Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister
einzusperren.«
Virginia richtete sich kerzengerade auf. »Welche Art von Monster?«, wollte sie wissen. »Das Übliche oder hast du etwas Interessantes gefunden?«
»Die allerschlimmsten«, antwortete Dee. »Die Albträume, die grausamen Wilden, die ausgemachten Scheußlichkeiten.«
»Wozu?«
»Wenn die Zeit gekommen ist, wollen sie sie auf die Stadt loslassen.«
»Wozu?«, fragte Virginia noch einmal.
»Um die Humani abzulenken, damit die Wesen des Älteren Geschlechts in dieses Schattenreich zurückkehren können. Die Kreaturen werden die Stadt verwüsten und selbst die modernste Armee mit all ihren Waffen und ihrer Schusskraft wird sie nicht aufhalten können. Wenn San Francisco kurz vor dem Kollaps steht, werden die Älteren in Erscheinung treten und die Monster besiegen. Sie werden zu Rettern der Menschheit und man wird sie wieder als Götter verehren.«
»Aber warum das alles?«, fragte Josh.
»Wenn sie erst wieder da sind, können sie anfangen, die Erde zu erneuern.«
»Das weiß ich doch. Aber warum können sie nicht einfach zurückkommen? Warum muss die ganze Stadt zerstört werden?«
»Nicht die ganze Stadt …«, begann Dee.
»Du weißt genau, was ich meine!«
»Die Wesen des Älteren Geschlechts werden die Monster besiegen und die Stadt wieder aufbauen. Das alles wird unter den Augen der gesamten Presse geschehen und wird zu einer spektakulären Demonstration ihrer Kräfte. Vergiss nicht, Josh, die Älteren können Dinge vollbringen, die an Wunder grenzen. Sie können den Leuten von ihren Kräften erzählen oder sie können den Humani einfach zeigen, wozu sie in der Lage sind. Und ein Bild ist mehr wert als tausend Worte.«
Virginia nickte. »Und wann soll das alles passieren?«
»An Litha, dem Tag der Sommersonnwende.«
»Aber bis dahin sind es noch zwei Wochen. Was machen Machiavelli und Billy jetzt schon auf der Insel?«
»Der Ablauf muss sich geändert haben«, antwortete Dee kurzangebunden.
»Machiavelli lässt die Monster doch nicht wirklich auf die Stadt los, oder?«, fragte Josh rasch. Er konnte sich gut vorstellen, dass Dee solche Kreaturen nach San Francisco einschleuste, aber Machiavelli traute er es nicht zu. Ihn hielt er für etwas menschenfreundlicher.
»Wer weiß schon, was der Italiener tun wird«, blaffte Dee. »Der Mann hat Pläne geschmiedet, deren Ergebnisse erst Jahrzehnte später sichtbar wurden. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er auf der Insel festsitzt –«
»Moment mal«, unterbrach Josh ihn. »Wenn Alcatraz den Enoch Enterprises gehört …«
»… und die Polizei die Enoch Enterprises in die Mangel nimmt«, fuhr Virginia Dare fort, »werden sie der Insel einen Besuch abstatten, sobald sie einen Durchsuchungsbefehl haben.«
»Das werden sie bereuen«, prophezeite Dee.
Virginia lachte. »Wenn ich das richtig sehe, Dr. Dee, gibt es in ganz San Francisco keinen Ort, an dem du dich verstecken kannst. Und wenn erst der FBI eingeschaltet ist, kennt ganz Amerika dein Gesicht und deinen Namen. Wohin willst du dann gehen? Was willst du dann tun?«
»Überleben«, antwortete der Unsterbliche, »wie immer.«
Josh fuhr die Green Street hinunter, als ihm ein junger Mann mit einem schweren Rucksack auffiel, der links von ihm unter dem Eingangsbogen zu Pier 15 stand. Etwas war seltsam an der Haltung des Mannes – sie war verkrampft und unnatürlich. Josh kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich – und schon entdeckte er die mattgrünen Aurafäden, die von der Gestalt ausgingen. Er sah auch noch, wie der Mann sein blasses Gesicht so drehte, dass er ihnen nachschauen konnte, und dann sein Handy an den Mund hob. Sofort informierte er die anderen. »Man hat uns entdeckt.«
Der Doktor drückte sich gegen die getönte Scheibe und blickte über die Straße. »Ein Boggart«, stellte er knapp fest.
Virginia Dare beugte sich über den Sitz und schaute ebenfalls hinaus. »Ein Sackmann, um genau zu sein. Und man hat uns entdeckt, kein Zweifel. Sackmänner sind meist harmlos, aber sie arbeiten als Späher für Kreaturen, die richtig gefährlich werden können.«
Unter dem Eingangsbogen von Pier 9 entdeckte Josh drei weitere Sackmänner. Er hatte erwartet, dass sie aussahen wie … Also, was er erwartet hatte, wusste er selbst nicht so genau, aber sie sahen aus wie ganz normale junge Männer mit Jeans und T-Shirt und zerschrammten Turnschuhen, die sich dicke, ziemlich mitgenommene Rücksäcke über die Schulter gehängt hatten.
»Ich sehe noch mal
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