Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
Abwechslung«, meinte ich ermutigend.
    »Mein Interesse gilt nicht Colburn Hale«, sagte er, »sondern Nanncie Beaver.«
    Das brachte mich nun doch aus der Fassung. »Wie bitte?«
    »Jawohl«, bekräftigte er. »Ich interessiere mich für Nanncie Beaver. Sie ist fortgelaufen, und zwar allem Anschein nach in Panikstimmung. Zunächst habe ich auf eigene Faust nach ihr gesucht, aber das war hoffnungslos. Dann ging ich daran festzustellen, ob Colburn Hale etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte, und stellte fest, daß Hale sehr überstürzt ausgezogen war. Ich konnte mir ausrechnen, daß die beiden zusammensteckten.    >
    Niemand sollte wissen, daß ich mich für Nanncie Beaver interessiere. Ich wagte nicht einmal, es Ihnen und Bertha Cool zu sagen. Aber ich hoffte, durch Colburn Hale an Nanncie heranzukommen.«
    »Weshalb diese Geheimnistuerei?«
    »Weil ich verheiratet bin«, erklärte Calhoun. »Es ist keine glückliche Ehe. Wir leben in Scheidung, und unsere Anwälte debattieren gerade über die Vermögensverteilung. Ich kann es mir nicht leisten, meiner Frau in die Hände zu spielen. Wenn sie von Nanncie Beaver erfährt, sitze ich in der Tinte. Dann fordert sie nämlich astronomische Summen als Abfindung.«
    »Wenn Sie bei uns offen gewesen wären, hätten Sie sich eine Menge Zeit und Geld gespart.«
    »Ebensogut hätten Sie oder Bertha Cool einen Schnitzer machen können. Mein Verlust hätte sich dann gut und gern auf zwei- bis dreihundert —«
    »Zwei- bis dreihunderttausend Dollar belaufen können...«, ergänzte ich den Satz für ihn.
    Er zögerte einen Augenblick. »Möglich«, räumte er dann ein.
    Ich überlegte scharf. »Ich will Ihnen einen Teil Ihres Berichtes abnehmen«, sagte ich. »Sie fuhren nach Calexico und gingen direkt zum Bungalow 12 des MapleLeaf Motel, weil Sie mit Nanncie sprechen wollten. Es gab Streit. Das Gespräch lief nicht so glatt, wie Sie erwartet hatten.«
    »Wie kommen Sie darauf?« fragte er.
    »Sie vergessen, daß ich in Bungalow 7 wohne«, erklärte ich. »Ich bin in der Nacht durch Stimmen wachgeworden, die aus Bungalow 12 kamen.«
    »Eine Männer- und eine Frauenstimme?«
    »Ganz recht.«
    »Konnten Sie hören, was gesprochen wurde?«
    »Statt mir Löcher in den Bauch zu fragen, sollten Sie jetzt endlich mit den Tatsachen herausrücken! Die Aussichten für Sie sind durchaus nicht so rosig, wie Sie anzunehmen scheinen.«
    »Ich habe Ihnen alles gesagt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das haben Sie nicht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn Ihnen wirklich so viel daran gelegen hätte, sich mit Nanncie in Verbindung zu setzen, als ich Ihnen gestern abend bei unserem Telefongespräch sagte, wo sie steckt, hätten Sie gesagt: >Gut, die Sache ist für mich zunächst erledigt, Lam. Ich gedenke nicht, noch mehr Geld in den Fall zuinvestieren. Wenn Sie Colburn Hale bis jetzt noch nicht gefunden haben, stecken Sie die Suche auf und kommen Sie zurück.<
    Statt dessen klemmen Sie sich hinters Steuer, hetzen hierher und präsentieren mir heute früh sofort noch einen Hunderter.«
    »Na und?« fragte Calhoun. Es sollte aggressiv klingen, wirkte aber bloß kläglich.
    »Und das beweist mir, daß hier irgendwas nicht stimmt.« Ich schob meinen Stuhl zurück. »Wir gehen jetzt zu Nanncie.«
    »Ich — ich will sie jetzt nicht sehen.«
    »Sie werden aber.«
    »Sie arbeiten in meinem Auftrag!« protestierte er.
    »Da haben Sie verdammt recht. Und hinter der Sache steckt mehr, als man auf den ersten Blick denkt, sonst wäre Sergeant Sellers nicht hier. Auf zu Nanncie!«
    »Ich will sie jetzt nicht sehen.«
    »Aber ich! Bleiben Sie hier, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Also meinetwegen — ich komme mit.«
    Ich zahlte die Rechnung und ließ ein Trinkgeld auf dem Teller liegen.
    »Wo ist Ihr Wagen?« fragte ich.
    »Er steht vor der Tür.«
    »Wir fahren. Die Zeit kann kostbarer sein als wir denken.«
    Es war ein dicker Cadillac. Im Nu waren wir am MapleLeaf Hotel und stiefelten zu Bungalow 12 hinüber.
    Der Schlüssel steckte von außen.
    »Was bedeutet das?« fragte Calhoun.
    »Vermutlich, daß sie ausgezogen ist.«
    »Unmöglich!«
    »Warum?« konterte ich.
    Darauf wußte er keine Antwort.
    Ich ging keß zur Tür und klopfte. Als niemand antwortete, öffnete ich.
    Das Bett war benutzt, aber noch nicht gemacht. Ich ging ins Badezimmer. Auf dem Boden lag eine Badematte, aber sie war trocken. Die Badetücher hingen gefaltet auf der Stange — auch trocken. Wir sahen uns gründlich um.

Weitere Kostenlose Bücher