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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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wandte mich an Calhoun. »Wenn ein Verbrechen begangen worden ist und ein begründeter Verdacht besteht, daß Sie daran beteiligt sind, brauchen Sie kein Wort zu sagen. Sellers hat die Pflicht, Sie zu warnen, daß alles, was Sie sagen, gegen Sie verwendet werden kann und daß Sie berechtigt sind, die Dienste eines Anwaltes in Anspruch zu nehmen.«
    »Aber es kann sich unmöglich um ein Verbrechen handeln«, sagte Calhoun.
    »Unmöglich!« bestätigte ich sarkastisch. »Sellers ist sicher nur hergekommen, um Eintrittskarten für den Polizistenball zu verkaufen.«
    Sellers grinste.
    Ein paar Sekunden schwiegen wir alle drei. Schließlich fing Sellers wieder an. »Jetzt will ich euch beiden Sportsfreunden mal was sagen. Ich bin mit einer Polizeimaschine hergeflogen und erst heute früh um fünf hier eingetrudelt. Aber ich wußte ziemlich genau, wo ich den Hebel anzusetzen hatte, und habe mich gleich an die Arbeit gemacht.
    Hale war Schriftsteller. Er schrieb alles mögliche, hauptsächlich aber Artikel und Kurzgeschichten. Gelegentlich hatte er auch interessantes Material, das er den Nachrichtendiensten der Presse anbieten konnte.
    Nun stieß er eines Tages auf den Komplex Marihuana-Schmuggel. Er muß schon seit längerer Zeit unauffällig seine Recherchen angestellt haben. Offenbar handelt es sich um eine große Sache, denn in der Nacht, als er verschwand, klapperte er wie besessen auf seiner Schreibmaschine.
    In dieser Nacht bekam er Besuch. Von einem Mann. Und über den möchten wir gern Näheres wissen. Wer war der Mann? Freund oder Feind?
    Hale packte seinen Krempel und verzog sich. Er hatte offenbar nicht allzu viele Habseligkeiten, aber was er hatte, warf er in ein Auto und suchte das Weite.
    Das kann zweierlei bedeuten: Entweder hatte er eine Menge heißes Material, das er zu einem Artikel über Marihuana-Schmuggel verarbeiten wollte, die Sache sprach sich herum, und ein Freund gab ihm den Tip, daß die Situation brenzlig wurde und es für ihn besser sei zu verdunsten. Also verdunstete er. Oder er wußte, daß eine Lieferung bevorstand, und kam deshalb zur Grenze.
    Da er seine Sachen mitgenommen hat, ist diese Theorie plausibel.
    Andererseits kann es auch ein Feind gewesen sein, ein Mitglied des Rauschgiftringes. Folgendes ist denkbar:
    Hale ist eifrig dabei, einen hochbrisanten Artikel zu tippen. Plötzlich klopft es. Er öffnet und schaut direkt in die Mündung einer Pistole.
    Der Mann hinter der Pistole nimmt Hale mit. Um sicherzugehen, daß keinerlei Notizen oder andere Hinweise Zurückbleiben, räumt er mit Hilfe eines Kumpels die Wohnung aus.
    Im Augenblick gehen wir noch davon aus, daß Hale freiwillig ausgezogen ist, daß der Artikel noch nicht ganz fertig war, daß er plötzlich merkte, in was er sich da eingelassen hatte, daß ein Freund ihm beim Packen half und die beiden sich in Windeseile verzogen. Wir hätten gern —«
    Die Tür zum Frühstücksraum öffnete sich, und ein Mann, dem man den Bullen zehn Meilen gegen den Wind ansah, kam herein, trottete zu Sellers hinüber und tippte ihm auf die Schulter. »Kann ich Sie eine Minute sprechen, Sergeant?« fragte er.
    Sellers sah auf. »Selbstverständlich.«
    Die beiden Polizeibeamten verzogen sich in eine Ecke, wo sie außer Hörweite waren. Der Kollege aus Calexico redete eindringlich auf Sellers ein, der ein sehr ernstes Gesicht machte.
    Es mußte eine wichtige Neuigkeit sein, die er erfahren hatte, denn er kreuzte nicht wieder an unserem Tisch auf, sondern verließ mit dem Calexico-Bullen den Raum, ohne sich noch einmal nach uns umzudrehen.
    »Puh«, sagte Calhoun. »Da bin ich ja gerade noch mal davongekommen.«
    Ich betrachtete die Tür, durch die die Polizisten verschwunden waren. Nach ein paar nachdenklichen Sekunden wandte ich mich wieder an Calhoun. »Nach diesem Zwischenspiel wäre eigentlich die Gelegenheit zum Reden gekommen«, sagte ich.
    »Mit wem? Und worüber?«
    »Mit mir. Über Sie.«
    »Ich glaube nicht, daß Sie mehr zu wissen brauchen, als Sie schon wissen.«
    »Der Glaube allein macht in diesem Fall nicht selig.«
    Er zögerte. »An Colburn Hale liegt mir im Grunde genommen nichts.«
    »Sehr überzeugend«, meinte ich spöttisch. »Sie blättern dreihundertfünfzig Dollar auf Bertha Cools Schreibtisch, damit wir ihn aufspüren, legen heute früh noch einen Hunderter dazu — aber es liegt Ihnen überhaupt nichts an ihm.«
    Calhoun gab sich einen Ruck. »Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen.«
    »Das wäre mal eine nette

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