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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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—«
    Hale wandte mir ostentativ den Rücken.
    »Ein Privatdetektiv«, ergänzte sie hastig. »Er hat nach dir gesucht.«
    Hale wandte sich langsam wieder um. Er betrachtete mich mißtrauisch aus einem gesunden und einem stark angeschwollenen, blutunterlaufenen Auge.
    »Na, dann schießen Sie mal los«, sagte er.
    »Ich weiß so ungefähr alles«, begann ich. »Als Nanncie sagte, daß Sie für gestern abend um sieben mit ihr im Monte Carlo Café verabredet waren und nicht auftauchten, und al 5 ich erfuhr, daß die Lieferung, der Sie nachspürten, die Grenze passiert hatte, beschloß ich, die Straße nach San Felipe abzufahren und zu sehen, ob wir eine Spur von Ihnen entdecken.«
    »Sie haben sich reichlich Zeit gelassen«, murrte er.
    »Sie waren nicht meine einzige Sorge«, sagte ich. »Wollen wir nicht an die frische Luft gehen? Da können wir uns ungestört unterhalten. Nehmen Sie Ihr Bier mit, und erzählen Sie mir alles andere draußen. Möglich, daß ich auch noch einiges auf Lager habe, was Sie interessiert.«
    »Unwahrscheinlich«, knurrte Hale. Aber immerhin griff er sich seine Flasche und sein Glas und folgte mir.
    Er trug keinen Hut und hatte einen dunklen welligen Haarschopf. Ich schätzte ihn auf etwa achtzig Kilo, seine Größe auf etwa eins achtzig. Sein Argwohn war sehr ausgeprägt. Leicht würde ich es nicht mit ihm haben.
    Der Bursche war sichtlich mitgenommen. Er hatte nicht nur ein blaues Auge, sondern hatte offenbar auch eins auf die Nase bekommen. Auf seinem Hemd waren Blutspuren.
    Er hatte sich mindestens zwei Tage nicht mehr rasiert, und seine Haut hatte jenen fettigen Glanz, der von äußerster Erschöpfung kommt.
    Wir setzten uns an einen der Tische im Freien, völlig unter uns. Ich bestellte zwei Flaschen eisgekühltes Bier.
    »Man hat Sie offenbar tüchtig in die Mangel genommen«, sagte ich zu Hale.
    »Ich hab’ mich für wer weiß wie schlau gehalten«, sagte er ziemlich kläglich. »Aber die anderen waren schlauer.«
    »Wem haben Sie denn diese fürchterlichen Prügel zu verdanken?«
    »Puggy.«
    »Wer ist Puggy?«
    »Seinen Nachnamen kenne ich nicht. Die anderen haben ihn immer nur Puggy genannt.«
    »Und wie ist Puggy auf Sie gestoßen?«
    »Ich war einer Rauschgiftlieferung auf der Spur«, begann er.
    »Das wissen wir schon.«
    »Nein, das wissen Sie eben nicht«, wandte er ein. »Nanncie mag Ihnen erzählt haben, was sie wußte, aber alle Einzelheiten kennt sie nicht. Die —«
    »Jetzt weiß sie Bescheid«, unterbrach ich ihn. »Sie kennt die Geschichte von dem kleinen Hausboot, das zwischen Calexico und San Felipe hin und her pendelte. Die Schwimmer des Hausboots haben eine geschickt getarnte Kappe, die man abnehmen kann. Das Innere der Schwimmer ist mit getrocknetem Marihuana gefüllt.«
    »Und woher wissen Sie das alles?« erkundigte sich Hale.
    »Weil die Polizei es weiß«, sagte ich.
    »Na Mahlzeit! Damit ist ja dann mein Artikel futsch!«
    »Nicht unbedingt«, meinte ich. »Für eine größere Zeitschrift ist Ihr Artikel immer noch durchaus attraktiv, vorausgesetzt, daß die Einzelheiten sensationell genug sind.«
    »Sind sie«, versicherte er.
    »Was ist denn nun eigentlich geschehen?«
    »Den Tip über die Schmugglerbande verdanke ich Nanncie«, begann er. »Aber für meinen Artikel brauchte ich einige Informationen aus erster Hand. Nur mit Gerüchten konnte ich nicht operieren. Ich mußte genau wissen, wie das Zeug herübergeschafft wurde.
    Den ersten Teil des Artikels hatte ich schon so ziemlich beisammen und tippte wie besessen, als Nanncie sich spätabends mit mir in Verbindung setzte und sagte, daß wir sofort verschwinden müßten.«
    »Warum?«
    »Die Friseuse, von der sie den Tip hatte, war zu gesprächig gewesen. Die Burschen waren uns auf die Spur gekommen.«
    »Was taten Sie daraufhin?«
    »Ich legte keinen gesteigerten Wert darauf, mich mit einem Haufen von Rauschgiftschmugglern anzulegen. Man weiß ja, wozu solche Leute fähig sind. Deshalb wollte ich so schnell wie möglich fort. Ich hatte vor, den Schmugglerring platzen zu lassen und erst dann wieder aufzutauchen, wenn die Burschen geschnappt waren und sicher hinter Schloß und Riegel saßen. Ich packte also mit Hilfe eines Freundes meine Sachen, brachte sie in ein Lagerhaus und fuhr nach Mexicali, wo sich, wie ich wußte, die Schmuggler treffen wollten.«
    »Weiter«, sagte ich.
    »Ich kannte den Schmugglerboss und wußte, daß sie das Zeug immer über Calexico hereinbrachten ; aber mir fehlten noch ein

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