Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas' Geheimnis (German Edition)

Nicholas' Geheimnis (German Edition)

Titel: Nicholas' Geheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
dachte er. Wenn er Glück hatte, schlief sie noch bei seiner Rückkehr. Dann wären ihr die Stunden des Wartens und der Sorge erspart geblieben. Einer Eingebung folgend, hatte er ihre Kleider versteckt. Selbst Melanie würde nicht splitternackt spazieren gehen wollen.
    Nick musste wieder lächeln, als er sich vorstellte, wie sie auf ihn schimpfen würde, wenn sie aufwachte und nach ihren Kleidern suchte. Er sah sie richtig vor sich, wie sie wütend mitten in seinem Zimmer stand, nichts als das Mondlicht auf ihrer Haut.
    Nick hob das Fernglas und blickte übers Wasser. »Sie kommen«, stieß er leise hervor.
    Im Mondlicht war das Boot nur eine dunkle Silhouette. Zwölf Männer hockten hinter Klippen und Gesträuch und sahen ihm entgegen. Es kam geräuschlos und nur durch Ruderkraft getrieben.
    Beim Festmachen fielen kaum Worte. Die Stille und die Bewegungen der Mannschaft signalisierten Furcht. Die Erregung in Nick wuchs, obwohl sein Gesicht ruhig und undurchdringlich blieb. Er ist da, dachte er. Und wir haben ihn.
    Die Crew verließ das Boot. Eine maskierte Gestalt trat auf sie zu. Auf Nicks Zeichen durchflutete Scheinwerferlicht die Höhle. Die Schatten wurden zu Männern.
    »Keine Bewegung!« rief Tripolos scharf. »Das Boot wird beschlagnahmt und auf Konterbande untersucht. Lassen Sie die Waffen fallen und ergeben Sie sich.«
    Plötzlich hallten Rufe und Schritte durch die stille Grotte. Flüchtende und Verfolger, Geräusche und Licht bildeten ein chaotisches Durcheinander. Schüsse peitschten auf. Männer schrien vor Schmerz und Wut.
    Die Schmuggler kämpften mit den Händen und mit Messern. Der Kampf war verbissen, aber er konnte nicht lange dauern.
    Der Maskierte löste sich aus dem Gewirr und lief aus der Höhle. Nick stieß einen Fluch aus und raste hinterher. Im Laufen steckte er seine Waffe in den Gürtel zurück.
    Nach ein paar Schritten stieß er mit einer stämmigen Gestalt zusammen, ein Mann, der ebenfalls flüchten wollte. Beide verfluchten sich gegenseitig.
    Jeder von ihnen wusste, dass er nur weiterkommen würde, wenn er den anderen aus dem Weg schaffte.
    Ineinander verschlungen rollten sie über den abfallenden Felsboden aus dem Lichtkreis heraus. Ein Messer blitzte auf. Nick packte die Hand seines Gegners, ehe das Messer seinen Hals treffen konnte.
    Schüsse peitschten durch die Stille. Melanie sprang aus dem Sessel auf. Hatte sie es wirklich gehört oder nur fantasiert? Ihr Herz pochte heftig. Waren sie denn so nahe? Sie starrte in die Dunkelheit. Ein weiterer Schuss fiel. Die Felsen warfen das Echo zurück. Melanie erstarrte vor Furcht.
    Nick ist nichts passiert, redete sie sich ein. Gleich kommt er wieder, und dann ist alles vorbei. Ihm kann nichts geschehen.
    Noch ehe sie diesen Satz zu Ende gedacht hatte, rannte sie schon aus dem Haus. Nicks Jeans hingen ihr lose um die Hüften.
    Einzig logisch erschien ihr, zum Strand hinunterzulaufen. Gleich würde sie Nick treffen. Jeden Moment musste er ihr entgegenkommen. Dann konnte sie sich überzeugen, dass es ihm gut ging.
    Melanie rannte den felsigen Pfad entlang. Ihr Keuchen und ihre Schritte auf dem harten Boden waren die einzigen Laute. Fast wünschte sie sich, sie würde noch einen Schuss hören. Dann könnte sie die Richtung besser bestimmen und Nick schneller finden.
    Als sie den Strandpfad erreichte, sah sie ihn unten über den Sand eilen. Melanie atmete auf und raste die Stufen hinunter.
    Er lief weiter, ohne ihr Kommen zu bemerken. Melanie wollte ihn rufen, aber sein Name blieb ihr im Hals stecken. Sie starrte den Mann mit der Kapuzenmaske an.
    Das war nicht Nick. Das waren nicht seine Bewegungen, sein Gang. Nick hatte keinen Grund, sein Gesicht zu verhüllen. Melanie hatte ihre Überlegungen noch nicht zu Ende gebracht, als sich der Mann die Kapuze vom Kopf zog. Das Mondlicht fiel auf goldblondes Haar.
    Großer Gott, war sie wirklich so dumm, das nicht eher erkannt zu haben? Diese unheimlich ruhigen Augen – hatten sie jemals Empfindungen gespiegelt? Melanie machte einen Schritt rückwärts und suchte verzweifelt nach einem Versteck. Aber jetzt drehte er sich um. Sein Gesicht wurde hart, als er sie sah.
    »Melanie? Was machst du hier?«
    »Ich … ich wollte spazieren gehen.« Hoffentlich klang es gelassen und überzeugend genug! »Es ist eine so schöne Nacht. Eigentlich schon fast Morgen.« Als er auf sie zukam, musste sie ihre plötzlich trockenen Lippen befeuchten. Rasch sprach sie weiter. »Ich habe nicht erwartet, dir hier zu

Weitere Kostenlose Bücher