Nicholas' Geheimnis (German Edition)
anscheinend daran gewöhnt oder zu gut erzogen, es zur Kenntnis zu nehmen.
Melanie musste sich eingestehen, dass sich Nick genauso vorbildlich verhielt.
Alex warf Iona einen scharfen Blick zu, als sie sich den dritten Brandy einschenkte. Ionas Antwort bestand in einem dramatischen Kopfschütteln, ehe sie den Inhalt des Glases herunterstürzte und Alex den Rücken zukehrte.
Als Nick aufstand und sich verabschiedete, bestand Iona darauf, ihn zu seinem Wagen zu begleiten. Sie warf einen triumphierenden Blick über die Schulter zurück und verließ dann Arm in Arm mit ihm den Salon.
Für wen war diese Szene eigentlich gedacht? fragte sich Melanie. Nun, das musste nicht unbedingt jetzt geklärt werden. Melanie widmete sich wieder Dorian. Zum Nachdenken hatte sie später in ihrem Zimmer noch Zeit genug.
Melanie träumte. Nach dem vielen Wein war sie sofort eingeschlafen. Obwohl sie die Balkontür abgeschlossen hatte, wehte der Nachtwind ins Zimmer. Sie seufzte im Schlaf und spürte den kühlen Hauch wie eine Liebkosung auf der Haut. Ein sanftes Streicheln, leicht wie Schmetterlingsflügel, über ihrem Mund … Eine Traumgestalt, deren Kuss jetzt deutlich zu spüren war … Melanie öffnete die Lippen.
Der Traum erregte sie. Der Kuss war so süß und berauschend wie der Wein, der ihren schlafenden Verstand umnebelte. Melanie seufzte und schlang die Arme um das Phantom …
Der Pirat flüsterte ihren Namen. Ein harter Mund presste sich auf ihre Lippen, starke Arme umfingen sie, ein muskulöser Körper presste sich gegen ihren. Das verschwommene Bild nahm Gestalt an. Dunkles Haar, dunkle Augen und ein wilder, leidenschaftlicher Mund …
Wärme durchflutete Melanie und wurde zu heißem Feuer. Sie stöhnte und gab sich der Leidenschaft hin. Die liebkosenden Hände auf ihrem Körper reagierten sofort. Melanies Lippen forderten mehr. Dann hörte sie geflüsterte Liebesworte, und der Vorhang zwischen Traum und Wirklichkeit hob sich.
»Die Göttin erwacht. Wie schade.«
Melanies Blick fiel auf Nicks mondbeschienenes Gesicht. Ihr Körper brannte vor Verlangen, und kein Phantom, sondern dieser Mann hatte dieses Feuer in ihr entfacht. Sie konnte seinen Kuss noch auf ihren Lippen und seine Hände noch auf ihrer Haut fühlen.
»Nick!« stieß sie hervor. »Lass mich sofort los, oder ich schreie das ganze Haus zusammen!«
»Eben noch warst du aber ganz einverstanden damit. Du warst sogar sehr entgegenkommend«, sagte Nick leise und strich mit einer Fingerspitze um ihr Ohr. An ihrem Hals konnte er ihren rasenden Herzschlag fühlen. Sein eigenes Herz schlug ebenso schnell.
»Süße Melanie …« Nick biss sanft in Melanies Oberlippe und fühlte, wie sie zitterte. Es wäre so leicht, sie jetzt zu verführen, und so riskant. »Warum zögerst du das Unausweichliche hinaus?«
Melanie rang um Fassung. Wenn dieser Mann bisher nur gelogen haben sollte, seine letzte Bemerkung war nur allzu wahr. »Ich will kein Wort mehr hören. Lass mich in Ruhe, Nick. Wenn du nicht sofort gehst, passiert etwas!«
Nick machte ein Gesicht, als fände er diese Möglichkeit höchst unterhaltsam. »Es wäre interessant, diese Situation Alex und Liz zu erklären. Ich könnte behaupten, von deiner Schönheit überwältigt gewesen zu sein. Das hört sich doch sehr glaubhaft an. Aber du wirst nicht schreien. Wenn du das wolltest, hättest du es längst getan.«
Melanie setzte sich auf und warf ihr Haar zurück. Musste er immer Recht haben? »Was willst du hier?« fuhr sie ihn zornig an. »Wie bist du überhaupt hereingekommen? Ich hatte die Balkontür verriegelt, bevor ich …« Sie unterbrach sich, als sie die weit offen stehende Tür sah.
»Eine verriegelte Tür ist für mich kein Hindernis.« Nick lachte leise und strich mit einer Fingerspitze über ihre Nase. »Du kennst mich anscheinend immer noch nicht, Kleines. Aber ich kann dich beruhigen. Ich bin nur gekommen, um dich an unsere Verabredung morgen zu erinnern. Es gibt nämlich ein oder zwei Dinge, über die ich mit dir sprechen muss.«
»Allerdings!« fauchte Melanie. »Zum Beispiel, was du in dieser Nacht am Strand zu suchen hattest! Und wer …«
»Später, Aphrodite. Im Augenblick bin ich etwas abgelenkt. Dein Parfüm ist sehr …«, er schaute ihr in die Augen, »… sehr verführerisch, weißt du das?«
»Mein Parfüm steht nicht zur Debatte.« Wenn Nick in diesem Ton sprach, traute Melanie ihm nicht. »Was sollte die lächerliche Komödie beim Dinner heute Abend?« fragte sie
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