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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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schwarz erscheinen und ihre Haut noch blasser als sonst. Ihre Augen waren silberne Spiegel. »Weißt du nicht, was das bedeutet?«
    Johanna schüttelte den Kopf.
    »Es bedeutet, dass wir in einem Schattenreich sind.«
    Johanna sah sie weiter verständnislos an. In ihren grauen Augen standen vier helle Pünktchen, das gespiegelte Licht von vier Monden. »Dann sind wir nicht in der Vergangenheit?«
    »Nein.« Scatty nahm die Hände ihrer Freundin und drückte sie fest. »Sind wir nicht.«
    »Und das ist gut?«
    »Wenn wir in der Vergangenheit gewesen wären, hätten wir festgesessen und wären nicht wieder weggekommen. Zumindest wüsste ich nicht wie. Es hätte höchstens jemand durch die Zeit kommen und nach uns suchen können, aber die Chancen, uns in der Zeit zu finden, wären astronomisch klein gewesen. Die einzige Möglichkeit, in unsere eigene Zeit zurückzukehren, hätte darin bestanden, ungefähr eine Million Jahre zu leben.«
    »Geht das denn?«
    »Theoretisch schon. Erstgewesene und Ältere der nächsten Generation können unvorstellbar lange leben, aber wie das bei den Humani ist, weiß ich nicht so genau. Schau dir nur an, was nach zehntausend Jahren aus dem armen Gilgamesch geworden ist. Ich glaube, der Körper macht länger mit, aber der Geist bricht irgendwann unter der Last der Erinnerungen und Erfahrungen zusammen.«
    »Wenn das also ein Schattenreich ist …«, begann Johanna.
    »… gibt es irgendwo ein Krafttor«, beendete Scatty ihren Satz gut gelaunt.
    »Und wie finden wir es?«
    Scathachs Lächeln erlosch. »Das weiß ich noch nicht so genau. Aber es muss hier irgendwo eines geben.«
     
     
    Die Direwölfe griffen im Morgengrauen an.
    Scathach und Johanna wehrten sie mühelos ab und trieben sie heulend in den dichten Nebel, der schwer über dem Land lag.
    Kurz darauf schlich ein einzelner Löwe um die Höhle herum, doch Scatty bombardierte ihn mit Steinen, bis er außerhalb ihrer Reichweite war.
    Als Nächster erschien der gewaltige Bär mit der kurzen Schnauze.
    Die beiden Frauen beobachteten, wie er in großen Sprüngen angelaufen kam, den Kopf zurückgeworfen, um Witterung aufzunehmen. Die Bestie war riesig.
    »Der wiegt mindestens fünfundzwanzig Zentner«, meinte Scatty. Sie zog ihre Kurzschwerter aus dem Gürtel und prüfte das Nunchaku. »Und wenn er sich auf die Hinterbeine stellt, dürfte er gut dreieinhalb Meter groß sein.«
    »Ich möchte ihn nicht töten müssen«, sagte Johanna.
    »Eines kann ich dir versichern: Er teilt deine Bedenken hinsichtlich des Tötens sicher nicht.« Sie wies mit dem zusammengefalteten Nunchaku auf das Tier. »Er schaut uns an und denkt: Frühstück.«
    Johanna schüttelte entschlossen den Kopf, steckte ihr Schwert in die Scheide zurück und hängte es sich über die Schulter.
    Scatty seufzte. »Wenn wir ihn nicht töten, tötet er uns.«
    Wieder schüttelte Johanna den Kopf. »Ich töte ihn nicht.«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass du einmal eine Armee angeführt hast?«
    »Das ist lange her. Ich werde mich verteidigen, aber ich töte keine unschuldige Kreatur.«
    »Bist du deshalb Vegetarierin geworden?«
    »Nein.« Johanna lachte. »Kurz nachdem Nicholas mir dein Blut übertragen hat, habe ich gemerkt, dass mir der Geschmack von Fleisch zuwider ist.«
    Der Bär blieb am Fuß des Abhangs stehen und sah zu ihnen herauf. Dann stellte er sich auf die Hinterbeine, warf den Kopf in den Nacken und brummte.
    Scatty korrigierte ihre ursprüngliche Schätzung, was seine Größe anging. »Vier Meter.« Sie maß die Bestie kritisch. »Ich könnte es mit ihm aufnehmen.«
    »Schau dir doch nur seine Pranken an«, sagte Johanna. »Ein Hieb und dein Kopf ist ab. Und auch wenn du vieles kannst, dir einen neuen Kopf wachsen lassen kannst du nicht.«
     
     
    Sie liefen fast den ganzen Morgen über saftiges Weideland mit hohem Gras, das sich im Wind wiegte. Jetzt, da sie wussten, dass es sich um ein Schattenreich handelte, fielen ihnen die winzigen Unstimmigkeiten auf: Der Wind wehte immer nur von Süden und roch immer nach Zitronen. Es gab keine Insekten, und obwohl die Sonne im Osten aufging und über den Himmel wanderte, schien sie viel zu lange im Zenit zu stehen.
    »Es sieht fast so aus, als hätte jemand das Pleistozän aus der Erinnerung neu beziehungsweise wieder erschaffen«, sagte Scatty.
    »Die Tiere haben sie gut hinbekommen«, erwiderte Johanna. Obwohl sie darauf achtete, dass sie fit blieb und ihre Kondition behielt, hatte sie das Gefühl, als sei sie

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