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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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ausmachen. Das heißt doch, dass du dich ein wenig auskennst mit der Zeit, oder?«
    »Ich habe einiges von Kronos gelernt«, gab Tammuz zu.
    »Könntest du mich zurückschicken?«, fragte Saint-Germain.
    Der Grüne Mann hob den Kopf. Seine silberne Maske spiegelte das Licht. »Ja, das könnte ich. Das liegt in meiner Macht.« Er hielt den Umschlag schräg und schüttete etwas von dem Pulver in seine linke Hand. Es zischte beim Herausrieseln, und als es den silbernen Handschuh berührte, brutzelte es. Feiner grauer Rauch sammelte sich in der Handfläche des Älteren und ballte sich nach und nach zu einer Kugel zusammen. »Aber wenn ich dich in die Vergangenheit schicke, ist das eine Reise ohne Wiederkehr. Es gibt kein Zurück. Nur Kronos, der Meister der Zeit, könnte dich dann wiederholen.« Der Grüne Mann lachte in sich hinein. »Aber er wird es nicht tun. Er hasst dich nämlich noch mehr als ich.«
    Shakespeare sah Saint-Germain an und zwinkerte ihm zu. »Du bist mir ja ein Schlimmer! Hassen dich eigentlich alle?«
    »So ziemlich.« Der Graf klang fast stolz. »Ich habe dafür ein besonderes Talent.«
    Die Rauchkugel in Tammuz’ silbernem Handschuh verdichtete sich weiter. »Wenn du erst einmal dort bist, sitzt du bis in alle Ewigkeit fest.« Tammuz sah den Franzosen eindringlich an. »Warum willst du es tun?«, fragte er neugierig. »Warum ist diese Frau so wichtig für dich?«
    Saint-Germain blinzelte überrascht. »Hast du jemals jemanden geliebt?«
    »Ja«, antwortete Tammuz vorsichtig. »Ich hatte einmal eine Gemahlin, Innana …«
    »Aber hast du sie geliebt? Wirklich geliebt?«
    Der Grüne Mann schwieg.
    »Hat sie mehr für dich bedeutet als das Leben an sich?«
    »Nicht liebt, wer nimmer offenbart die Liebe«, murmelte Shakespeare sehr leise.
    Der unsterbliche Franzose trat näher an den Älteren heran. »Ich liebe meine Johanna«, sagte er ohne allen Pathos. »Ich muss zu ihr.«
    »Selbst wenn es dich alles kostet?«, fragte Tammuz, als sei so etwas für ihn unvorstellbar.
    »Ja. Ohne Johanna ist alles, was ich habe, wertlos.«
    »Auch deine Unsterblichkeit?«
    »An erster Stelle meine Unsterblichkeit.« Keine Spur war mehr von Scherzen und Späßen in seiner Stimme. So hatten weder Shakespeare noch Palamedes Saint-Germain je erlebt. »Ich liebe sie«, wiederholte er.
    Der Grüne Mann starrte auf die Rauchkugel in seiner Handfläche. Die Kugel war ganz hell geworden, an manchen Stellen fast durchsichtig. Er tat noch etwas von dem grauen Pulver aus dem Umschlag dazu und beobachtete, wie die Körnchen in der Kugel herumwirbelten, als seien es Schneeflocken.
    »Ich war mir nie ganz sicher, ob die Humani die rechtmäßigen Erben dieser Welt sind«, sagte Tammuz unvermittelt. »Als Danu Talis unterging, haben einige aus dem Älteren Geschlecht sich zur Errichtung von Schattenreichen entschlossen, andere wollten lieber in der Welt der Humani leben. Wir wurden Könige und Fürsten. Einige hat man sogar als Götter verehrt und ein paar wenige schlüpften in die Rolle von Lehrern und behaupteten, die Humani besäßen Eigenschaften, die sie groß machen würden. Und Liebe und Loyalität galten als die überragendsten dieser Eigenschaften. Liebe und Loyalität. « Er schüttelte leicht den Kopf. »Vielleicht würde meine Rasse heute noch die Erde regieren, wenn wir ein wenig mehr von beidem besessen hätten. Und du sagst, deine Frau sei im Pleistozän?«
    Die Kugel auf seiner Handfläche wurde vollends durchsichtig.
    Und plötzlich sahen die drei Unsterblichen Johanna und Scathach darin. Die beiden Frauen standen mit gezogenen Schwertern an einem Flussufer einem unsichtbaren Feind gegenüber.
    Saint-Germain keuchte. »Johanna!«
    »Aber etwas fehlt …« Die Stimme des Grünen Mannes dröhnte und seine Augen funkelten. Dann begann das Bild in der Kugel sich zu drehen und man sah, dass die Frauen einem Mann in einem Kapuzenumhang gegenüberstanden. Die Gestalt bewegte sich, und die Unsterblichen sahen den Haken aus Metall, den er anstelle seiner linken Hand hatte. »Nein!« Tammuz’ Stimme wurde immer lauter. »Nicht er! Das ist ausgeschlossen! «
    Auch Saint-Germain war geschockt von dem, was er sah. »Der Mann mit der Hakenhand.« In seiner Stimme schwangen alle seine Gefühle mit. »Aber das ist ausgeschlossen!«, rief auch er.
    »Ihr kennt dieses Wesen?« Palamedes sah von Saint-Germain zu Tammuz.
    »Ich kenne ihn.« Die Stimme des Grünen Mannes zitterte. »Ich bin ihm vor zehntausend Jahren begegnet. Er war

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