagte Aoife schließlich.
Nicholas und Perenelle Flamel hatten gerade eine halbe Stunde lang berichtet, was in den letzten Tagen geschehen war, wobei sie Einzelheiten anmerkten, die Sophie vergessen hatte.
Niten hatte mitten aufs Deck eine Kiste gestellt und ein Sortiment unterschiedlicher Stühle darum herum gruppiert. Dann hatte er eine in ihrer Zartheit wunderschöne, fast durchsichtige weiße Teekanne mit den dazu passenden Tassen gebracht und duftenden, olivgrünen Tee ausgeschenkt. Hingesetzt hatte der Schwertkämpfer sich allerdings nicht. Er hatte hinter Aoife gestanden, die Arme locker an den Seiten, während Nicholas und Perenelle ihre Geschichte erzählten, angefangen vom Diebstahl des Codex aus der Buchhandlung am Donnerstag vergangener Woche.
Aoife schüttelte den Kopf. »Ich will einfach nur meine Schwester gesund zurückhaben.«
»Das wollen wir alle«, bekräftigte Flamel. »Scathach bedeutet auch uns sehr viel.« Er griff nach der Hand seiner Frau. »Sie ist die Tochter, die wir nie hatten.« Dann holte er tief und stotternd Luft. »Aber Scathachs – und auch Johannas Rückkehr ist nicht unser dringlichstes Anliegen. Die Dunklen des Älteren Geschlechts haben in den Zellen auf Alcatraz eine Armee zusammengezogen, die sie auf die Stadt loslassen wollen.«
»Und?«, fragte Aoife.
Perenelle beugte sich vor. Statische Elektrizität knisterte durch ihr von silbernen Strähnen durchzogenes Haar und hob es von ihrem Rücken. Als sie sprach, waren ihre Worte so aggressiv wie ihr Blick. »Hast du so radikal mit den Menschen gebrochen, dass du sie der Vernichtung preisgeben würdest? Du weißt, was mit der Zivilisation geschieht, wenn man diese Monster in die Stadt lässt und sie dort ungehindert umherstreifen können.«
»Es wäre nicht das erste Mal«, fauchte Aoife. Dünne, hellgraue Rauchfäden drangen aus ihren Nasenlöchern. »Ich weiß von mindestens vier Ereignissen in der Vergangenheit, bei denen die Humani fast ausgelöscht wurden. Aber sie erholten sich und bevölkerten diese Welt erneut. Du bist alt, Zauberin, aber du hast nur einen Bruchteil von dem erlebt, was ich auf dieser Erde erduldet habe. Ich habe Zivilisationen aufsteigen und untergehen und wieder aufsteigen sehen. Manchmal ist es unumgänglich, dass reiner Tisch gemacht und wieder ganz von vorn angefangen wird.« Sie breitete die Arme aus. »Sieh dir doch an, was die heutigen Humani der Erde angetan haben. Sieh dir an, wozu ihre Gier geführt hat. Sie haben diesen Planeten an den Rand der Zerstörung gebracht. Die Polkappen schmelzen, die Meeresspiegel steigen, Großwetterlagen und Jahreszeiten ändern sich, Ackerland wird zu Wüste …«
»Du klingst wie Dee«, sagte Josh unvermittelt.
»Wage es nicht, mich mit dem dunklen Magier zu vergleichen«, rief Aoife. »Er ist nichts als ein Stück Dreck.«
»Er hat gesagt, die Dunklen des Älteren Geschlechts könnten alle diese Schäden wieder in Ordnung bringen. Könnten sie das tatsächlich?«, erkundigte Josh sich neugierig.
»Ja«, antwortete Aoife nur. »Ja, das könnten sie. Sag es ihm«, forderte sie den Alchemysten auf.
Josh wandte sich an Flamel. »Stimmt es?«
Der Alchemyst seufzte. »Ja, sie könnten es zweifellos.«
Sophie beugte sich mit gerunzelter Stirn vor. »Heißt das dann, dass die Älteren, auf deren Seite du stehst, es auch könnten? «
Dieses Mal entstand eine längere Pause, und als Flamel endlich antwortete, war seine Stimme
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