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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ohne weiteres damit bis nach Puertocitos, falls man Lust hatte.
    Ich warf einen Blick auf den Fahrer und wurde mit einem Schlag hellwach. Es war der Mann, hinter dem ich her war — der Mann aus dem Monte Carlo Café, der sich erkundigt hatte, ob jemand auf ihn wartete, und der gesagt hatte, er wäre unterwegs aufgehalten worden.
    Damit konnte er durchaus recht haben. Wenn er tatsächlich mit einem Hausboot von San Felipe gekommen war, mußte er bei dem plötzlich einsetzenden Regen im wahrsten Sinne des Wortes — und nicht nur mit seinem Zeitplan — ins Schleudern gekommen sein.
    Ich setzte mich wieder in Bewegung und hielt mit der langsam dahinkriechenden Doppelschlange der Wagen Schritt. Dabei musterte ich unauffällig den Fahrer des Kombiwagens.
    Auf dem Beifahrersitz saß ein zweiter Mann, dessen Gesicht ich leider nicht sehen konnte, weil es in tiefem Schatten lag.
    Dann passierte ich den Kontrollpunkt, nannte meine Staatsangehörigkeit und versicherte wahrheitsgemäß, daß ich keinerlei Waren aus Mexiko mitbrachte.
    Nach der Grenze versuchte ich wiederum vergeblich ein Taxi zu erwischen. Bis zu meinem Wagen war es noch einmal ein kleiner Fußmarsch. Als ich — diesmal auf vier Rädern — wieder zum Kontrollpunkt zurückkam, war der Kombi über alle Berge. Ich hatte mir aber die Zulassungsnummern notiert und war ziemlich sicher, daß ich meinen Mann wiederfinden würde. Eins stand allerdings fest: Nach der Beschreibung konnte es sich nicht um Colburn Hale handeln.
    Vielleicht aber hatte Freund Hale den Beifahrer gespielt. Den Mann neben dem Fahrer hatte ich ja leider nicht sehen können.
    Alles in allem war es doch eine recht vielversprechende Spur, die zu verfolgen sich lohnte.
    Der Nieselregen hatte mich bis auf die Haut durchnäßt.
    Ich fuhr zum MapleLeaf Motel, holte eine Reiseflasche aus meinem Koffer, genehmigte mir einen tüchtigen Schluck Whisky und legte mich schlafen.
     

4
     
    Irgendwann in der Nacht weckten mich laute Stimmen, die anscheinend miteinander stritten.
    Ich drehte mich auf die andere Seite, schüttelte mein Kissen auf, döste wieder ein und schreckte gleich darauf mit einem Ruck hoch, als mir klar wurde, daß die Stimmen möglicherweise aus Bungalow 12 gekommen waren.
    Es dauerte eine Weile, ehe ich mich so weit aufgerafft hatte, daß ich aus dem Bett steigen und zum Fenster gehen konnte.
    In Bungalow 12 brannte kein Licht.
    Draußen war es totenstill.
    Das Motel lag still unter den Sternen, deren Glanz silberne Lichter auf die dunkle Wasserfläche des Swimmingpools zauberte.
    Ich blieb am Fenster stehen, bis mir kalt wurde. Dann kroch ich wieder ins Bett, aber es dauerte lange, bis ich wieder einschlafen konnte. Ich lag da — horchte halb unbewußt auf Stimmen, die sich nicht mehr melden wollten.
    Um sieben Uhr stand ich auf, duschte, rasierte mich und überlegte, wo ich frühstücken sollte.
    Ich hatte Appetit auf huevos rancheros, eine mexikanische Spezialität, bei der Spiegeleier in einer Soße aus Zwiebeln, Pfeffer und Gewürzen auf einer dünnen Tortilla serviert werden.
    Huevosrancheros bekommt man nirgends besser als im De Anza Hotel.
    Es hatte aufgehört zu regnen. Der Himmel war blau, die Luft frisch und klar. Es waren nur vier Blocks zum De Anza Hotel, und ich beschloß, meine Gehwerkzeuge zu benutzen. Ich ging mit langen Schritten, die Schultern zurückgelegt, und sog in langen Zügen die reine Wüstenluft ein.
    Ich betrat den Speisesaal, suchte mir einen etwas abgelegenen
    Tisch, setzte mich, gab meine Bestellung auf und stärkte mich inzwischen mit vorzüglichem Kaffee.
    Der Kellner brachte die huevos rancheros. Ich setzte meine Kaffeetasse ab. Als ich aufsah, begegnete ich dem erschrockenen Blick unseres Klienten, Milton Carling Calhoun, der mir drei Tische weiter gegenübersaß.
    Er hatte mich nicht erwartet. Sein fassungsloses Gesicht sprach Bände.
    Ich winkte ihm freundlich zu, als sei es das Natürlichste der Welt, ihn dort zu sehen, und machte mich über meine Eier her. Dabei behielt ich ihn aber im Auge. Dem war es zuzutrauen, daß er sich klammheimlich davonstahl.
    Er war vor mir fertig und besaß dann doch genug Anstand, zu mir herüberzukommen.
    »Guten Morgen, Lam«, sagte er. »Wie geht’s denn?«
    »Danke der Nachfrage. Ausgezeichnet. Und Ihnen?«
    »Ein bißchen müde, aber sonst gut.«
    »Sie hätte ich heute früh hier am allerwenigsten erwartet.«
    »Tja — der Entschluß kam ein bißchen plötzlich, ich weiß... Ich habe mich nach Ihrem

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