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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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den Revolver?«
    »Ja.«
    »Seinen Revolver?«
    »Natürlich war es sein Revolver.«
    »Und Sie gaben den Revolver Colburn Hale weiter?«
    »Ganz recht.«
    Ich dachte im Eilzugstempo nach. Schließlich sagte ich: »Kommen Sie — wir fahren die Straße hinunter in Richtung San Felipe und halten die Augen offen.«
    »Warum?«
    »Weil wir«, sagte ich, »vielleicht einen Wagen mit verbeultem vorderen Kotflügel und einer Leiche darin finden werden. Mit der Leiche Ihres Freundes Colburn Hale.«
    »Aber er — sie — sie würden doch nicht wagen —«
    »Wir haben es mit einer Profi-Bande zu tun«, sagte ich. »Bei den Lieferungen geht es um Tausende von Dollars. So ein kleiner Mord fällt da gar nicht besonders ins Gewicht. Ziehen Sie sich an und kommen Sie wieder hierher zurück. Wenn’s geht, in fünf Minuten.«
    Sie zögerte sekundenlang. Dann stand sie auf. »Vielleicht ist das wirklich die beste Lösung.«
     

10
     
    Die Straße von Mexicali nach San Felipe führt noch einige Zeit durch bewohntes Gebiet. Ab und zu steht eine Raststätte am Straßenrand, die eisgekühltes Bier für den durstigen Reisenden und ein paar einfache mexikanische Gerichte bereithält.
    Dann kommt eine kahle Wüstenstrecke, und die Straße windet sich durch einen Paß bergan. Links liegt der Golf von Kalifornien, rechts die Wüste. In südlicher Richtung sieht man das vulkanische Bergmassiv. Die heißen Wüstenwinde haben dort den Sand bis hoch hinauf auf die Felswände geweht.
    Ich machte mich auf eine lange Fahrt gefaßt. Eine Weile rollten wir schweigend dahin. Dann sagte Nanncie: »Ich möchte nicht, daß Sie ein falsches Bild von mir bekommen. Ich spiele meine Freunde nicht gegeneinander aus, bin nur gern unter Leuten. Ich bin Schriftstellerin mit Leib und Seele und habe keine Lust, meinen Beruf an den Nagel zu hängen, um die brave Ehefrau zu spielen und einen Haufen schreiender Babies zu versorgen. Dafür bin ich nicht geschaffen. Ich habe noch viel vor...«
    »Es ist Ihr Leben«, sagte ich.
    »Eins sollen Sie noch wissen: Mit dem Scheitern von Miltons Ehe habe ich nichts zu tun. Er hatte sich schon von seiner Frau getrennt, als ich ihn kennenlernte, und ich hab ihm nie Gelegenheit gegeben, sich an meiner Schulter auszuweinen oder mir ein Klagelied über die Verständnislosigkeit und Kälte seiner Frau zu singen... Aber ich will gern zugeben, daß ich ihm einen Blick in ein Leben habe tun lassen, das er nicht kannte, in das Leben, das wir Künstler führen. Ich brachte ihn mit Leuten zusammen, die durch Phantasie ihr Brot verdienen. Oft verdienen sie nicht viel — das ist schon wahr. Aber meist liegt das nicht daran, daß sie kein Talent haben, sondern einzig und allein an der Verlagspolitik.«
    »Was stimmt denn nicht mit der Politik der Verlage?« fragte ich.
    »Nichts stimmt daran«, gab sie zurück. »Die guten Zeitschriften arbeiten nicht gern mit Freiberuflern. Sie haben sich mehr und mehr auf Beiträge aus den eigenen Redaktionen verlegt. Außerdem bringen sie nur die großen Namen, die Etablierten unter den Autoren.«
    »Und wie etabliert man sich in der Welt der Literatur?«
    »Indem man seine Manuskripte veröffentlicht.«
    »Und wie erreicht man das?«
    Sie lächelte. »Indem man einen großen Namen bekommt. Man kann nicht... Halt, Donald! Da ist Coles Wagen!«
    »Wo?«
    »Da drüben an der Raststätte. Sehen Sie den lädierten Kotflügel?«
    Ich bog von der Straße ab, und wir hielten neben einem ziemlich mitgenommenen alten Wagen, der vor dem Zaun des Rasthauses geparkt war.
    Die Tische im Freien waren unbesetzt. Ich öffnete die Tür zu dem ziemlich engen Gastraum, und plötzlich rannte Nanncie mit ausgebreiteten Armen an mir vorbei. »Cole! Ach, Cole, wie froh ich bin, dich zu sehen. Geht’s dir auch gut?«
    Der Mann, der am Tisch gesessen und Bier getrunken hatte, erhob sich etwas steif.
    Nanncie fiel ihm in die Arme. Ich war total vergessen.
    »Ich bin gerade noch mal davongekommen«, sagte er zu Nanncie. »Aber es ging um Kopf und Kragen.«
    »Du hast ja ein blaues Auge, Cole! Und auf deinem Hemd ist Blut!«
    »Und meine Rippen tun mir weh, und ich bin am ganzen Körper grün und blau geschlagen«, ergänzte er.
    Da fiel ihr ein, daß ich ja auch noch da war. »Cole, ich möchte dich mit Donald Lam bekanntmachen. Donald, das ist Colburn Hale.«
    Hale trat argwöhnisch einen Schritt zurück und übersah geflissentlich meine ausgestreckte Hand. »Wer ist Lam?« fragte er.
    »Ein Detektiv«, sagte sie. »Ein

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