Nicholas' Geheimnis (German Edition)
entschieden snobistischer ausdrücken. Das erwartet man von Frauen, die einen Millionär geheiratet haben – noch dazu einen ausländischen.«
»Ja? Na, mal sehen, was ich tun kann.« Liz trank einen Schluck Kaffee. »Alex wird wahrscheinlich in den kommenden Wochen furchtbar beschäftigt sein. Schon deshalb freue ich mich so, dass du hier bist.«
»Du brauchst einen Partner zum Cribbage – stimmt’s?«
»Unsinn!« Liz lachte. »Du bist der miserabelste Cribbage-Partner, den ich kenne, aber mach dir nichts draus, es geht mir nicht ums Kartenspielen. Ich finde es herrlich, meine beste Freundin, eine waschechte Amerikanerin, um mich zu haben!«
» Spassiba .«
»Bitte englisch, ja?« tadelte Liz. »Außerdem … denk nicht, ich hätte nicht gemerkt, dass das kein Griechisch, sondern Russisch war. Merk dir, dass du für die nächsten vier Wochen keinen politischen Unsinn bei den Vereinten Nationen dolmetschst, sondern dich ganz normal mit Freunden unterhältst.«
Liz beugte sich etwas vor und schaute ihre Freundin nachdenklich an. »Ganz ehrlich, Melanie, hast du nicht manchmal Angst, du könntest etwas falsch übersetzen und damit den Dritten Weltkrieg auslösen?«
»Wer – ich?« Melanie machte große Augen. »Keine Angst! Der Trick besteht darin, in der Sprache zu denken, die man übersetzt. Ganz einfach.«
»Oh natürlich, ganz einfach.« Liz lehnte sich wieder zurück. »Aber jetzt hast du Urlaub und brauchst nicht in fremden Sprachen zu denken. Es sei denn, du willst dich mit meinem Koch streiten.«
»Nichts liegt mir ferner«, versicherte Melanie und schob ihren Teller zurück.
»Wie geht es eigentlich deinem Vater?«
»Großartig wie immer.« Melanie schenkte sich Kaffee nach. Wann hatte sie sich zum letzten Mal morgens Zeit für eine zweite Tasse Kaffee genommen? Ferien, hatte Liz gesagt, und das bedeutete, sie war frei wie ein Vogel in der Luft. »Er lässt dich grüßen und hat mir aufgetragen, ein paar Flaschen Ouzo nach New York zu schmuggeln.«
»Ich habe nicht vor, dich nach New York zurückkehren zu lassen.« Liz stand auf und ging auf dem Balkon hin und her. Der spitzenbesetzte Saum ihres Morgenmantels glitt über die Fliesen. »Ich werde mich nach einem passenden Mann für dich umsehen und dich hier in Griechenland etablieren.«
»Du ahnst gar nicht, wie dankbar ich dir dafür wäre«, gab Melanie trocken zurück.
»Keine Ursache. Wozu sind Freunde schließlich da?« Liz nahm Melanies Spott nicht zur Kenntnis. »Dorian wird dir gefallen, da bin ich sicher. Ein toller Mann! Einer von Alex’ Top-Mitarbeitern, ungeheuer attraktiv. Blond, männlich … ein Typ wie Robert Redford. Du wirst ihn morgen kennen lernen.«
»Ich werde heute noch meinen Vater veranlassen, die Mitgift zusammenzustellen.«
»Ich scherze nicht!« Liz blickte Melanie vorwurfsvoll an. »Du kommst hier nur über meine Leiche wieder weg. Wir werden herrliche Tage am Strand verbringen, und du wirst die fantastischsten Männer kennen lernen und vergessen, dass es New York und die UNO überhaupt gibt.«
»Das habe ich schon vergessen.« Melanie warf die Haare über die Schultern zurück. »Also See, Sonne und Männer, ja? Ich bin dir leider ausgeliefert. Und jetzt schleppst du mich wohl gleich an den Strand und gibst erst Ruhe, wenn ich bronzebraun bin, wie?«
»Richtig!« Liz nickte nachdrücklich. »Zieh dich um. Bis gleich.«
Eine halbe Stunde später hatte Melanie schon nichts mehr gegen Liz’ Behandlungsmethoden. Weißer Sand, blaues Meer … Sie ließ sich von den sanften Wellen wiegen.
Warf ihr Vater ihr nicht auch immer vor, sie sei besessen von der Arbeit? Melanie drehte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Nach dem beruflichen Stress und der Katastrophe mit Jack war sie nirgends besser aufgehoben als auf dieser friedlichen Insel. Hier würde sie endlich zur Ruhe kommen.
Jack gehörte der Vergangenheit an. Es war keine leidenschaftliche Liebe gewesen, eher Gewohnheit, gestand Melanie sich ein. Sie hatte einen intelligenten männlichen Partner gebraucht und Jack eine attraktive Frau, deren Image seiner politischen Karriere förderlich sein konnte.
Hätte ich ihn je geliebt, überlegte Melanie, könnte ich das jetzt nicht so sachlich beurteilen. Das Ende hatte für sie weder Schmerz noch Einsamkeit bedeutet, sondern eher Erleichterung. Erleichterung und eine seltsame Leere … Das bedrückende Gefühl, im luftleeren Raum zu schweben, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Liz’ Einladung war
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