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Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Titel: Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Dee saß fast direkt hinter ihm, eingerahmt von einem kaum erkennbaren gelben Schimmer. Die jugendlich wirkende Frau hatte sich ganz rechts in die Ecke gedrückt, möglichst weit weg von dem Magier. Sie tippte sich mit ihrer Flöte an die Unterlippe.
    Josh konzentrierte sich aufs Fahren des schweren Wagens und achtete darauf, dass er die erlaubte Geschwindigkeit nicht überschritt. Er versuchte, nicht an das zu denken, was gerade passiert war, und vor allem nicht daran, was mit seiner Schwester passiert war. Sie hatte sich gegen ihn gewandt – oder besser: Die Flamels hatten sie dazu gebracht, dass sie sich gegen ihn wandte. Aber wo war sie jetzt? Und wie sollte er seinen Eltern beibringen, dass sie nicht mehr bei ihm war? Sie erwarteten von ihm, dass er auf sie aufpasste, sie beschützte. Und er hatte versagt.
    »Wie hieß der Komiker gleich noch mal?«, fragte Virginia Dare unvermittelt. »Er ist immer mit einem Partner aufgetreten und hat gesagt: ›Da hast du mir ja mal wieder eine schöne Suppe eingebrockt.‹«
    »Stan Laurel«, antwortete Dee.
    »Oliver Hardy«, korrigierte Josh ihn. Sein Vater war ein absoluter Fan von Dick und Doof. Josh mochte den chaotischen Humor der Marx Brothers zwar lieber, doch eine seiner frühesten Kindheitserinnerungen war die, dass er auf dem Schoß seines Vaters saß und spürte, wie dessen ganzer Körper wackelte, während er lauthals über die Späße von Stan und Ollie lachte.
    »Oliver Hardy«, wiederholte Virginia und nickte. »Ich hab die beiden mal getroffen, vor langer Zeit, als ich das erste Mal in Hollywood war.«
    »Hast du in Filmen mitgewirkt?«, wollte Josh wissen. Er betrachtete sie im Rückspiegel. Hübsch genug war sie zweifellos.
    Virginias weiße Zähne leuchteten im Dämmerlicht, als sie kurz lächelte. »Bevor der Tonfilm kam.« Dann wandte sie sich an Dee. »Wie gesagt: Da hast du mir ja mal wieder eine schöne Suppe eingebrockt.«
    »Nicht jetzt, Virginia«, wehrte der Magier müde ab.
    »Du hast mich früher schon in Schwierigkeiten gebracht, John, aber nie in dieser Größenordnung. Ich wusste, dass ich mich nie mit dir hätte einlassen dürfen.«
    »Besonders viel Überzeugungskraft musste ich nicht aufbringen«, sagte Dee.
    »Du hast mir eine Welt versprochen …«, begann sie, doch dann schoss Dees Hand herüber, er berührte ihren Arm, und sein Blick ging kurz zu Josh. Die Pause in ihrem Satz war so kurz, dass sie kaum auffiel. »… ohne Schmerz und Leiden«, fuhr sie fort, doch den sarkastischen Unterton konnte sie nicht aus ihrer Stimme heraushalten.
    Josh bog von der Bay Street nach rechts in den Embarcadero ab.
    »Noch ist nicht alles verloren«, meinte Dee. »Nicht, solange wir das hier haben.« Er knöpfte seinen fleckigen, zerrissenen Mantel auf und zog ein kleines, in Kupfer gebundenes Buch heraus, das mit der Zeit grüne Patina angesetzt hatte. Das Buch war etwa 15 cm breit und 22 cm lang und älter als die Menschheit. Der Doktor strich mit den Fingern über das Metall und gelbe Partikel lösten sich und knisterten unter seiner Haut. Die Luft roch augenblicklich sauer, als ihre drei Auren – Orange, Salbei und Schwefel – sich vermischten. Funken tanzten über sämtliche Metalloberflächen im Wagen. Die Innenlichter blinkten und erloschen dann und über den LCD -Bildschirm des Navigationssystems zuckten unregelmäßige, regenbogenfarbene Wellen. Das Radio schaltete sich selbsttätig an und durchlief ein Dutzend Sender, bevor es in einem statischen Knistern wieder ausging. Sämtliche Anzeigen am Armaturenbrett leuchteten rot auf. Durch den schweren Wagen ging ein Ruck, dann blieb er stehen.
    »Steck es weg!«, rief Josh von vorn. »Es schrottet die gesamte Elektronik im Wagen.«
    Dee schob das Buch wieder unter seinen Mantel, und Josh drehte den Zündschlüssel im Schloss, um den Wagen neu zu starten. Der Motor hustete, sprang dann an und Josh gab Gas.
    »Gut gemacht«, sagte Virginia Dare.
    »Der Codex ist der Schlüssel«, fuhr Dee fort, als sei nichts passiert. »Dessen bin ich mir sicher. Ich muss nur noch herausfinden, wie ich ihn einsetzen kann.« Er beugte sich vor und tippte Josh auf die Schulter. »Wenn nur die letzten beiden Seiten nicht herausgerissen worden wären.«
    Josh erwiderte nichts darauf. Die Konzentration aufs Fahren hatte ihm seltsamerweise Gelegenheit gegeben, seine Gedanken zu ordnen. Unter seinem roten T-Shirt mit dem Logo der San Francisco 48er trug er in einem Stoffbeutel um den Hals die beiden Seiten, die er

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