Nicholas' Geheimnis (German Edition)
geradeheraus.
»Komödie?« Nick machte große Augen. »Wie kommst du darauf, Kleines? Ich habe mich ganz natürlich gegeben.«
»Dass ich nicht lache! Du hast heute Abend den perfekten Gast gemimt«, fuhr sie fort und schlug dabei seine Hand zur Seite, die mit dem dünnen Träger ihres Nachthemds spielte. »Liebenswürdig und sehr charmant …«
»Vielen Dank.«
»… und heuchlerisch«, vollendete Melanie ihren Satz.
»Nicht heuchlerisch«, berichtigte Nick. »Nur den Umständen angepasst.«
»Oh natürlich! Es hätte ja auch merkwürdig ausgesehen, wenn du plötzlich ein Schnappmesser aus der Tasche gezogen hättest, hab ich nicht Recht?«
Nick presste eine Sekunde lang die Lippen zusammen. Melanie würde ihn immer wieder daran erinnern, und ihm würde es nicht leicht fallen zu vergessen, wie sie aus Todesangst unter ihm bewusstlos geworden war.
»Nur wenige Leute haben mich anders gesehen als heute Abend«, sagte er leise und betrachtete Melanies Haar. »Unglücklicherweise gehörst du zu ihnen.«
»Ich will dich überhaupt nicht mehr sehen, weder so noch anders.«
Nick lächelte leicht. »Irrtum, Kleines! Ich werde dich morgen Mittag um eins abholen.« Sein Blick glitt über Melanies Körper. »Vielleicht kommst du bei Tageslicht und nicht ganz so spärlich bekleidet besser mit mir aus.«
»Ich lege keinen Wert darauf!« fauchte Melanie empört. »Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben, hörst du?«
»Oh, das glaube ich nicht«, meinte Nick zuversichtlich. »Es dürfte schwierig sein, Liz den Sinneswandel zu erklären, nachdem du Interesse an meinem Haus geäußert hast. Was hat dich eigentlich daran so ungeheuer beeindruckt?«
»Die irrsinnige Bauweise.«
Nick nahm lachend Melanies Hand. »Schon wieder ein Kompliment. Aphrodite, ich bete dich an. Komm, gib mir einen Gutenachtkuss.«
Melanie rückte ein Stück von ihm ab. »Ich denke nicht daran!«
»Oh doch.« Im nächsten Moment riss Nick Melanie an sich. Als sie ihn zurückzustoßen versuchte, lachte er nur. »Nixe …«, flüsterte er. »Welcher Sterbliche könnte dir widerstehen.« Fest presste er seinen Mund auf ihre Lippen, bis sie aufhörte, sich zu wehren.
Nicks Kuss wurde zärtlicher, verlor aber keineswegs seine Macht über Melanie. Dann regierte nur noch die Leidenschaft. Melanie ergab sich ihr und dem Mann, der sie entzündet hatte.
Nick spürte diesen Wechsel. Jedes Mal, wenn er sie in die Arme nahm, war es um ihn geschehen. Er musste sie haben, sie ganz zu besitzen. Später … Nicht, solange so viel auf dem Spiel stand. Es war zu riskant, und er hatte bereits zu viel riskiert.
Wenn sie ihm in jener Nacht am Strand nicht begegnet wäre, ihn nicht dort gesehen hätte, würden dann die Dinge jetzt anders liegen? Wenn sie sich heute Abend zum ersten Mal gesehen hätten, wäre sein Verlangen nach ihr dann ebenso unbezähmbar?
Melanie grub die Hände in Nicks Haar. Seine Lippen glitten zu ihrem Hals hinunter. Dieser Duft nach wildem Jasmin machte ihn verrückt, war gefährlich. Gefahr war Teil seines Lebens, er kannte keine Furcht. Aber diese Frau und die Empfindungen, die sie in ihm weckte, waren Risiken, die er nicht kalkulieren konnte.
Er wollte sie haben, ihren wundervollen Körper, ihre zarte Haut fühlen, aber er wagte es nicht. Ein Mann wie er durfte keiner Schwäche nachgeben, schon gar nicht jetzt, so kurz vor dem Ziel. Das Risiko war zu groß und der Einsatz zu hoch.
Melanie flüsterte Nicks Namen und schob die Hände unter sein Sweatshirt. Verlangen durchfuhr ihn wie ein Feuerstrahl. Er bot seine ganze Willensstärke auf, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Langsam hob er den Kopf. Irgendetwas drückte sich in seine Handfläche. Er sah, dass er Melanies Medaillon umkrampft hielt, ohne es gemerkt zu haben.
»Gute Nacht, Aphrodite«, sagte er, als er endlich wieder sprechen konnte. »Bis morgen.«
»Aber …«
Nick beugte sich zu ihr hinab. »Bis morgen«, wiederholte er lächelnd und küsste sie aufs Haar.
Melanie sah ihn zum Balkon gehen, über das Gitter steigen und dann verschwinden. Regungslos lag sie da, starrte auf die offene Tür und fragte sich, worauf sie sich da eingelassen hatte.
4. K APITEL
Das Haus war kühl und ruhig in diesen frühen Vormittagsstunden. Liz verordnete Melanie einen erholsamen Strandaufenthalt, und Melanie gehorchte gern. Erstens wollte sie Iona aus dem Weg gehen, und zweitens redete Liz von nichts anderem als dem gestrigen Abend. Sicher würde man von ihr ein paar geistreiche
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